Retrospektive:
Anschließend an 12Ein leises Klirren weckte sie. Gemächlich und sich leise gähnend räkelnd öffnete Amelie die Augen. Grelles Licht blendete sie und sie brauchte erst einmal eine Weile, bis sie sich an die morgendliche Helle gewöhnte. Schließlich blickte Amelie sich blinzelnd um, bis sie sich vorsichtig umdrehte und zu ihrer Verwunderung mit leichter Enttäuschung feststellen musste, dass ihr Retter von gestern leider nicht mehr neben ihr lag.
Also rappelte sie sich langsam auf und spähte heimlich über den Rand des Sofas.Dort stand er mit zerzauster Wuschelmähne, weiter, schwarzer Leinenhose und einem eng anliegenden, weißen Shirt, das jeden einzelnen Muskel beinahe zu provokant abzeichnete. Unwillkürlich färbten sich bei diesem Anblick ihre Wangen rot und sie musste kräftig schlucken. Sie hatte das Gefühl, als wäre sie etwas zu weit in jemandes Privatsphäre eingedrungen.
Doch, als sie sah, was der milliardenschwere CEO von Silvers dort machte, begannen ihre Augen schelmisch zu funkeln. Es brauchte nicht einmal eine Sekunde, da hatte sie ihr Handy von irgendwoher gezaubert und ein Bild geknipst:
Jona Anderson beim Aufpolieren seines feinen Porzellangeschirrs.
Ihre Sachen waren eben immer griffbereit, als freie Journalistin. Sie grinste in sich hinein und freute sich insgeheim schon auf den nächsten Artikel, den sie soeben gefunden hatte. Rasch verstaute sie ihr Handy also wieder und ließ es in ihren gelben Chucks verschwinden, damit er nicht davon Wind bekam, ehe sie nicht überhaupt eine Chance gehabt hätte.
Abermals richtete sie sich auf und linste über den Rand des Sofas.,,Sie sind ja noch immer da, Miss Meyland", bemerkte Jona Anderson auf einmal, ohne dabei auch nur einmal in ihre Richtung geblickt zu haben, was sie augenblicklich vor Schreck zusammenzucken ließ.
,,Sieht so aus", gab sie schleunigst zurück.
,,Sagen Sie, sind Sie Schlafwandlerin?"
Diese Bemerkung ließ sie heftig schlucken und knallrot werden.
,,N-nein, w-wieso?", stammelte sie mit zittrigen Händen.
Nur ein freches Heben der Mundwinkel, mehr kam nicht vom ihm.
Amelie verstand schnell und versuchte sich zu erklären: ,,Es wäre nur unhöflich gewesen, wenn ich meinen Gastgeber auf dem unbequemen Sofa hätte schlafen lassen, allein..."
,,Wenn ich in mein Bett hätte wollen, dann hätte ich das auch getan", gab er nüchtern zurück. Jetzt war ihr das alles fürchterlich peinlich.
,,Dann möchte ich aufrichtig um Verzeihung beten."
,,Wozu? Dafür, dass Sie mir Gesellschaft geleistet haben, Miss Meyland?"
Nun trafen seine stechend moosgrünen Augen schelmisch auf ihre beschämten und sofort sah sie beiseite.
Amelie konnte ihn leise lachen hören. Rau und so angenehm melodiös erklang seine Stimme in der geräumigen Wohnung.
Sie bekam eine Gänsehaut.
Seine Ausstrahlung ließ sie beinahe ersticken.,,Noch eine weitere Frage, Miss Meyland..."
Oh Gott, sie konnte bald ihren eigenen Nachnamen nicht mehr hören, wenn er sie noch einmal so ansprach - leicht spöttisch und doch so, als würde er jeden einzelnen Buchstaben auf seiner Zunge zergehen lassen, ihren Nachnamen probieren und auskosten.
,,Weshalb befanden Sie sich gestern in New Yorks abscheulichem Ghetto? Ich hielt Sie für eine ehrenvolle, reine Frau."
Ohne dass sie es bemerkt hätte, stand er auf einmal vor ihr und musterte sie aus strengen Augen.
,,Ich habe mich verlaufen...", log sie, versuchte seinem Blick standzuhalten, knickte darunter aber wie eine schwache Blume ein.
,,Das sah mir aber nicht gerade danach aus. Ihnen war ein Mörder auf den Fersen und hing an ihrem Hals wie eine blutgierige Bestie. Wäre ich gestern nicht da gewesen, so säßen Sie heute nicht hier, Miss Meyland."
,,Und dafür bin ich Ihnen ja auch wirklich sehr dankbar, Mister Anderson", erwiderte sie, versuchte seinen Namen dabei genauso in den Mund zu nehmen wie er ihren und schielte zu ihm herauf.
Er war tatsächlich noch einmal einen Schritt näher gekommen, sodass er seinen Kopf tief gesenkt halten musste, um sie anzusehen.
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©Eine Milliarden Gründe
RomanceJede Nachrichtenagentur rauft sich allein bei seinem Namen schon die Haare; jeder Journalist lässt ergeben die Schultern hängen. Jona Anderson, milliardenschwerer CEO der Firma seines Vaters und ein Gentleman der Extraklasse durch und durch, ist un...