Raya
Ich stapelte zwei Kisten aufeinander und lief mit ihnen in den großen Saal. Da sie Boxen ziemlich groß waren, brauchte ich etwas länger, um den richtigen Weg zu finden und alles vollständig von einem zum anderen Ort zu transportieren. Als ich die Kisten abstellte, flitzte meine Tante zu mir und sah mir über die Schulter. "Was ist da drinnen?"
Um ihre Frage zu beantworten, öffnete ich die Boxen und es fanden sich noch ein paar gruselige Figuren darin. Freudig nickte sie und wies mit einer einfachen Kopfbewegung auf den Empfang. "Die können wir noch vorne aufstellen", meinte sie und ich runzelte die Stirn.
"Ist im Eingang nicht genug Deko?", fragte ich nach, doch sie zuckte nur mit den Schultern.
"Wenn die Leute als erstes den Vorraum betreten, sollen sie das Motto gleich erkennen können", erklärte sie, doch ich verdrehte nur lächelnd die Augen. Die Leute würden die Deko sowieso nur in eine Richtung deuten können, und das nicht nur, weil in drei Tagen der 31. Oktober und damit Halloween war. Es war Zufall, dass eine unserer monatlichen Spendenaktionen genau auf diesen Tag fiel, doch wir ließen es uns nicht nehmen, alles so zu schmücken und aufzubereiten, dass es zu dem Feiertag passte. Zwar ging es hauptsächlich darum, Blut zu sammeln, doch was passte da besser als Halloween?
Meine Tante wies mich an, den anderen beim restlichen Dekorieren in dem Saal zu helfen, also ließ ich die Kisten bei ihr und steuerte in die Halle. Die Liegetische waren bereits aufgebaut worden, an ihnen hingen ein paar unechte Spinnenweben und orange-schwarze Luftschlangen. Einige kümmerten sich um die Fensterdekoration, wieder andere waren für das Schmücken der Wände zuständig. Weil ich nicht genau wusste, wo ich anfangen sollte, lief ich zu einer Gruppe und begann ein paar Papierfledermäuse aufzuhängen. Vic trat neben mich und wickelte ein paar Luftschlangen um die medizinischen Schränke.
"Meine Mutter übertreibt es mal wieder", murmelte sie und ich schmunzelte. Das tat Tía oft, doch sie meinte es nur gut.
"Ich verstehe überhaupt nicht, was das ganze soll", fügte sie hinzu und sah sich die Halle an. "Die Leute sollen Blut spenden und sich keinen Spaß daran erlauben."
Ich verstand, was sie meinte, denn obwohl an Halloween mehr Leute als sonst kommen würden, waren es hauptsächlich Betrunkene, die nichts von Moral und Anstand kennen. Es war ein einziges mal dazu gekommen, dass unsere Spendenaktion auf den 31. Oktober gefallen war, und damals hatten wir alle Hände voll zu tun. Viele nehmen diese Sache nicht ernst, und besonders an so einem Tag wie Halloween zügelten sich die meisten nicht.
"Das alles ist doch nur ein bisschen Plastik und Papier", meinte ich lächelnd und griff nach einer Fledermaus, um sie zu ihr zu werfen. Problemlos fing sie diese auf, trat neben mich, um die Fledermaus ebenfalls aufzuhängen und seufzte auf.
"Soweit ich mich erinnert kann, hasst du Halloween", murmelte sie nachdenklich und ich warf ihr einen Blick zu.
"Ich hasse Halloween nicht, ich mag es einfach nur nicht besonders." Diese ganzen gruseligen Figuren und grauenvollen Kostüme waren einfach nicht mein Ding. Ich verstand einfach nicht, wieso die Leute einen speziellen Tag im Jahr brauchten, um sich als schreckliche Monster zu kostümieren und an die Türen anderer klopfen wollten, um nach ein paar Süßigkeiten zu fragen. Wenn sie einfach nur in den nächsten Supermarkt gehen würden, wäre die Auswahl viel größer und der Aufwand im Vergleich viel geringer.
Vielleicht lag es aber auch einfach daran, dass ich ziemlich leicht zu erschrecken war. Als Kind habe ich es schon nicht gemocht, in den Straßen zwischen all den kostümierten Menschen herumzulaufen, vermutlich weil ich Angst vor ihnen hatte. Mit sechsundzwanzig Jahren hatte sich das ganze kein bisschen gebessert. Ganz im Gegenteil, ich glaubte sogar, noch schreckhafter zu sein.
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The Warren-Deal | (Broken Billionaires, #1)
Любовные романы𝑪𝒂𝒓𝒕𝒆𝒓 Das Multimilliarden-Unternehmen meiner Familie erschafft die Zukunft der Welt, doch als Vorstandsmitglied gibt es nichts wichtigeres als die Zukunft der Firma zu sichern. Meine Aufmerksamkeit sollte dabei vollkommen auf dem Wohlergehen...