Kapitel 31🏮

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„Du kennst also diesen Mann aus dem Blumenladen?", fragte Jimin neugierig, als Yoongi sein Auto vor dem Krankenhaus parkte, damit Jimin den kürzesten Weg zum Gehen hatte.

„Er ist mit Namjoon verheiratet. Das ist der Polizist, den du im Tierheim kennengelernt hast", meinte er und drehte dem Motor den Saft ab.

Jimin nickte wissend und sah Yoongi lächelnd dabei zu, wie er aus dem Wagen stieg, um ihm die Tür zu öffnen. Sein Herz vollzog einen Hüpfer und in seinem Magen machte sich ein wohliges Kribbeln bemerkbar. Es schien, als würde Yoongis emotionslose Hülle sich bei Jimins Gegenwart in Luft auflösen und einen weichen Kern hervorrufen.

Yoongi selbst hatte bereits bemerkt, dass Jimin es geschafft hatte, in ihm Gefühle auszulösen, die sich bei ihm für gewöhnlich nur schwer herauskitzeln ließen. Er wusste, dass Jimin ihm guttat. Aber trotzdem hatte er stets ein unbehagliches Gefühl in seiner Brust. Jimin würde ständig in Gefahr schweben, wenn er mit ihm zusammen war.

Der Schwarzhaarige schüttelte diesen Gedanken schnell ab und öffnete dem kleinen Blondschopf die Tür. Als ihm bewusst wurde, dass Jimin Schwierigkeiten hatte von selbst auszusteigen, griff er hastig nach seinem Arm und stütze ihn vorsichtig.

Jimins Wangen hatten einen rosigen Ton angenommen, sodass er umgehend den Blickkontakt vermied. Yoongi verkniff sich ein Grinsen und schloss sachte die Autotür, als Jimin neben ihm auf dem Bürgersteig stand.

„Soll ich wirklich nicht kurz mit reinkommen?", fragte Yoongi schließlich zweifelnd, was Jimin mit einem Kopfschütteln verneinte. Ein Schmunzeln umspielte seine Lippen. „Ich denke zu viel Besuch wird Herrn Kwon nur aufwühlen. Jungkook kommt mich nachher abholen."

Yoongi verzog bei dessen Namen das Gesicht. „Ah ja. Jungkook also."

„Er ist mein bester Freund, Yoongi. Du bist doch nicht etwas eifersüchtig oder? Ich kenne Jungkook schon seit dem Sandkasten, wir waren auf der gleichen Grundschule, wir haben fast unser ganzes Leben miteinander verbracht."

„Eben", erwiderte Yoongi, trat einen Schritt auf Jimin zu und legte eine Hand in seinen Nacken. „Jetzt ist es an der Zeit, dass jemand anderes mit dir Zeit verbringt. Hat er etwa das Recht dich zu beanspruchen."

Jimin weitete kurz die Augen. „Natürlich nicht! Jungkook und ich sind nur befreundet. Er ist eben ein bisschen fürsorglich, aber du kannst dir ja vorstellen warum das so ist."

„Natürlich versteh ich das und ich bin auch ziemlich beruhigt wenn sich jemand so um dich kümmert. Aber ich möchte, dass er versteht dass du zu mir gehörst! Ich bin doch nicht bescheuert, Jimin! Ich hab gemerkt, wie er dich angesehen hat. Er verhofft sich mehr von dir, als du von ihm!", entgegnete Yoongi dominant.

Jimin wusste nicht so recht, wie er sich verhalten sollte. Auf der einen Seite ließen Yoongis Worte sein Herz wieder einige Takte höher schlagen, aber gleichzeitig wollte er es auch nicht wahrhaben, dass er mit seinen Äußerungen über Jungkook recht haben könnte.

„Jungkook ist wie ein Bruder für mich. Er würde nie mehr für mich empfinden", sagte Jimin mit fester Stimme, doch er dachte prompt an den Tag zurück, als es den Anschein gemacht hatte, dass Jungkook ihn küssen wollte. Doch dafür gab es bestimmt eine Erklärung.

„Ich geh jetzt mal nach drinnen. Herr Kwon langweilt sich sicher. Er hat ja sonst niemanden", gegen Ende setzte Jimin ein trauriges Lächeln auf.

„Er ist also nicht verheiratet", meinte Yoongi, doch Jimin schüttelte den Kopf. „Nicht mehr. Er hat zu seiner Frau keinen Kontakt mehr. Und seine Tochter...", Jimin brach ab, als würde es ihm schwer fallen die nächsten Worte über seine Lippen zu bringen.

Yoongi griff nach seiner Hand und strich sanft über seine Haut. Jimin holte einmal tief Luft, bevor er weiterredete. „Sie ist...sie war vor drei in ein Geiseldrama verwickelt gewesen und...sie ist an einer Schusswunde verblutet."

Yoongis Gesichtszüge sackten nach unten. Sein Herz schlug schmerzhaft gegen seinen Rippenbogen und seine Knie drohten ihm nachzugeben. Jimins darauffolgende Worte drangen nur gedämpft an seine Ohren. Er hatte nur ein einziges Bild vor Augen. Einen einzigen Gedanken im Kopf.

Er roch wieder das Blut, spürte seine zitternden Hände und die panische Angst die in ihn gekrochen war. Yoongi stolperte blindlings nach hinten und wurde von Jimin mit einem besorgten Gesichtsausdruck gemustert. „Yoongi? Was ist los?"

Doch der Schwarzhaarige reagierte nicht. Er beugte sich keuchend nach unten und verabschiedete einen großen Teil seines Mageninhalts auf den Bürgersteig.

Jimin stieß erschrocken die Luft aus und eilte zu ihm. Er legte einen Arm um Yoongis Taille und versuchte ihn zu stützen. „Yoongi! Ist alles in Ordnung? Soll ich..."

„Bitte, geh weg von mir", würgte er angestrengt hervor und versuchte Jimin von sich zu stoßen. Es war alles zu viel. Die Schuld von damals schien ihn wieder von allen Seiten einzukesseln.

Jimin musterte ihn bestürzt und griff nach seinem Arm. „Yoongi, bitte, ich wollte doch nur..."

„Hau ab!", rief der Schwarzhaarige nun so laut und zornig, dass Jimin sichtlich zusammenzuckte und erschrocken nach hinten wich. „Fass mich nicht an! Verpiss dich einfach!"

Tränen schossen dem Blondschopf aus den Augen, ein lauter Schluchzer entfuhr seinen Lippen. Erst in diesem Moment schien Yoongi zu realisieren, was er gerade getan hatte. Doch es war schon zu spät. Jimin stürmte humpelnd in das Krankenhaus und umklammerte dabei krampfhaft den Blumenstrauß.

„Jimin! Ach, scheiße!", keuchte Yoongi und verpasste dem nahegelegenen Mülleimer einen deftigen Tritt.

Angestrengt stütze er sich auf den Knien ab und kniff die Augen aufeinander. 


Wer hat damit gerechnet?🙈

Vielen lieben Dank fürs lesen💜😊


Never without you // YOONMINWo Geschichten leben. Entdecke jetzt