Epilog One

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Sechs Monate später


Carter

Einer der beiden Kellner, die an unseren Tisch standen, nahm uns beide leeren Teller ab, während der andere gerade eine neue Flasche mit einem Korkenzieher aufmachen wollte.

Ich hob die Hand und gab ihm damit ein Zeichen, dass Raya und ich heute genug Wein hatten. Nicht, dass ich es nicht genießen würde weitere Stunden mit ihr in diesem Restaurant zu verbringen, aber ich wollte, dass wir jetzt einfach etwas Zeit zu zweit haben. Obwohl wir bereits zwei Wochen in Kuba waren und so gesehen von der Außenwelt abgeshotet lebten, wollte ich nur eins. Nämlich zurück in das Ferienhaus und nichts als Zärtlichkeit mit der Frau, die ich liebe, austauschen. Zwar machten wir in den letzten 12 Tagen nichts anderes, aber von Raya würde ich sowieso nie genug bekommen.

Der Kellner stellte die Flasche wieder in den Eimer voller Eiswürfel und wischte sich seine feuchten Hände etwas an seiner dreckigen Schürze ab. Ich war mir sicher, dass mein Vater ausgerastet wäre, wenn er sehen würde, wie angeblich ungepflegt die Kellner doch hier waren. Naja, eigentlich würde er sowieso keinen einzigen Fuß in dieses kleine Lokal machen, oder auch nur nach Kuba fliegen. Aber ich mochte es hier, Raya mochte es umso mehr. Nicht zuletzt, weil ihr Vater ihr oft genug erzählt hatte, dass dieses Restaurant das war, dass dazu geführt hatte, wie sich Rayas Mutter und ihr Vater sich ineinander verliebten.

Wir kamen fast jeden zweiten Tag hier her. Am Anfang war es reine Neugierde, die Raya geweckt hatte, hierher zu gehen und sich alles selbst anzuschauen. Aber nach ein paar Tagen wurde es irgendwie zu unserem Ding, genau das Lokal aufzusuchen, wie es ihre Eltern von 27 Jahren getan hatten. Wieso auch nicht? Das Essen war gut, die Menschen sehr herzlich und die Aussicht ein Traum. Wobei ich sagen musste, dass jeder Ort vermutlich perfekt war, wenn Raya dabei war.

Ich blickte zu ihr rüber, während sie ganz damit beschäftigt war, sich das Wellenrauschen anzuhören und die Küste anzusehen. Ihre offen Haare wehte leicht im Wind. Es wirkte fast so, als wäre dieser Moment nur für sie gedacht.

In meinem Magen flatterte etwas auf, und ich ließ es nach langer Zeit über mich ergehen. Am Anfang war es ziemlich ungewohnt, mit diesen ganzen Gefühlen umzugehen und noch jetzt konnte ich nicht immer hundertprozentig verstehen, was in meinem Körper los war, wenn ich Raya sah oder berührte. Aber mittlerweile hatte ich mich daran gewöhnt, ja, ich mochte es sogar.

Ich griff über den Tisch zu ihrer Hand und drückte sie leicht. Automatisch löste sie ihren Blick von den Wellen und sah zu mir rüber. Ihr Lächeln wurde breiter, was mein Herz höher schlagen ließ.

Gott, wie ich dieses Lächeln liebe.

Früher, nachdem meine Mutter verstorben war, dachte ich für sehr lange Zeit, dass niemand gegen ihr Lächeln ankommen würde, und das tat auch niemand. Rayas Lächeln war ganz anderes, als das meiner Mutter. Es wirkte fast so, als würde sie zu strahlen beginnen, wenn sich ihre Mundwinkel hoben. Noch mehr berührte es mich, wenn ihr Lächeln mir - und nur mir - galt. Es war das schönste Gefühl auf Erden und ich würde alles dafür aufgeben, nur um sie jede freie Minute lächeln sehen zu können.

Der Kellner räusperte sich leise. "¿Puedo ofrecerle algo más?"

Er sah zwischen und hin und her, doch seine Aufmerksamkeit blieb eher auf Raya hängen, da sie immer das Reden übernahm.

Gerade als sie ihren Mund öffnete, um zu antworten, kam ich ihr zuvor. "No, gracias. Mi novia y yo vamos a dar un paseo por la playa."

Beide rissen überrascht die Augen auf. Ich konnte es ihnen nicht verübeln, es war das erste Mal, dass ich etwas auf Spanisch sagte. Zwar war meine Aussprache vermutlich nicht die Beste, doch sie schienen mich zu verstehen.

The Warren-Deal | (Broken Billionaires, #1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt