Kapitel 6🏮

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Die Polizeistation hatte sich kein Stück verändert, seitdem Yoongi das letzte Mal einen Fuß in sie hineingesetzt hatte. Er war damals neben den anderen Polizeischülern wohl so ziemlich der Jüngste gewesen, doch das hatte ihn lange nicht davon abgehalten, sich gegen die Autorität seiner Kollegen durchzusetzen. Yoongi war schon immer so direkt gewesen, dass die anderen Polizisten sich kaum getraut hatten ihm eine Anweisung zu erteilen. Lediglich Namjoon konnte zu ihm durchdringen und ihn zügeln, falls er, wie so häufig, mal über die Strenge schlug. Er war der Einzige, der Yoongis Dominanz etwas im Griff hatte.

Der Schwarzhaarige betrachtete für einen kurzen Moment die vertrauten Räumlichkeiten des Polizeireviers, bevor eine Frauenstimme ihn auf sich aufmerksam machte. „Möchten Sie eine Anzeige aufgeben?"

Sein Blick glitt zu der Rezeption, an der sich eine hagere, junge Dame postiert hatte.

Yoongi war im ersten Moment etwas irritiert gewesen, dass man ihn nicht erkannte, doch er schüttelte sofort den Kopf. „Ich bin hier um mit Kim Namjoon zu sprechen", entgegnete er unwirsch, weshalb die junge Frau ihre Brauen nach oben wandern ließ. „Haben Sie denn einen Termin?"

„Ich denke nicht, dass ich sowas nötig habe. Er hat mich hierhergebeten, um mich bei einem neuen Fall einzusetzen", Yoongi verschränkte abwartend die Arme vor der Brust, was sein Bizeps umgehend vergrößerte und ihn beinahe so wirken ließ, wie ein bulliger Türsteher.

Die Augen der jungen Frau weiteten sich augenblicklich. „S-sagen Sie das doch gleich! Dann müssen Sie wohl Min Yoongi sein. Bitte entschuldigen Sie, aber heute ist mein erster Tag und ich wollte..."

„Wie auch immer, ich hab keine Zeit für ihr Geschwätz. Ist er in seinem Büro?", unterbrach der Koreaner sie unvermittelt. Sie ließ eine Hand an ihre glühende Wange wandern und nickte zaghaft.

Da Yoongi sich hier einwandfrei auskannte, schlug er stur den Weg zu Namjoons Büro ein und öffnete die Tür, ohne sich vorher mit einem Klopfen bemerkbar zu machen. Doch noch im selben Moment bereute er auch schon seinen überstürzten Auftritt. Denn Namjoon war zu diesem Zeitpunkt nicht alleine in diesem Zimmer und ganz eindeutig auch anderweitig beschäftigt.

Jin saß, mit dem Rücken zu Yoongi, auf Namjoons Schreibtisch und entlockte diesem gerade einen leidenschaftlichen Kuss. Der Polizeichef hatte die Hände an Jins Taille gelegt und fuhr langsam unter den Stoff seines Shirts. Jin wiederrum hatte seine Beine um Namjoons Körper geschlungen und mit seinen Händen dessen Gesicht umrahmt.

„Du bist wunderschön, Prinzessin", hauchte Namjoons schließlich atemlos in den Kuss.

Yoongi beobachtete das ganze Spektakel etwas angewidert und völlig verstört, denn es hätte ja auch genauso gut einer von Namjoons Mitarbeitern in diese Szene hereinplatzen können. Er schüttelte fassungslos den Kopf und versetzte dem Schirmständer neben ihm einen deftigen Tritt, dass dieser lautstark zu Boden fiel.

Sowohl Namjoon, als auch Jin zuckten merklich zusammen und fuhren erschrocken nach hinten. Abrupt lösten sie sich voneinander, während Namjoon die obersten Knöpfe seines Hemdes wieder verschloss. Sein Kopf war hochrot angelaufen und vor Wut etwas verzerrt. „Verdammt, Yoongi, hast du den Arsch offen?!"

„Für dich nicht. Aber Jin vielleicht", erwiderte Yoongi monoton, doch es schlich sich ein angedeutetes Grinsen auf seine Lippen. Der Angesprochene sprang augenblicklich vom Schreibtisch und zeigte drohend in Yoongis Richtung. „YAH! Und ich hatte mich heute Morgen noch darauf gefreut dich wiederzusehen!"

„Tut mir Leid, Prinzessin. Aber habt ihr es denn wirklich so nötig?", meinte Yoongi schamlos und schüttelte abermals mit dem Kopf.

Namjoon stieß umständlich die Luft aus und legte Jin besänftigend eine Hand auf die Schulter. „Wieso setzt du dich nicht einfach, Yoongs? Dann können wir in Ruhe alles besprechen."

Never without you // YOONMINWo Geschichten leben. Entdecke jetzt