Thirteen

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Raya

Meine Augen weiteten sich als der dunkle Fleck sich auf dem weißen Hemd ausbreitete. Mit jeder weiteren Sekunde wurde der Kreis größer und größer, genauso wie meine Panik.
Ich war am Arsch, nein, ich war mehr als das, ich war tot. Wenn Dean das mitbekam, dann würde ich nicht nur ein Kopf kürzer gemacht werden, sondern mit Sicherheit mein Job verlieren, was weitaus schlimmer war.

Verdammt! Hätte ich doch heute nur nicht die doppelte Sicht übernommen. Eigentlich hatte ich mir fest vorgenommen, dass ich erst einmal einen Gang zurückschaltete. Carter bezahlte mich überdurchschnittlich gut, daher könnte ich bei meinem Zweitjob etwas kürzer treten. Doch ich wäre nicht ich, wenn ich mich nicht auf meiner momentanen Lage ausruhen könnte.

Die Therapie meines Vaters war keinesfalls billig, genauso wenig wie die Medikamente, die er brauchte. Wieso also nicht einfach eine Doppelschicht an einem Freitagabend übernehmen? Wenn die Möglichkeit bestand, mehr Geld zu verdienen, dann nahm ich diese Chance. Ich brauchte das Geld, und ich wäre eine Idiotin, wenn ich nicht alles dafür tun würde, mehr zu arbeiten, um meinen Vater weiterhin unterstützen zu können.

Jetzt, wo ich einem Kunden gerade allerdings den Inhalt seines kompletten Scotchs über die Brust gekippt hatte, konnte ich mir mein Extrageld abschminken, nur weil ich etwas unvorsichtig war. Naja, wenn ich ehrlich bin, dann war ich dem gierigen Händen der anderen Männer ausgewichen, die einfach nicht verstanden, dass ich nicht zum Stripperinnen-Team gehörte, sondern ihnen lediglich ihre Drinks brachte.

Einerseits war ihre fälsche Einstellung gewinnbringend, immerhin bekam ich doppelt so viel Trinkgeld, doch auf der anderer Seite hasste ich es, von Männern ungewollt angefasst zu werden. Wer tat das schon? Auch wenn sie noch so attraktiv aussahen oder symapthisch wirkten, sie waren allesamt betrunken und nur auf das Eine aus, das ich ihnen jedoch nicht geben würde.

"Verzeihung." Ich setzte ein süßes, schmeichelndes Lächeln auf und schlug meine Augen extra langsam und sinnlich auf, weil ich hoffte, dass alles mit ein paar Aufmerksamkeitszusprüchen getan sein würde.

Ich griff nach einer Serviette und tupfte vorsichtig über die Brust des Mannes, der vermutlich doppelt so als war wie ich. Innerlich ekelte ich mich gerade vor mir selbst, denn so sehr ich hasste, von Männern angefasst zu werden, die ganz offensichtlich dabei waren, ihre Freundinnen und Frauen mit einer Jüngeren zu betrügen, so sehr hasste ich es genau solche Männer selbst anfassen zu müssen. Aber ich tat alles dafür, dass der Mann nicht zu Dean rennen und mein Missgeschick verpetzen würde. Ich stellte meinen ganzen Selbststolz in eine Ecke und überschritt meine heiligen Prinzipien, nur damit ich nicht gefeuert werden würde.

"Schon in Ordnung, Kleines", schnurrte der Mann, der es offensichtlich genoss, von mir berührt zu werden.

Ich unterdrückte den Reiz, meine Hand von seiner Brust zu ziehen und mich in der nächst gelegenen Toilette zu übergeben, und schenkte ihm stattdessen nur ein weiteres, erzwungenes Lächeln. Wenn es einen Preis dafür gab, mich zu verstellen, damit ich weiterhin einen sicheren Job hatte, dann wäre ich bereits Weltmeisterin.

Das alles war mir nämlich nicht zum ersten mal passiert. Während meiner Anfangszeit hier im Club hatte ich geschafft, eine Flasche teueren Champagner fallen zu lassen, und musste im Endeffekt die komplette Rechnung des Kunden übernehmen. Ihr könnt euch sicherlich vorstellen, wie verdammt teuer dieser Abend für mich war.

In der Woche als ich mich von Javier getrennt hatte, ging es mir miserabel. Ich passte einen Moment nicht auf, und ließ das komplette Tablett über den Tisch einiger Kunden fallen. Die Getränkerechnung ging - ihr könnt es euch schon denken - an mich und kostete mich fast meine Wohnung, weil all mein Geld in Javiers Taschen steckte.

The Warren-Deal | (Broken Billionaires, #1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt