Fourty-Eight

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Carter

In meiner Hand hielt ich etwas, das ich schon oft in der Hand gehalten hatte. Meine Augen überflogen die Worte, die auf dem Papier in Großbuchstaben geschrieben worden waren. Auch das hatte ich schon oft gelesen, und ganz ehrlich? Es könnte mir nicht gleichgültiger sein. Aber der Moment, indem ich den Briefumschlag geöffnet, das Dokment herausgezogen und die Überschrift gelesen hatte, änderte alles.

Ein Wort, neun Buchstaben und der Todesstoß für mein Herz. Kündigung.

In unserer Firma kam es nicht oft vor, dass Angestellte ihre eigene Kündigung einreichten, denn niemand würde es wagen, freiwillig eine Stelle in der Warren Company aufzugeben, nur um in einer viel schlechter bezahlten Position irgendwo im Nirgendwo neuanzufangen. Es war nicht nur eine Möglickkeit, hier zu arbeiten, es war ein Privileg. Unsere Personalabteilung war dafür bekannt die Besten der Besten unter den Bewerbern herauszupicken, denn die wirtschaftsstärkste Multimillardenfirma verdiente nur die Elite. Die meisten Leute würden über Leichen gehen, um hier eingestellt zu werden, denn wer einmal in seinem Lebenslauf Angestellt bei der Warren Company angeben konnte, wurde mit mehr Respekt behandelt. Die Leute wussten, dass es ein Akt war, hier aufgenommen zu werden, daher war unser Name wie ein Aushängeschild für Macht und Ansehen.

Ich hatte in meinem Leben nur zwei selbst eingereichte Kündigungen erlebt, die allerdings nicht ganz so freiwillig waren. Das Unternehmen hat diese zwei mehr oder weniger dazu gedrängt, auf eine Kündigung zu bestehen, weil ihre Fehler es nichts anderes verlangten.

Früher fand ich es etwas hart, doch mittlerweile hatte ich verstanden, dass es nötig war. Eine der repräsentativsten Wirtschaftunternehmen New Yorks, des Landes, wenn nicht sogar der Welt, konnte sich keine Fehler erlauben, es war nur richtig, die Schwächsten zu feuern und sie zu ersetzen. Anders wäre unsere Firma wohl nie so erflogreich, wie sie jetzt ist.

Doch jetzt, wo ich eine richtige, freiwillige Kündigung in meinen Händen hatte, änderte sich diese Sichtweise von mir. Raya würde nicht mehr bei mir arbeiten, sie würde sich eine andere Stelle suchen und ich würde sie nie wieder sehen.

Unser Streit war jetzt eine ganze Woche her und seitdem hatte sich viel geändert. Sieben Tage lang hörte ich nichts von ihr, sieben Tage lang schrieb sie nicht, rufte nicht an, sieben Tage lang bekam ich sie nicht zu Gesicht. Und es waren die schlimmsten sieben Tage meines Lebens.

Kein Witz, selbst die Beerdigung meiner Mutter hatte sich nicht so grauenvoll angefühlt, wie diese eine Woche Stille zwischen Raya und mir. Vielleicht lag es daran, dass ich mit sechs Jahren noch nicht wusste, was vor sich ging, doch mit 28 war ich fähig zu begreifen, wie es sich anfühlte, eine geliebte Person zu verlieren.

Ich war aufgewühlt, unkonzentriert und erschöpft. Ich hatte jegliche Möglichkeit und Option ausgewägt, doch kam zu keinem Ergebnis, wie ich hätte den Deal aufhalten können. Er war rechtskräftig und damit ohne Einschränkungen gültig.

Ich konnte nichts tun, außer dabei zuzusehen, wie sich alles vor meinen Augen in Luft auflöste. Noch nie in meinem Leben hatte ich mir gewünscht, so sehr zu scheitern, wie bei diesem Deal. Es hätte alles verhindert werden können, es hätte niemals soweit kommen müssen. Und jetzt, wo ich Rayas Kündigung in den Händen hielt, hatte ich nichts, woran ich mich hätte festklammern können, um sie in meinem Leben halten zu können. Gar nichts.

Die letzte Chance, sie wiedersehen zu können, um mich zu erklären, war fort, denn obwohl ich ihr ein Dutzend Nachrichten auf der Mailbox gelassen und doppelt so viele Nachrichten auf ihr Handy geschickt hatte, meldete sie sich nie zurück. Es war frustrierend und niederschmetternd. Sie mied mich, bewusst, und ich wusste einfach nicht, wie ich sie endlich erreichen konnte.

The Warren-Deal | (Broken Billionaires, #1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt