Twenty-Eight

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Raya

Nervös lief ich durch die Eingangstür und hielt die Papiertüte in meiner Hand fester. Ich war nicht nervös nervös, sondern eher unruhig nervös. Da gab es einen kleinen aber feinen Unterschied. Nicht, dass das irgendetwas damit zu tun hatte, dass ich Carter endlich im privaten wiedersehen würde. Denke ich. Oder doch?

Ja, Carter hatte mich schon immer etwas Aufregung verspüren lassen, doch da bekam ich es meistens gut unter Kontrolle. Jetzt, wo die Dinge allerdings etwas anders zwischen uns waren, hauptsächlich wegen unseres Kusses, änderte sich auch meine Nervosität. Mein Herz pochte in schnellen Frequenzen gegen meine Brust, meine Hände waren klitschnass und meine Beine zitterten. Und das obwohl noch 24 Etagen zwischen uns beiden lagen.

Vielleicht war ich doch nervös nervös, wenn ich es mir recht überlegte.

Gerade als ich beim Aufzug ankam, um den Knopf zu drücken, half mir jemand dabei. Sobald Harry sich zu mir umdrehte, versteifte sich seine Haltung und ich merkte, wie sich auf seiner Stirn Schweißperlen bildeten.

"Hi Harry", murmelte ich und hoffte, dass man mir meine Aufregung nicht sofort anmerken würde.

"Raya." Seine Stimme klang angespannt und heiser, so als würde ihn mein Name all seine Kraft kosten. Sein Adamsapfel hüpfte hoch und runter.

"Wie geht's dir?", fragte ich beiläufig nach, während ich darauf wartete, dass der Lift mich endlich abholen würde. Es kam mir vor, als hätten wir uns ewig nicht mehr gesehen, da ich komischerweise genau zu der Zeit putzte, in der Harry Mittagspause hatte.

"Es geht mir ... gut", murmelte er, doch es klang eher wie eine Frage, statt wie eine Feststellung. Er wich meinen Blicken aus, was mich irritierte. Hatte er etwas Angst davor, mit mir zu sprechen? Oder hatte Carter ihn soweit einschüchtern können, dass er Angst vor Carter hatte, wenn er sich mit mir unterhielt? Das wäre natürlich noch absurder, aber zumindest denkbar.

Ich hatte keine Ahnung, was Carter Harry gesagt hatte, dass er solche Scheu davor hatte, mir zum einen aus dem Weg zu gehen, und zum anderen kaum einen geraden Satz rauszubringen.

Der Aufzug öffnete endlich seine Türen, was mir jedoch gerade den Arsch rettete. Ich mochte Harry, doch irgendetwas lag zwischen unserer Fast-Freundschaft, das diese unangenehme Atmosphäre zwischen uns schuf. Ich nahm mir vor, Carter darauf anzusprechen, sobald sich die Gelegenheit ergab.

Ich trat in den Lift und drückte den richtigen Knopf, der mich zu Carters Apartment führen sollte. Auf dem Weg nach oben überkam mich erneut das starke Herzklopfen. Ich strich mir ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und zog mein Oberteil zurecht. Nicht, dass es mich interessieren würde, wenn ich Carter nicht gefiel, aber da war dieses unruhige Gefühl im meinem Magen, für ihn perfekt aussehen zu wollen.

Der Aufzug kam nach ein paar Minuten zum Stehen und die Türen sprangen förmlich auf, so als ob sie es genau wenig erwarten konnten, Carter und mich endlich wieder zusammenzubringen. Ich schluckte und trat mit vorsichtigen Schritten in seine riesige Wohnung. Von irgendwo strömte leise Musik durch die Räume, doch ich konnte weder heraushören, wer der Sänger war, noch woher die Musik kam.

Mit jedem Schritt in Richtung Wohnzimmer klopfte mein herz deutlicher gegen meine Brust. Das war ja kaum auszuhalten. Ich erinnerte mich an keinen Moment in meinem Leben, an dem ich so nervös war. Vielleicht lag es aber auch einfach daran, dass keiner von uns beiden wusste, wie es mit uns weitergehen würde, nachdem wir uns einmal geküsst hatten.

"Carter?" Meine Stimme hallte durch die Zimmer und wirkte dadurch nur umso lauter.

Ich fand ihn schließlich in der offenen Küche, mit einer Flasche und einem Korkenziehen in der Hand. Als er mich ebenfalls bemerkte, hielt er in seiner Bewegung inne und senkte seine Arme.

The Warren-Deal | (Broken Billionaires, #1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt