Kapitel 7🏮

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Auf dem Unicampus wimmelte es nur so vor Menschen aus jeder Altersklasse. Doch die meisten von ihnen ignorierten den provisorischen Stand, an dem Jimin und Jungkook sich mit ihren Losen und einer kleinen Kasse postiert hatten und dort vergeblich auf Interessenten warteten.

„Wieso kommt denn niemand bei uns vorbei? Die Leute sehen doch um was es hier geht!", schimpfte Jimin und deutete schmollend auf die bunten Plakate, auf denen ein paar Kleintiere abgebildet waren.

Jungkook seufzte ausgiebig. „Leider überwiegt bei denen wohl der Egoismus. Wenn wir Glück haben verkaufen wir vielleicht drei Lose und das war's auch schon."

„Da wird sich Herr Kwon aber freuen", meinte Jimin verbittert und durchwühlte mit seinen Finger die zusammengerollten Papiere, die jede Farbe des Regenbogens vorweisen konnten. Zwar hatten die Beiden nicht unbedingt mit einem Andrang gerechnet, aber dass sich kein Einziger für ihre Tombola interessierte, war schlichtweg erniedrigend.

Jungkook warf einen zweifelnden Blick auf die Preise, die sich lediglich auf ein paar alte Bücher und das aussortierte Geschirr von Hosoeks Tante begrenzten. „Vielleicht hätten wir uns etwas mehr Mühe geben sollen. Geblümte Suppenschüsseln sind wohl nicht so der große Renner."

„Ich finde die sehen toll aus! Ich würde gleich drei davon kaufen. Vor allem weil es für einen guten Zweck ist. Aber was haben die denn alle erwartet? Einen Flachbildfernseher?", rief Jimin empört und deutete auf das Geschirr und die bereits etwas vergilbten Taschenbücher.

Jungkook schmunzelte amüsiert, doch bevor er etwas erwidern konnte, erreichte die Beiden eine tiefe Stimme. „Kann man sich hier ein paar Lose kaufen?"

Die Köpfe der Beiden schnellten in die Richtung des dunkelhaarigen, jungen Mannes, bei dessen Anblick Jimin augenblicklich der Atem stockte. Er erkannte sofort dessen durchtrainierte Figur und die blasse Haut wieder. Mit aufgerissenen Augen krallte er seine Finger um die Tischplatte und musterte den Schwarzhaarigen ehrfürchtig. Besonders deshalb, weil er ihn bis vor kurzem schon wieder verdrängt hatte. Doch als er nun in seiner vollen Größe vor ihm stand, kam ihm auch sogleich das gestrige Aufeinandertreffen wieder in den Sinn.

Jungkook hingegen schien von der aufkeimenden Panik und der plötzlichen Verlegenheit seines besten Freundes überhaupt nichts mitzubekommen. Stattdessen hielt er dem Fremden einen Brotkorb entgegen, in dem die bunten Lose ihren Platz gefunden hatten. „Hier bitte. Ein Los kostet 5000 Won."

Der Schwarzhaarige hatte nach einer gefühlten Ewigkeit seinen Blick von Jimin gelöst, welchen er zuvor noch mit einem angedeuteten Lächeln beobachtet hatte, und griff in die Tasche seiner Lederjacke.

Er reichte Jungkook einen Schein und stibitze sich ein blaues Los, auf dem die Ziffer fünf vermerkt worden war.

Jimin hatte mittlerweile den Kopf gehoben und sah dem Fremden schüchtern, beinahe wie ein scheuer Welpe, entgegen, was dessen Mundwinkel unwillkürlich zucken ließ. Waren ihm das letzte Mal schon diese maskulinen Hände des Dunkelhaarigen aufgefallen? Wie es sich wohl anfühlen musste, wenn sie ihn berührten.

Jimin schüttelte erschrocken den Kopf über seine absurden Gedankengänge und sah Jungkook dabei zu, wie er grinsend nach der geblümten Suppenschüssel griff und sie Yoongi aushändigte. „Ich würde mal sagen das ist ein Hauptgewinn", scherzte Jimins Mitbewohner und verstaute Yoongis Schein in der kleinen Kasse.

Der Dunkelhaarige betrachtete das Porzellan etwas skeptisch und räusperte sich. „Danke...ich denke irgendwas werde ich damit schon anfangen können."

„D-du musst sie nicht behalten", fand Jimin plötzlich seine Sprache wieder und wollte seine zierlichen Arme nach der Schüssel ausstrecken, doch Yoongi wich einen Schritt nach hinten. „Klar, will ich sie behalten. Sie ist doch ganz...putzig. Aber da ist sie hier nicht die Einzige", der Dunkelhaarige grinste neckend, weswegen sich eine verräterische Hitze in Jimins Wangen ausbreitete. „J-ja die Plakate sind wirklich..."

