Raya
"Hilfst du Vic?", fragte mich eine der Frauen, die bei der Organisation mithalfen. Lächelnd nickte ich und lief zu meiner Cousine. Sie war gerade dabei im ganzen Gebäude die Blumen auszuwechseln. Nach Weihnachten und Silvester haben die Pflanzen ziemlich gelitten, da keiner wirklich hier warm um sie zu Gießen. Wir entschieden uns also dafür, sie mit neuen Rosen zu ersetzen. Das war zwar nicht ziemlich winterlich, doch sie brachten mit ihren bunten Blütemblättern eine gewisse Abwechlung hinein.
Vic war gerade dabei, eine Vase zu leeren, als sie mich im Augenwinkel sah. "Hey, Sonnenschein", murmelte sie mit einem Halbgrinsen und schnitt die frischen Blumen ein, die auf dem Tisch lagen.
"Hey", lächelte ich sie an und setzte mich neben sie, um die vertrocknet Blumen wegzuschmeisen. Ich hatte das Gefühl, sie schon ewig nicht mehr gesehen zu haben.
"Wie war euer Weihnachten?", fragte ich nach und sie zuckte leicht mit den Schultern.
"Öde ohne dich", gestand sie, was mich zum Strahlen brachte. Sie schien mein freudiger Ausdruck wohl aufzfallen. "So öde dann auch wieder nicht."
Daraufhin stieß ich mit dem Ellebogen gegen ihren Oberarm. "Du weißt doch, wie meine Eltern sind. Weihnachten bedeutet purer Stress für alle, besonders meine Mom ist fast durchgedreht als du ihr gesagt hattest, dass Onkel Diego und du nicht kommen könnt. Ihr seid der letzte Familienteil, der noch am erträglichsten ist."
Ich lachte auf. "Wie nett, danke."
Sie zuckte ausgelassen mit den Schultern und verzog ihren Mund zu einer Grimasse. "Wie war euer Weihnachten so?" Bei dem Gedanken an Carters Überraschungsbesuch machte mein Herz einen Sprung. Ich versuchte die Röte im meinem Gesicht zu überspielen.
"Gut, es war ... gut", murmelte ich mich und steckte die neuen Rosen in eine frische Vase. Carter hatte mir die Ohrringe seiner Mutter geschenkt und mir gesagt, dass er sie nur mir anvertraute, aber ansonsten ist nichts spannendes passiert.
Vic sah mich fragend an, bis ich verstand, dass sie gar nichts von Carter und seinem Besuch bei mir zu Hause wusste. Ihr letzter Stand war also, dass es meinem Vater ziemlich miserabel ging.
Schnell räusperte ich mich und versuchte eine bedrückende Miene aufzusetzen. "So gut es eben sein konnte."
Sie nickte verständnisvoll, dabei glitten ihre Augen zweimal über mein Gesicht, so als ob sie herausfinden wollte, ob ich sie gerade anlog. Ich versuchte so normal wie möglich zu sein, aber wie ging das überhaupt? Ich hatte das Gefühl, alles falsch zu machen.
"Süße Ohrringe."
Ich zuckte zusammen und blickte sie an. Wusste sie etwa über Carters Geschenk Bescheid?
"Wie bitte?" Meine Stimme klang plötzlich ganz heiser.
"Na deine Ohrringe", murmelte sie und schnitt wieder frische Blumen an. "Die sind doch neu, oder?"
Ich starrte sie einen Moment an, bevor ich verhalten nickte und mich zu der noch fast leeren Vase drehte. "Danke", hauchte ich und steckte neue Blumen in das Wasser.
Die Ohrringe trug ich nicht allzu oft, weil ich zum einen Angst hatte, etwas so kostbares vielleicht verlieren zu können, und zum anderen die Leute gerne Fragen stellten. Besonders solche schönen Perlenstecker fielen einem doch sofort ins Auge. Ich hatte mir also vorgenommen, die nur zu besonderen Anlässen zu tragen, und dazu zählte auch, dass Carter anwesend war. Ich wollte ihm zeigen, dass ich sein Geschenk wertschätze und ich den Ohrringen seiner Mutter alle Ehre erweisen wollte. Bis jetzt hatte er mich allerdings nur flüchtig gesehen, weil meine Tante dringende Hilfe bei einigen finanziellen Sachen brauchte, die einzig und alleine Carter verstehen konnte. Seit einer Stunde waren sie jetzt schon in diesem kleinen Büro und noch immer kein Lebenszeichen von ihm. Langsam wurde ich nervös, obwohl es keinen Grund dazu gab.
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The Warren-Deal | (Broken Billionaires, #1)
Romance𝑪𝒂𝒓𝒕𝒆𝒓 Das Multimilliarden-Unternehmen meiner Familie erschafft die Zukunft der Welt, doch als Vorstandsmitglied gibt es nichts wichtigeres als die Zukunft der Firma zu sichern. Meine Aufmerksamkeit sollte dabei vollkommen auf dem Wohlergehen...