Kapitel 38🏮

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Nachdem Namjoon aus seinem Blickfeld verschwunden war, hätte Yoongi sich am liebsten eine Ohrfeige verpasst. Was war nur in ihn gefahren? Wieso war er bloß so derart unsensibel gewesen? Vor ein paar Wochen hatte er noch ständig gepredigt, dass er nie wieder einen Mann an sich heranlassen würde und jetzt sehnte er sich jede Sekunde nach Jimins Nähe.

Aufgelöst stürmte er zurück in das Krankenzimmer, wo Jimin sich mittlerweile das Krankenhausleibchen übergeworfen hatte und ihn bestürzt musterte. „Was ist passiert?"

„Ich hab Scheiße gebaut. Mal wieder", Yoongi ließ sich auf die Bettkante sinken und vergrub sein Gesicht in beiden Händen.

Jimin wollte nach seiner Hand greifen, doch Yoongi zuckte im letzten Moment zurück. Der Blondschopf ließ enttäuscht die Mundwinkel nach unten sinken, verharrte allerdings in seiner Haltung.

„Du wirst mich wahrscheinlich auch nicht auf ewig ertragen. Ich habe kein gutes Händchen bei Menschen, die mir nahestehen", Yoongis Stimme zitterte hörbar.

Ein ungutes Gefühl breitete sich in Jimins Magen aus. „Yoongi – "

„Bislang hat mich jeder verlassen der mir wichtig war. Mein Bruder lebt seit Jahren im Ausland, Namjoon hat jetzt jeden Grund mich zu hassen und Sehun...", er machte eine kurze Pause. Seine Gesichtszüge strotzten nur so vor Unsicherheit. „Wahrscheinlich habe ich ihm nie sonderlich viel bedeutet."

„Wer ist Sehun?", fragte Jimin vorsichtig.

„Wir...waren verlobt, aber...egal. Ich weiß gar nicht warum ich dir das überhaupt erzähle. Ich will dich nicht mit zumüllen", Yoongi machte Anstalten sich von der Bettkante zu erheben, doch Jimin schälte sich angestrengt aus der Decke und stellte sich ihm in den Weg. Er war noch etwas wackelig auf den Beinen und wurde von Yoongi besorgt gemustert.

„I-ich wusste nicht, dass du schon verlobt gewesen bist."

Yoongi seufzte. „Ich war noch sehr jung gewesen. Und vor allem naiv. Naiv zu glauben, dass mich jemand lieben würde", er blinzelte angestrengt. „Ich habe mich bislang in so vielem getäuscht. Dass ich dich glücklich machen könnte, dass ich ein guter Polizist sein könnte..."

Jimin beobachtete, wie sich die ersten Tränen in Yoongis Augen sammelten. Es war wohl das erste Mal, dass er Schwarzhaarigen weinen sah. Und es war ein schmerzliches Gefühl ihn so leiden zu sehen. Wie selbstverständlich griff er nach seiner Hand und warf den Kopf leicht in den Nacken, um ihn besser betrachten zu können. „Sag mir bitte was los ist."

Yoongi hatte den Blick wehmütig auf den Boden gerichtet. „B-bei...bei einem Einsatz vor drei Jahren, da habe ich zu lange gezögert und deswegen...ist eine junge Frau getötet worden."

Yoongi spürte wie sich der Druck um seine Finger verstärkte. Doch er wagte es nicht den Kopf zu heben.

Jegliche Farbe war aus Jimins Wangen gewichen. Er mochte nicht wissen, was gerade in Yoongi vor sich ging. „A-aber das hätte doch genauso gut einem anderen Polizisten passieren können. Du trägst doch keine aktive Schuld daran. Du hast niemanden getötet."

„So fühlt es sich aber an, Jimin. Und es ist nun mal mir passiert", Yoongi sah seinem Gegenüber nun reuevoll in Augen. Man konnte jegliche Emotionen aus seinen Gesichtszügen ablesen.

Jimin musterte ihn mitfühlend. „D-das ist schrecklich, Yoongi, aber es lässt sich nicht mehr rückgängig machen. Du hast versucht sie zu retten. Und sie hätte bestimmt nicht gewollt, dass du dich dein Leben lang deswegen fertig machst."

„Es ist aber nicht so einfach!", meinte Yoongi aufgebracht. „Ich kann nicht mit dem Finger schnipsen und alles ist wieder gut. Ich konnte ja nicht einmal ihren Eltern gegenübertreten, außer..."

Yoongi stockte und biss schuldbewusst die Lippen aufeinander. Er sog einmal ausgiebig die Luft ein, als könnte er damit den nötigen Mut inhalieren. „D-diese Frau, die damals...sie war...H-Herr Kwons Tochter."

Jimins Gesichtszüge entglitten ihm. Sein Herz machte einen gewaltigen Aussetzer, doch er gab sich alle Mühe die Fassung zu bewahren. Die zugeschnürte Kehle ignorierte er geflissentlich. „Y-Yuna?"

Yoongi nickte vorsichtig. „Hast du sie gekannt?"

„N-nein, nur aus seinen Erzählungen. Er hat mir ein Foto von ihr gezeigt...", Jimin blinzelte gegen die aufkommenden Tränen an. „Herr Kwon hat mir auch erzählt, dass nach dem Vorfall, jeden Tag ein neuer Blumenstrauß vor seiner Haustür gelegen hat. W-warst du das?"

Yoongi nickte zur Bestätigung und beseitigte eine von Jimins Tränen mit seinem Daumen. „An dem Abend, als wir uns das erste Mal getroffen haben, da warst du auf dem Weg zu seinem Haus, hab ich recht?"

„Ich wollte ihm die restlichen Flyer vorbeibringen, weil damals fast niemand Interesse an der Tombola hatte. Außer du", meinte Jimin schüchtern.

Yoongi verschränkte seine Finger mit Jimins. „Ich hatte noch an etwas ganz anderem Interesse", hauchte er und strich erneut über Jimins Wange.

Der Blondschopf senkte verlegen den Kopf und musste sich, trotz der angespannten Atmosphäre ein Lächeln verkneifen.

Nach seinem innerlichen Zwiespalt, entfernte sich Yoongi entschlossenen Schrittes von Jimin. „Ich muss jetzt dringend etwas erledigen. Etwas das schon lange überfällig ist."

Jimin konnte ihm natürlich nicht folgen. Doch das war auch gar nicht nötig, denn Yoongi beugte sich nach unten und legte seine Stirn an die des Blondschopfs. „Ich bin gleich wieder da, Kleiner."

Er strich hauchzart über seine Unterlippe, dass Jimin von einer Gänsehaut übermannt wurde und drängte sich an ihm vorbei.

Jimin drehte sich hastig nach hinten und rief dem Schwarzhaarigen noch hinterher. „Yoongi?"

Der Angesprochene hielt inne und musterte Jimin neugierig.

Ein ehrliches Lächeln umspielte die Lippen des Blondschopfs, seine Augen waren nach wie vor mit Tränen gefüllt. „In einer Sache hast du dich getäuscht. Du hast mich schon glücklich gemacht. Mehr als du dir vorstellen kannst."

Eine wohlige Wärme machte sich in Yoongis Magen bemerkbar. Seine Mundwinkel wanderten, trotz seiner betrübten Stimmung nach oben. Denn er wusste, dass es gleich einen Meilenstein zu überwinden galt.


Was hat Yoongi jetzt vor?🙈🤔


Vielen lieben Dank fürs lesen😊💜


Never without you // YOONMINWo Geschichten leben. Entdecke jetzt