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,,Ich bekomme ein Mal die Nummer acht als Vorspeise und dann die Nummer 110 als Hauptspeise", sagte meine Mutter und legte ihre Speisekarte behutsam neben sich auf den Tisch. ,,Gerne und was kann ich Ihnen bringen, Madame?", fragte der Kellner und sah mich abwartend an. ,,Ich bekomme ein mal bitte die Nummer vier als Vorspeise und die Nummer 99 als Hauptspeise." Der Kellner nickte und nahm unsere Karten entgegen. ,,Sehr gerne, kann ich ihnen noch etwas bringen?" Ich schüttelte den Kopf und wollte gerade verneinen, als meine Mutter sich zu Wort meldete: ,,Ich hätte gerne noch etwas von diesem Wein hier bitte." Wieder nickte der Kellern und verabschiedete sich mit einem Sehr gerne, werde ich ihnen sofort bringen. ,,Ach", seufzte meine Mutter und griff nach meiner Hand. ,,Ist das nicht schön? So ein Mutter Tochter Tag. Nur wir beide", sagte sie und drückte meine Hand leicht. ,,Ja und Steve", ergänzte ich und deutete auf den Bodyguard meiner Mutter der einen Tisch weiter neben uns saß und uns die ganze Zeit nicht aus den Augen ließ. Ich kannte Steve schon lange. Seitdem ich denken konnte arbeitete er für meine Mutter und war seit ungefähr sechs Jahren ihr persönlich Bodyguard. Er war an die fünfzig, hatte dunkle Haut, war groß und sehr breit gebaut. Er war einer der wenigen Menschen die schon damals für meine Mutter gearbeitet hatten und die ich wirklich mochte. Er hatte mir immer Schokolade mitgebracht oder selbstgemachte Cupcakes seiner Frau. Meine Mutter mochte Steve ebenfalls und es fühlte sich manchmal so an, als sei er mehr ein Familien Mitglied als jemand der für meine Mutter arbeitete. Dennoch weigerte er sich, sich zu uns zu setzen. Nicht wenn ich im Dienst bin, sagte er immer. Das Problem war, dass er ständig im Dienst war. ,,Ja und Steve." Meine Mutter drehte sich zu ihm um. ,,Ich verstehe einfach nicht, weshalb er sich nicht zu uns setzten will. Ich kenne ihn seit fast zwanzig Jahren" ,,Er ist im Dienst", sagte ich und nahm einen Schluck meiner Cola. ,,Ach was..." Meine Mutter schüttelte den Kopf. ,,Wir sind im Restaurant. Hier wird uns vermutlich kein Paparazzi angreifen." Ich lachte leicht. ,,Wer weiß." Immer wenn meine Mutter über Paparazzis sprach klang es so, als würde sie über irgendwelche Wilden Tiere sprechen. Genau in diesem moment kam der Kellner mit einer Flasche Wein wieder und etwas Brot. ,,Dann erzähl doch mal Hope", sagte meine Mutter als er wieder weg war und griff nach ihrem Weinglas. Sie war heute morgen voller Elan und einem riesigen bestellten Frühstück in mein Zimmer gekommen und hatte beschlossen dass wir einen Mutter-Tochter Tag machen. Mein Dad traf sich mit irgendwelchen Freunden und wir wollten Val und Hugo Zeit mit ihrer kleinen Familie geben . Also hatte meine Mutter spontan beschlossen das wir den Tag zusammen verbinden würden. Nach dem Frühstück waren wir Shoppen, wobei meine Mutter voll in ihrem Element war, danach hatten wir Kaffe getrunken und Kuchen gegessen, bevor sie mich mit ins Spa genommen hatte. Nun, war es früh am Abend und wir hatten beschlossen zusammen essen zu gehen. Ich musste zugeben, dass es mir gefiel solch einen Tag mit meiner mutter zu verbringen. Wir hatten so etwas noch nie wirklich gemacht und es war wirklich Lustig gewesen. Vielleicht könnten wir dies zu einer Art Ritual machen. Ich bemerkte, dass sie sich wirklich Mühe gab sich zu ändern und ich fragte mich, ob ich nicht schon früher mit ihr hätte reden sollen. Vielleicht hätte ich ihr das ganze schon sagen sollen, als ich noch jünger war. Das mir das zu viel war und das sie mich nett druck setzte. Vermutlich dachte sie damals nur, dass sie das beste für mich tat und da ich mich nie beschwert hatte, war ihr wohl nie aufgefallen, wie ich das ganze eigentlich wirklich fan. ,,Was soll ich erzählen?', fragte ich und nahm mir ein Wiens vin dem Brot. ,,Wie sieht es denn aus zwischen dir und diesem Gewissen Fußballer." Ich verschluckte mich fast an meinem Brot. ,,Wie bitte?" ,,Hat er sich noch mal gemeldet? Hats du dich vielleicht bei ihm gemeldet?" Abwartend sah sie mich an. ,,Redest du von Julian?" Meine Mutter verdrehte die Augen. ,,Nein, ich rede von diesem anderen Fußballer mit dem du vor drei Jahren zusammen warst." Nun war ich diejenige die die Augen verdrehte. ,,Also meinst du Julian." ,,Natürlich." Darauf sagte ich nichts und kaute auf meinem Brot herum. ,,Hope? Bist du in Tagträume verfallen?" ,,Nein." ,,Und warum erzählst du mir dann nichts?" Ich zuckte mit den Schultern. ,,Es gibt da nichts zu erzählen." ,,Wie?" Meine Mutter legte die Stirn in Falten. ,,Es gibt nichts zu erzählen", wiederholte ich. Das war die Wahrheit. Julian und ich hatten seit unserem Gespräch vor drei Tagen, nicht mehr miteinander gesprochen. Ich hatte hin und wieder überlegt ob ich ihm schrieben sollte, doch hatte mich jedesmal dagegen entschieden. Ich wollte nicht aufdringlich wirken. Vielleicht war dies aber auch ein Zeichen. Vielleicht war das meine Antwort auf die Frage, die ich Julian nicht gestellt hatte. Das er sich nicht meldete war vermutlich die Antwort auf die Frage könntest du dir vorstellen, dass wir es noch mal miteinander probieren. Unser Gespräch war für ihn sicher der Abschluss gewesen. Wir hatten alles geregelt und konnten nun in Frieden getrennte Wege gehen. Aber dann machte es keinen Sinn, dass er mir gesagt hatte, dass er all die Jahre noch Gefühle für mich gehabt hatte. Julian ergab einfach keinen Sinn. ,,Wie? Habt ihr nicht mehr miteinander gesprochen?" Ich schüttelte den Kopf. ,,Nein...Ich wollte ihn nicht anrufen." Meine Mutter überlegte kurz. ,,Und er hat sich auch nicht gemeldet?" Ich schüttelte den Kopf. ,,Ich will mich aber auch nicht melden. Was ist, wenn es einen Grund dafür gibt, weshalb er sich nicht bei mir meldet." ,,Was sollte denn dieser Grund sein?", fragte meine Mutter und sah mich Neugier an. Ich zuckte mit den Schultern. Vielleicht war ein guter Grund, dass für ihn zwischen uns nun alles geregelt war. Wir konnten jetzt unser normales Leben weiter leben. Ganz ruhig. Ohne den jeweils andern. ,,Hope?", fragte meine Mutter vorsichtig und ich seufzte. ,,Ich weiß es nicht. Ich kann leider nicht in Julian hineinsehen und seine Gedanken lesen. Dann wäre das alles vielleicht einfacher." Meine Mutter nahm noch einen Schluck von ihrem Wein und sah mich an. ,,Du glaubst mir das jetzt vielleicht nicht aber ich kenne dich sehr gut Hope", sagte sie. ,,Das ist schön", murmelte ich ein Wiens Verwirrt, doch meine Mutter ließ sich davon nicht beirren. ,,Und ich weiß, dass es da etwas gibt was du mir nicht erzählt und was dich bedrückt." ,,Da ist nichts", murmelte ich und schüttelte den Kopf. ,,Hope, ich sehe es dir an. Seit dem Gespräch mit Julian hast du diesen seltsamen Nachdenklichen Blick drauf und jedesmal wenn wir über ihn reden sind deine Antworten nur kurz angebunden." ,,Gar nicht wahr." Meine Mutter zog die Augenbrauen hoch. ,,Du willst mir also erzählen, dass du in den ganzen drei Stunden die du bei Julian warst über nichts anderes gesprochen habt als die paar Sachen die du mir erzählst und dann bist du einfach so gegangen ohne das ihr darüber gesprochen habt wie es jetzt mit euch weiter geht?" ,,Wir wurden von Iza und Kevin unterbrochen", fügte ich hinzu. ,,Und dann hast du mir geschrieben." ,,Bei was wurdet ihr unterbrochen?" Ich runzelte die Stirn und stopfte mir noch ein Wiens mehr Brot in den Mund. ,,Beim reden", murmelte ich mit vollem Mund. Wenn ich was im Mund hatte, könnte ich mir länger Zeit für meine Antworten lassen. ,,Wo rüber hatten ihr denn in diesem Augenblick gesprochen?" Ein weiteres mal zuckte ich mit den Schultern. ,,Halt über irgendwas. Weiß ich nicht mehr so genau." ,,Hope." Ich glaubte meine Mutter wollte sich einen anstarr Wettbewerb mit mir leisten, da sie meinen Blick nicht losließ. Allerdings schien mich ihr Blick unter druck zusetzen, weshalb ich schnell wieder wegsah. ,,Mehr gibt es also nicht zu erzählen." Ich schüttelte den Kopf. ,,Unter normalen Umständen würde ich ja akzeptieren das du nicht mehr sagen willst aber das hier sind keine normalen Umstände und ich sehe wie sehr es dich bedrückt." ,,Warum ist dir das überhaupt so wichtig Mom? Vor drei Jahren warst du noch total gegen die Beziehung zu Julian und jetzt sitzt du hier und willst unbedingt das wir wieder zusammen kommen." Ein wenig unverständlich sah ich meine Mutter an und ich musste aufpassen, dass ich nicht zu laut sprach. Glücklicherweise saßen um uns herum nur relativ alte Leute, die sich für solche Gespräche vermutlich nicht interessierten. Meine Mutter seufzte und tupfte sich mit ihrer Servierte die Lippen ab. ,,Ich fühle mich schuldig Hope", gestand sie mir schließlich. ,,Schuldig? Aber weshalb?" ,,Ich denke, es ist meine Schuld, dass dein Management damals vor drei Jahren zu Julian gegangen ist und dafür gesorgt hat, dass ihr euch trennt? Ich denke, dass ich Schuld dran bin, dass du unglücklich warst. Ich hätte mich da raus halten sollen oder dich einfach unterstützen. Stattdessen wollte ich alles kontrollieren und dachte, dass es besser für dich ist, wenn du und Julian getrennte Wege gehen. Ich hätte damals für dich da sein sollen und weil ich es damals nicht getan habe, will ich es heute tuen. Ich denke...Ich will es einfach nur wieder gut machen." Meine Mutter sah mich entschuldigend an. ,,Ich glaube ich mache das aber falsch. Ich glaube gerade pusche ich dich wieder zu sehr, weil ich denke, dass das das beste für dich ist. Ich lasse dich schon wieder nicht dein Leben leben. Hope, ich will nur das du glücklich bist. Mir ist es egal ob du mit Julian glücklich bist oder ohne Julian. Hauptsache du bist glücklich. Ich dachte vermutlich, dass du es mit Julian bist und habe deshalb die letzten Tage so versucht dir in eure Beziehung reinzureden." Mir kamen bei dem Geständnis meiner Mutter fast die Tränen und ich konnte sie verstehen. ,,Mom",sagte ich und umschloss ihre Hand. ,,Ich verstehe dich. Ich verstehe was du meinst und ich bin dir dankbar. Das damals war aber nicht deine Schuld. Es geht mir vor allem gar nicht darum, dass Julian mit mir Schluss gemacht hat. Darüber bin ich schon lange hinweg...irgendwie...Viel mehr geht es um das wie und warum. Er hat es getan weil sein Management meinte, er solle sich endlich feste binden und das wollte er nicht, jedenfalls nicht mit mir. Daraufhin wollte er sicher gehen, dass ich nicht versuchen würde mit ihm zu reden und hat mir erzählt, dass das für ihn alles nur ein Spiel war. Eine Challenge für sich selber. Ich wusste damals nicht, dass es nur eine Lüge war und das hat mich verletzt. Ich hatte mich so dumm gefühlt und als ich dann die Wahrheit erfahren habe, habe ich mich hintergangen gefühlt. Ich hatte Julian meine Gefühle anvertraut. Er wusste, dass er mein erster Freund war, ich noch nie zuvor irgendeine Art von Beziehung hatte und auch keinerlei Erfahrungen hatte. Er wusste wie schwierig es war mich dazu zu entschieden eine Beziehung mit ihm einzugehen. Er wusste, dass ich mich damit gegen jeden stellen würde. Gegen dich, gegen Val und gegen mein Management. Er wusste genau wie schwer es für mich war diese Entscheidung zu treffen und das dies ein großer Schritt für mich war. Das ich noch nie etwas getan hatte obwohl was anderes von mir verlangt wurde. Obwohl er das alles wusste hatte er mich trotzdem so verletzt. Er hat das zu mir gesagt, was mich definitiv verletzten würde. Genau aus diesem Grund. Dich trifft da keine Schuld." Meine Mutter sah mich stumm an, als genau in diesem Moment unsere Vorspeise serviert wurde. ,,Es tut mir leid Hope....Ich kann doch jetzt verstehen warum du sorge hattest Julian zu vertrauen. Vielleicht hätte ich dich nicht drängen dürfen."

Love me if you can {Julian Draxler FF}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt