"Ängste sind wie Dämonen.."

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Nathalie:

Er hatte es probiert. Ja wirklich. Beinahe hätte ich den ganzen Schmerz zur Seite geschmissen und wäre mit ihm in dieses wunderschöne Riesenrad gestiegen.

Hätte mich frei gefühlt.

Ganz hoch oben.

Den Wellen beim Rauschen zugehört.

Aber dazu kam es nicht.

Der Schmerz, den ich noch immer wegen Caleb verspüre, ist so groß, dass er alles andere zunichte macht.

Und die Angst, die mit ihm kommt.

Sie lähmt mich.

„Wir sind da. Soll ich dich noch zur Tür bringen?" Seine Stimme klingt belegt.

Plötzlich prasseln die Worte aus mir wie ein Wasserfall.

„Neil es tut mir leid. Es tut mir leid, dass ich so komisch bin und mich so verschließe. Du bist ein toller Kerl, ich meine, es stimmt das ich dich nicht wirklich kenne. Du bist vor zwei Tagen einfach so aufgetaucht und erstmal dachte ich echt du bist nicht ganz sauber, aber der Tag heute war wirklich schön. Und ich"-

Ich merke, wie mein Stimme beginnt zu brechen.

Ich spüre, wie Neils Hand sich auf meine legt. Ich sehe ihn an und unsere Blicke treffen sich, prallen regelrecht aufeinander.

„Ich wäre vor ein paar Monaten fast gestorben."

Eine Flut grauenvoller Gefühle durchfährt mich. Gefühle, die ich nie wieder fühlen wollte. Ich will ihn so viel fragen. Doch nichts davon kommt mir über die Lippen.

Stattdessen frage ich: „Wieso erzählst du mir das?"

Seine Lider senken sich.

„Ich will das du mir vertraust und ich will das du weißt, dass ich verstehen kann wie es sich anfühlt, wenn die Angst einem alles nimmt. Alles."

Jetzt umschließt er meine Hand fester und sieht mir erneut in die Augen.

Mein Herz überschlägt sich.

„Und deshalb weiß ich auch, dass du dagegen ankommen kannst. Du musst die Angst bekämpfen, auch dann, wenn du denkst das sie dich ohnmächtig werden lässt. Erst recht dann. Ängste sind wie Dämonen. Sie versuchen uns zu kontrollieren, aber es muss nicht so sein.

Du bis eine Königin und zwar die von deinem eigenen Leben. Du herrscht darüber, nichts und niemand anderes hat das Recht dazu."

Seine Worte treffen mich wie Blitz und Donner zusammen und meine Hand beginnt unter seiner zu vibrieren. Noch nie hatte ich das Gefühl dieser Geborgenheit bei jemand anderem außer Caleb empfunden. Bis jetzt.

Wer bist du Neil Lancaster?

„Wieso fühlt es sich so an, als könnte ich dir aufs Blut vertrauen? Dir alles sagen, ohne jeden Zweifel, dass du Schund damit anstellen würdest? Wieso fühle ich mich bei dir so wohl, Neil?"

Schweigen.

Ich sehe ihn an, in meinen Augen so viel Erwartung. Doch worauf?

„Ich muss dir etwas sagen, Nathalie."

„Was?", krächze ich.

„Ich habe dir gesagt, ich wäre fast gestorben. Ich wurde also gerettet und seitdem träume ich von dir. Ich habe schon von dir geträumt, da habe ich dich noch nicht einmal gekannt."

Ein Zucken durchfährt meinen Körper.

Ich habe das Gefühl, nicht mehr klar denken zu können und verdammt das klingt alles so absurd und trotzdem schreit wieder alles in mir: Vertrau ihm.

Auch wenn mich alles sofort wieder an Caleb erinnert, frage ich:

„Was ist passiert?"

Er zögert kurz, bevor er weiterredet.

„Ich hatte eine"-

Das kräftige klopfen neben mir reißt uns beide aus der Blase, in der wir uns gerade eben noch befanden.

Joe steht mit hochgezogenen Augenbrauen und nach unten geneigtem Kopf an der Autotür.

Das ist echt Klasse.

One HeartbeatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt