Benommen schlug ich die Augen auf, kniff sie jedoch schnell wieder zusammen, denn das grelle Licht blendete mich. Meine Umgebung wackelte und da war etwas in meinem Gesicht. Panisch griff ich danach, um es von mir zu reißen und öffnete erneut blinzelnd die Augen. "Das sollten Sie lieber lassen", hörte ich eine mir unbekannte Stimme sagen. Ich fuhr zusammen und blickte in die Augen eines jungen Mannes, offensichtlich ein Rettungssanitäter. Langsam ließ ich die Hand wieder sinken und betrachtete meine Umgebung genauer. Anscheinend befand ich mich in einem Krankenwagen, doch wie war ich bloß hier herein gekommen? Das letzte woran ich mir erinnern konnte, war Alans besorgter Gesichtsausdruck und ich.. Verdammt, ich musste ohnmächtig geworden sein. "Jake!", erinnerte ich mich panisch. Ich hatte ihn nicht gefunden. Ich spürte wie mein Herzschlag sich besorgniserregend beschleunigte und mein Atem immer unregelmäßiger wurde. Ich hustete, was mir jedoch durch die Atemmaske ziemlich schwer fiel. "Bitte, Sie müssen mich sofort raus lassen, ich muss zurück", flehte ich den Rettungssanitäter verzweifelt an. Ich musste sofort zurück in diese Mine! "Sie dürfen sich jetzt nicht aufregen, Sie haben eine Rauchvergiftung und leiden unter starker Erschöpfung. Wir werden sie jetzt ins Krankenhaus bringen, also machen Sie sich keine Sorgen", lächelte er mich mitfühlend an. "Nein, Sie verstehen nicht", setzte ich an und versuchte mich aufzusetzen. Allein diese kleine Anstrengung ließ erneut ein bebendes Husten meinen Körper erschüttern. Ich schnappte nach Luft und der Sanitäter drückte mich sanft zurück auf die Liege, auf der ich mich befand. "Ich werde Ihnen etwas zur Beruhigung geben, dann wird es Ihnen gleich besser gehen". Ich wollte ihm widersprechen und am liebsten um mich schlagen, wieso zum Teufel hörte mir niemand zu? Bevor ich reagieren konnte, injizierte er mir eine milchige Flüssigkeit über den Zugang, der sich in meinem rechten Handrücken befand. Schlagartig wurde mir heiß und meine Sicht begann erneut zu verschwimmen, wie vorhin auf der Lichtung. Ich wollte protestieren, doch ich nahm selbst nur noch am Rande wahr, dass lediglich ein Murmeln über meine Lippen kam und mir die Augen zufielen.
Ein grässliches Piepen drang zu mir durch. Ich konnte es zunächst nicht zuordnen, war mir jedoch sicher, es schon einmal gehört zu haben. Als ich es endlich schaffte die Augen zu öffnen, bemerkte ich als erstes die Schläuche. Einer verlief quer über mein Gesicht, ein anderer führte zu meiner Hand. Mein Blick folgte den kleinen bunten Kabeln, die von einem Monitor in mein Dekolleté reichten. Ich befand mich in einem Krankenhauszimmer und ich war allein. Vorsichtig setzt ich mich auf, was den Monitor geringfügig schneller piepen ließ. Verzweifelt ließ ich mein Gesicht in meine Hände wandern und knurrte. Wieso war nur alles so furchtbar schief gegangen? Ich ließ meine Hände sinken und blickte in Richtung des Fensters, das sich zu meiner Rechten befand. Es war bereits hell und einzelne Sonnenstrahlen fielen auf den Boden des Zimmers. Ich zuckte zusammen als sich die Tür öffnete und eine Schwester vorsichtig den Kopf hereinstecke. "Ah, Sie sind wach, das ist gut". Freundlich lächelnd kam sie auf mich zu und warf zunächst einen Blick auf den Monitor, bevor sie sich wieder mir zuwandte. "Wie fühlen Sie sich?", fragte sie, während sie den Zugang in meiner Hand überprüfte. "Ganz toll, wann darf ich gehen?", erwiderte ich kühl. Verwundert sah sie mich an. "Hören Sie, Sie haben eine ziemlich starke Rauchvergiftung erlitten, das ist nichts, was man auf die leichte Schulter nehmen sollte. Sie werden wohl noch eine Weile bei uns bleiben müssen". Entgeistert starrte ich sie an. "Ganz sicher nicht", dachte ich. "Ich möchte mit einem Arzt sprechen, es ist wirklich wichtig", bat ich sie, nun etwas freundlicher. Sie war vielleicht deutlich mehr gewillt mir zu helfen, wenn ich netter zu ihr war. Sie runzelte kurz die Stirn bevor sie nickte. "In Ordnung, ich werde den zuständigen Arzt rufen lassen. Bis dahin sollten sie das hier nehmen", sie deutete auf einen kleinen Becher mit klarer Flüssigkeit und zwei Tabletten, die sie auf den Tisch neben meinem Bett gestellt hatte. Ich nickte und sah ihr hinterher, als sie das Zimmer gerade verlassen wollte. "Warten Sie. Wissen Sie vielleicht, wie es meinem Freund geht? Er muss auch letzte Nacht eingeliefert worden sein", frage ich, während ich sie erwartungsvoll ansah. Tut mir wirklich leid, aber darüber darf ich Ihnen leider keine Auskunft geben", erwiderte sie. "Bitte, ich will doch nur wissen, ob es ihm gut geht, er war mit mir dort unten in der Mine". "Es tut mir wirklich leid", wiederholte sie bloß und verließ das Zimmer. Frustriert und genervt griff ich nach den Tabletten, warf sie mir gleichzeitig in den Mund und spülte sie mit einem Schluck Wasser herunter. Augenblicklich zuckte ich vor Schmerzen zusammen, mein Hals fühlte sich an, als hätte ich gerade pure Säure getrunken. Ich griff an meine Kehle und presste die Lippen aufeinander. Danach ließ ich mich zurück in die Kissen sinken und hoffte, dass der Arzt bald auftauchen würde. Ich würde diesen Ort noch heute verlassen, komme was wolle. Während ich dort lag, huschten immer wieder einzelne Erinnerungsfetzen der vergangenen Nacht durch meinen Kopf. Ich, wie ich orientierungslos durch die Mine lief und immer wieder Jakes Namen schrie. Richy, wie er regungslos zwischen den Flammen saß und schließlich Alan Bloomgate, wie er mich erschrocken ansah, als er mich auf der Lichtung entdeckte. Ich schüttelte schwach den Kopf, um die Bilder aus meinen Gedanken zu vertreiben. Ich musste schleunigst herausfinden, was in den letzten Stunden geschehen war, während ich bewusstlos in diesem Zimmer gelegen hatte. Ging es Richy gut? Und was war mit Jake? Gott, ich hoffte so sehr, dass er in Sicherheit war. Suchend sah ich mich um, doch ich konnte mein Handy nirgends entdecken. Dasselbe galt für meine restlichen Sachen. Alles was mir geblieben war, war dieses scheußliche Krankenhaushemd, was ich trug. Ich richtete meinen Blick zur Tür, als ein Arzt, schätzungsweise um die 40 das Zimmer betrat. Er trug einen weißen Kittel und einen Dreitagebart. "Guten Morgen Miss Y/L/N, ich bin Dr. Thompson, wie fühlen Sie sich? Das war ja eine wirklich aufregende Nacht für Sie", bemerkte er und setzte dabei ein mitfühlendes Lächeln auf, welches ich ihm allerdings nicht ganz abkaufte. "Es geht mir gut, danke. Und deshalb möchte ich auch gerne so schnell wie möglich entlassen werden", gab ich zurück. "Davon kann ich Ihnen wirklich nur abraten. Sie hatten zwar wirklich großes Glück, denn es hätte Sie noch viel schlimmer treffen können, doch es ist unbedingt notwendig, dass wir noch weitere Tests durchführen und sie weitere Tage zur Beobachtung hierbehalten", sagte er mit ernster Mine. "Ich brauche keine weiteren Tests und ich möchte wirklich nicht unhöflich sein, aber ich werde dieses Krankenhaus heute verlassen, mit oder ohne ihre Zustimmung". Ich sah ihm direkt in die Augen und hielt seinem Blick stand, um ihm zu zeigen, wie ernst es mir war. Er musterte mich einen Moment lang skeptisch bevor ich sprach. "Ich muss noch einmal ausdrücklich betonen, dass sie damit gegen ärztlichen Rat handeln würden. Sie müssten einige Dokumente ausfüllen und unterzeichnen, in denen Sie bestätigen, dass sie sich selbst auf eigenen Wunsch entlassen". Erleichtert seufzte ich. "Kein Problem, zeigen Sie mir einfach, wo ich unterschreiben soll". Irritiert schüttelte er den Kopf. Es war eindeutig, dass er mich für unvernünftig hielt. "In Ordnung. Ich werde eine Schwester damit beauftragen, alles nötige in die Wege zu leiten. Versprechen Sie mir bitte, dass sie wieder kommen, sollte sich ihr Zustand verschlechtern. Dasselbe gilt für die Nachsorgeuntersuchung. Es ist wirklich wichtig, dass sie ihren Gesundheitszustand kontrollieren lassen". Ich nickte und war erleichtert, dass das Ganze scheinbar doch einfacher gewesen war, als zunächst gedacht. Ich hatte befürchtet, ich würde mir ein Beispiel an Dan nehmen, und heimlich hier verschwinden müssen. Dr. Thompson verabschiedete sich, wenn auch recht widerwillig, von mir. Ungefähr eine Stunde später hatte ich den Papierkram ausgefüllt und die Schwester überreichte mir mit einem missbilligenden Blick meine Sachen. Schnell zog ich mich an, was mich mehr Kraft kostete, als ich zugeben mag und griff nach meinem Handy. Ich hatte einige ungelesene Nachrichten im Gruppenchat und drei Nachrichten von Jessy. Das wars, noch immer kein Lebenszeichen von Jake. Mein Akku zeigte noch 12% an, weshalb ich schnell Jessys Nummer wählte. Direkt nach dem ersten Klingeln nahm sie ab. "Y/N, zum Glück. Wo warst du bloß, ist alles in Ordnung?". Sie klang besorgt und redete wie ein Wasserfall auf mich ein. "Mach dir keine Sorgen, Jessy, mir geht es gut. Aber ich könnte deine Hilfe gebrauchen. Könntest du mich vielleicht am Krankenhaus abholen?"
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Duskwood - The things we lost in the fire
FanficDiese Geschichte basiert auf dem gleichnamigen Spiel "Duskwood" von Everbyte. Meine Geschichte beginnt im Anschluss an Episode 10. Mir gehören weder die Figuren noch die ursprüngliche Idee des Spiels. Es handelt sich hierbei lediglich um eine Fanfic...