Carter
"Sie haben unterschrieben", verkündet Lydia mit einem Grinsen im Gesicht und blickt von ihrem Tablet auf.
Ich entließ einen tiefen, befreienden Seufzer, der ein Teil meiner Last mit sich nahm. Zwar lag noch genug Verwantwortung und noch mehr Erwartungen auf mir, aber für's erste hatte ich meinen Soll erfüllt - zumindest für den heutigen Tag. Zufrieden lehnte ich mich in meinem Ledersessel zurück, der unter meinem Gewicht leicht quietschte, und faltete die Hände hinter meinem Hinterkopf zusammen.
Auch wenn ich mir eigentlich sicher sein sollte, dass alles nach Plan laufen würde, behielt eine leise Stimme in meinem Kopf, die Zweifel äußerte, immer noch beträchtlichen Einfluss auf meine Gefühlslage. Jetzt, wo die Fitzgeralds unterschrieben hatten, hieß es nur noch, die Baugenehmigung durchzubringen, aber das war wohl mit der leichteste Part an diesem ganzen Deal. Es hatte drei Monate gedauert, bis die früheren Grundstückbesitzer uns ihr Anwesen samt ihrer Umgebung verkauft hatten, weil sie immer wieder Einwände gegen irgendwelche Vorschläge von uns hatten, dabei wollten sie einfach nur den Preis hochtreiben. Und obwohl wir viel für das schäbige Grundstück gezahlt hatten, als geplant war, blieb es im Vergleich zu den noch bevor stehenden Grundstücken, die wir kaufen werden, noch ziemlich billig. Wenn man bereits länger in diesem Business war so wie ich, dann war das Grundstück mindestens das Doppelte wert. Es lag nicht direkt in Manhattan, aber immer noch so nah an der Stadt, dass es vollkommen einfach zu erreichen ist. Es ist also ein wahrer Schatz, der uns gerade ein paar Millionen gekostet hatte. Zu blöd, dass die vorherigen Besitzer nichts davon wussten, doch sie ermöglichten uns damit einen weiteren Schritt in Richtung Expansion.
Am liebsten hätte ich sofort mein Handy gezückt, um meinen Vater anzurufen und ihm in sein dämmliches Gesicht zu lachen, weil ich sehr wohl als CFO für unsere Firma geeignet war, aber es gab Dinge, die man lieber von Angesicht zu Angesicht machte. Meinem Vater meinen kleinen Triumph unter die Nase zu reiben, war eines von diesen Dingen.
Die Türen zu meinem Büro wurden aufgerissen und Kyle lief mit einem fetten Grinsen und einer Flasche teurem Whisky auf mich zu. Man merkte ihm sofort an, dass er bereits zwei wenn nicht sogar drei Drinks intus hatte - und das nicht nur wegen des penetraten Alkoholgeruchs.
"Du hast es also gehört", murmelte ich und hob mein Kinn.
Kyle streckte die Hand mit der Flasche in die Höhe, und diese Geste erinnerte mich an die letzte Szene aus The Breakfast Club. "Wir haben es geschafft", jaulte er und stellte die Flasche auf meinem gläsernen Schreibtisch ab.
Kyle ist schon seit vier Jahren mein Geschäftpartner in Dingen Finanzen der Warren Company. Wir hatten uns auf dem College kennen gelernt, und obwohl wir uns zuerst gegenseitig gehasst hatten, weil wir einem ständigen Konkurrenzkampf ausgeliefert waren, reichte eine Party, ein verdammter Abend, aus, um unser Kriegsbeil zu begraben, weil wir endlich Klartext miteinander redeten. Das und vermutlich der Tequila, der mit Sicherheit auch einen Anteil an unserer Quasi-Freundschaft hatte. Gott, ich hasse Tequila.
Mein Blick glitt von dem groß gebauten Mann zu meiner Assisstentin, die ihre Augen nicht von Kyle lassen konnte. Ich konnte es ihr nicht verübeln, denn Kyle gehörte zu New Yorks größten Junggesellenen, der jedoch einer Frau nach der anderen ihr Herz in zwei Teile brechen konnte.
Ich hatte ihre heimliche Schwärmerei schon vor gut einem Jahr bemerkt, aber sie nicht darauf angesprochen, weil das zu persönlich geworden wäre. Sie war immerhin noch meine Assisstentin und nicht meine Freundin. Außerdem, und so egoistisch das jetzt auch klingen mag, würde es Dinge nur verkomplizieren. Sie würde mit Kyle schlafen, er würde sie daraufhin abservieren, sie würde vor Kummer nicht mehr ihrer Arbeit nachkommen, ich würde sie daraufhin feuern und nach einem neuen Assisstenten Ausschau halten. Uns allen wäre also nicht geholfen. Naja, bis auf Kyle, er hätte zumindest für eine Nacht ziemlich guten Sex mit Lydia.
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The Warren-Deal | (Broken Billionaires, #1)
Romance𝑪𝒂𝒓𝒕𝒆𝒓 Das Multimilliarden-Unternehmen meiner Familie erschafft die Zukunft der Welt, doch als Vorstandsmitglied gibt es nichts wichtigeres als die Zukunft der Firma zu sichern. Meine Aufmerksamkeit sollte dabei vollkommen auf dem Wohlergehen...