Eight

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Raya

Die Musik war laut, aber angenehm. Normalerweise stand ich nicht so auf die Art von Musik, die in einer Bar gespielt wurde, weil sie mich zu sehr an den Stripclub und meine Arbeit erinnerte, doch das hier war anders. Vielleicht lag es an der Jukebox, weil sie nur alte Klassiker im Petto hatte und man die Song einfach liebte. Vielleicht lag es aber auch an der Tatsache, dass das mein aller erster freier Abend seit ... ja, seit wann überhaupt war?

Ich hatte aonsonsten immer viel zu tun, indem ich tagsüber putzte und mein Dad versorgte und nachtsüber in einem schlecht bezahlten Stripclub kellnerte, um genügend Geld zu verdienen, um mich um meinen Vater zu kümmern. Ein Teufelskreis also, aus dem ich niemals rauskam.

Doch irgendwie hatte das Schicksal wohl etwas für mich und meine missliche Lage übrig, indem Deans Club für eine Nacht aufgrund von irgendeiner staatlichen Warnung für einen Tag zwangsschließen musste und mir einen Tag frei gab. Es war als wäre ich im Paradies und genau das nutzte ich auch in vollen Zügen aus.

Eigentlich hatte ich geplant, den Abend auf der Couch zu verbringen, becherweise Eiscreme zu schaufeln - okay, vermutlich nur einen, weil ich auf das Geld achten musste - und mir alle Folgen meiner spanischen Lieblingssoap anzusehen, bis ich vor Müdigkeit vor dem laufenden Fernseher einschlafen würde. Das klang vermutlich ziemlich lahm, im Gegensatz zu den Möglichkeiten, die sich mir boten, aber für mich war es perfekt.

Als mich Iris dann gefragt hatte, was ich an meinem freien Tag vor hatte und ich ihr meine ziemlich einsamen Pläne erzählt hatte, meinte sie, dass sie mich nicht - ich zitiere - alleine in meiner Wohnung versauern lassen wollen würde, wie eine sechzig-Jährige, die ihre besten Jahre bereits gelebt hatte. Sie hatte ein paar Mädels vom Stripclub zusammengetrommelt und einen gemeinsamen Abend in einer Bar geplant. Zuerst hatte ich mich bewusst dagegen gewehrt, denn immerhin war eine Bar wie ein Stripclub nur ohne, dass sich Frauen dafür bezahlten, in engen Klamotten rumzulaufen, um mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit von notgeilen Männern abgeschelppt zu werden. Aber irgendwie konnte Iris mich doch dazu bringen, mitzugehen. Vielleicht lag es aber auch an der Tatsache, dass ich keine Eiscreme mehr zuhause hatte.

Die Bar befand sich nicht weit von dem Stripclub, weshalb ich außerdem Sorge hatte, dass ich auf Männer treffen könnte, die uns erkennen würden. Nichht weil mir mein Job als Kellnerin in einem Stripclub peinlich sein könnte, sondern weil ich es nur zu gut kannte, wenn Männer mich mit lüsternen Blicken ansahen und sich mehr erhofften als das Bier, das ich ihnen brachte.

Es war nicht oft zu übergreiflichen Situationen gekommen, vor allem als Kellnerin trug ich noch die wenigsten Anmachen davon, doch für die Mädels, die wirklich an der Stange tanzten, war das reiner Alltag.

Das Problem an der ganzen Sache war nur, dass einige der Männer nicht verstanden, dass das unser Job war, und keine indirekte Aufforderung, sofort flachgelegt zu werden. Und einige wenige verstanden eben auch kein Nein, weshalb ich mir unsicher war, ob diese Idee wirklich sinnvoll war.

Iris hatte mir versichert, dass alle Anwesenden kein Problem damit hatten, in die Bar zu gehen, doch wenn ich in den letzten Monaten eins gelernt hatte, dann war das, dass Männer einen so benutzen konnten, dass es einem gar nicht auffällt.

Die Bar war kleiner als ich sie mir vorgestellt hatte. Wenn ich nach meiner Schicht nach Hause gehen konnte, lief ich immer hier vorbei, doch ich hatte mich nicht getraut, jemals wirklich hineinzugehen. Die Kundschaft war gemischt, was mich außerdem überrascht hatte. Klar, es gab eher Männer als Frauen hier, aber jeder kümmerte sich um seine eigenen Angelegenheiten. Es gab zwar eine Pöbelei am Anfang, doch das legte sich schnell wieder. Die Menschen hier waren genau wie ich, sie gehörten nicht zu der Oberschicht und waren froh, wenn sie einmal einen Abend ihre Sorgen in Alkohol und guter Musik ertränken konnten.

The Warren-Deal | (Broken Billionaires, #1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt