Kapitel 16🏮

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Durch ein hysterisches Kreischen wurde Yoongi aus dem Schlaf gerissen. Irgendetwas rüttelte energisch an seiner Schulter und veranlasste den Dunkelhaarigen dazu, mürrisch die Augen zu öffnen. Er musste allerdings etliche Male Blinzeln, bis sich die Konturen seiner Umgebung vollständig verschärft hatten. Erst jetzt realisierte er wer sich da vor ihm aufgebaut hatte und beinahe, wie eine wildgewordene Furie gestikulierte.

„Yoongi?! Wach endlich auf! Wo zum Teufel ist Namjoon?!", rief Jin entrüstet und verstärkte den Druck seiner Finger um Yoongis Schulter. Seine Augen waren gerötet und mit Tränen gefüllt. „Die Krankenschwester wollte mir keine Auskunft geben! Yoongi, bitte sag mir, dass es ihm gut geht!", flehte der Ältere schon beinahe und machte den Eindruck, als ob er jeden Moment zusammenbrechen würde.

Ein Ruck ging augenblicklich durch Yoongis Körper. Er erhob sich hastig von den Stühlen, auf denen er wohl vor ein paar Stunden erst eingeschlafen sein musste und sah sich hektisch im Krankenhausflur um. Doch der Gang war beinahe wie leergefegt.

Als er mitten in der Nacht mit dem Polizeichef hier aufgetaucht war, hatte es nur so vor Ärzten und Krankenschwestern gewimmelt. Man hatte Namjoon sofort notoperieren müssen, doch Yoongi war Stunde für Stunde lediglich vertröstet worden, dass man noch immer damit beschäftigt war, die Kugel aus seinem Körper zu entfernen.

Yoongi fuhr sich aufgebracht und die Haare und ließ sich langsam wieder auf seinen Stuhl sinken. „E-es tut mir Leid, Jin. Aber i-ich weiß es nicht."

Jins Nasenlöcher fingen an zu beben, in seinen Augen bahnten sich ein paar salzige Tränen ihren Weg nach draußen. Er taumelte einen Schritt nach hinten, doch bevor seine Beine ihm nachgeben konnten, war Yoongi geistesgegenwärtig von seinem Stuhl aufgesprungen und griff ihm unter die Arme. Vorsichtig half er Namjoons Ehemann dabei, sich hinzusetzen.

„W-was i-ist denn überhaupt p-passiert? I-ist das Blust auf deinen Händen?! Ist e-es von Namjoon?!", brachte Jin unter den unzähligen Schluchzern mühsam hervor, während er Yoongi panisch musterte. „A-als er nicht nach Hause gekommen ist, h-habe ich im Polizeirevier angerufen, a-aber da wusste auch niemand Bescheid. I-ich konnte ihn auf seinem Handy die ganze Nacht über nicht erreichen. W-wenn das K-Krankenhaus mich nicht angerufen hätte..."

Yoongi legte dem aufgelösten Koreaner seine Hand auf den Mund, da dieser Anstalten machte einer Panikattacke zu verfallen. „Jin, sieh mich. Du musst jetzt ganz langsam durch die Nase atmen, okay? Sonst hyperventilierst du noch. Es wird alles wieder gut. Namjoon ist hartnäckig, das weißt du selbst am besten", der Schwarzhaarige versuchte so sanft wie möglich zu sprechen.

Jin sog unregelmäßig die Luft durch seine Nasenlöcher, doch nach kurzer Zeit drangen Yoongis beruhigende Worte zu ihm durch und sein Atem nahm allmählich wieder eine normale Geschwindigkeit an. Nachdem Yoongi sich sicher war, dass sein Gegenüber sich so langsam wieder beruhigt hatte, ließ er die Hand sinken. Die Tränen liefen Namjoons Ehemann allerdings nach wie vor in ganzen Strömen über seine Wangen. „I-ist er schwer verletzt, Yoongi?", fragte er mit zittriger Stimme und sah dabei aus, wie ein übergossener Pudel.

Jins Anblick versetzte dem Schwarzhaarigen einen fiesen Stich. Vor allem, da er wusste, dass er den Älteren nicht einfach so anlügen konnte. Daher brachte er nur ein zaghaftes Nicken zustande. „Man hat ihn angeschossen. Bevor ich eingeschlafen bin, haben sie ihn noch operiert."

Das gab seinem Gegenüber schließlich den letzten Rest, um innerlich völlig zusammenzubrechen. Er schluchzte herzzerreißend und vergrub das Gesicht in seinen Händen. Yoongi musste seine eigenen Tränen zurückhalten, da die vergangenen Bilder wieder vor seinem inneren Auge auftauchten. Wie Namjoon auf dem Boden gelegen hatte und das Blut nur so aus seinem Arm herausgequollen war. Eine Übelkeit machte sich wieder in seinem Magen bemerkbar.

Never without you // YOONMINWo Geschichten leben. Entdecke jetzt