„Ich rede auch nicht von den Plakaten, Kleiner", erwiderte der Fremde sofort und sorgte dafür, dass Jimin scheu den Kopf einzog.

Jungkook beobachtete das Spektakel nur etwas irritiert, doch ihm blieb auch nicht sonderlich viel Zeit darüber nachzudenken, denn da kam schon ein gleichaltriger Student auf die drei zugeschritten und musterte den Stand argwöhnisch. „Kann man hier was gewinnen?"

Jimin fasste sich wieder und nickte zur Bestätigung, ehe er auf den gefüllten Brotkorb deutete. „J-ja aber dafür musst du ein Los kaufen."

Der Student brummte etwas Unverständliches und wurde von Yoongi misstrauisch beobachtet, als er sich ein rotes Papier griff und es auseinanderrollte. Die Ziffer zwei prangte dort, was Jimin umgehend zu einem Buch greifen ließ. Er reichte es dem Studenten, der nur etwas abwertend auf das Schriftstück starrte. „Was soll ich damit?", fragte er spöttisch.

Jimins Mundwinkel sackten etwas nach unten, doch bevor er überhaupt zu einer Antwort ansetzen konnte, meldete sich der Schwarzhaarige schon knurrend zu Wort. „Normalerweise ließ man solche Dinger. Kannst du das denn schon?"

Der Student blinzelte ungläubig und verzog seine Miene zu einer wütenden Grimasse. Er warf das Buch auf den Tisch zurück und drehte den drei Koreanern den Rücken zu.

„A-aber das Los musst du trotzdem bezahlen!", protestierte Jimin mit seiner hellen Stimme, die nur so vor Unsicherheit zitterte. Er lief dem Studenten entgegen, wobei sein linkes Bein ihn um einiges verlangsamte, was von dem jungen Mann mit einem spöttischen Lächeln quittiert wurde. „Lern erstmal laufen, Giftzwerg, bevor du hier große Töne spuckst!"

Seine Worte fühlten sich für Jimin an wie ein fieser Dolchhieb. Die aufkommenden Tränen verschleierten seine Sicht, er taumelte überfordert nach hinten, wo er gegen eine breite Brust stieß.

Der Schwarzhaarige drängte sich an dem kleinen Blondschopf vorbei und packte sich den Kragen des aufmüpfigen Studenten. „Wenn du nicht in zwei Sekunden einen roten Schein rausrückst, dann sorge ich dafür, dass du dir wünschen würdest, deine Eltern hätten damals ein Kondom benutzt, als sie dich versehentlich gezeugt haben!", spuckte er ihm beinahe entgegen und sorgte dafür, dass der Student am ganzen Leib zitterte. Er brachte nur ein leichtes Nicken zu Stande, bevor Yoongi sich eigenständig auf die Suche nach seiner Geldbörse machte und zwei Scheine hervorzog.

„Das ist eine großzügige Spende. Ich hoffe das stört dich nicht?", der Schwarzhaarige verstärkte seinen Griff, weswegen der Student hastig verneinte und anfing leise zu wimmern.

„Gut. Und jetzt darfst du dich gerne bei deiner Eomma ausheulen!"

Er ließ abrupt von dem Studenten ab, der erschrocken nach hinten taumelte und sich überstürzt aus dem Staub machte. Der Schwarzhaarige drehte sich zu dem kleinen Blondschopf, der ihn aus glasigen Augen ungläubig musterte.

Er drückte ihm die Scheine in die Hand und rang sich ein Lächeln ab. „Ich hoffe ihr sammelt genug Spendengelder. Und vor allem hoffe ich, dass wir uns bald wiedersehen", hauchte er mit gesenkter Stimme, weswegen Jimin anfing überfordert zu blinzeln.

Nachdem der Schwarzhaarige ihm den Rücken zugedreht hatte, ließ Jimin seinen Blick auf das Geld wandern, welches auf seiner Handfläche ruhte.

„War das etwa der Kerl, von dem du mir gestern erzählt hast?", kam es verwundert von Jungkook, der neben Jimin aufgetaucht war und ihm einen Arm um die Schulter legte.

Der Blondschopf nickte beinahe wie in Zeitlupe, während seine Augen die Richtung fixierten, in die der Dunkelhaarige soeben verschwunden war.


Vielen lieben Dank fürs lesen😊💜


Never without you // YOONMINWo Geschichten leben. Entdecke jetzt