Kapitel 5🏮

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Jimin hielt die kleinen Pilzköpfe unter den laufenden Wasserhahn und entfernte gründlich die dunklen Schmutzkörner. Im Hintergrund dröhnte die sanfte Musik von Jungkooks Gitarre an seine Ohren, weswegen sich ein angedeutetes Lächeln auf seine Lippen stahl. Er wusste nicht genau warum, aber die Melodie sorgte dafür, dass sich das kurze Aufeinandertreffen mit dem maskulinen, jungen Mann noch einmal in seinem Kopf abspielte.

Der Blondschopf hatte dessen durchtrainierten Körper deutlich wahrgenommen. Er musste noch mehr Sport treiben, als sein muskulöser Mitbewohner.

Das Gesicht des Fremden und diese faszinierenden, beinahe hypnotisierenden Augen waren ihm ebenfalls im Gedächtnis geblieben und wollten wohl auch nicht so schnell wieder von dort verschwinden.

„Brauchst du Hilfe?", ertönte plötzlich eine tiefe Stimme, dicht hinter seinem Ohr, weshalb Jimin mit einem dumpfen Aufschrei zusammenzuckte. Er hatte gar nicht bemerkt, dass sein Mitbewohner aufgehört hatte auf seinem Instrument zu spielen.

„Jungkook! Musst du mich so erschrecken?!", rief der Kleine verärgert und erntete sich ein amüsiertes Grinsen von seinem jüngeren Mitbewohner. Doch dieser knuffte ihm, ohne seine Mundwinkel zu senken, spielerisch in die Seite. „Das ist bei dir gar nicht so schwer, Minnie."

Jimin verdrehte kaum merklich die Augen. „Du bist echt unmöglich. Das ist also der Dank dafür, dass ich für uns koche?", theatralisch legte sich der Blondschopf eine Hand auf die Brust, als wollte er seinem Mitbewohner symbolisieren, wie hart ihn dessen Worte getroffen hatten.

Jungkooks Grinsen wurde umso breiter. „Wir hätten uns auch ganz bequem Sushi bestellen können."

„Das machen wir doch schon oft genug", protestierte der Blondschopf augenblicklich und entfernte den Strunk von einem der Pilze.

„Was ist eigentlich mit den Flyern? Hast du ein paar Leute auf die Tombola aufmerksam machen können?", fragte Jungkook schließlich neugierig und stibitzte sich grinsend einen kleinen Pilz, bevor Jimin auch nur ansatzweise protestieren konnte.

Der kleine Blondschopf wollte schon hoffnungslos mit dem Kopf schütteln, als ihm die Begegnung des dunkelhaarigen Koreaners erneut in den Sinn kam, denn er war mitunter der einzige Passant gewesen, der sich für das Tierheim interessiert hatte.

Selbst die kleinste Erinnerung an dieses Aufeinandertreffen, ließ Jimins Mundwinkel unwillkürlich nach oben zucken. „Nicht viele, aber da war jemand, der...naja, zumindest hat er einen Flyer mitgenommen."

Jungkook zog forsch eine Braue nach oben, als er Jimins gedankenverlorenen Blick zur Kenntnis nahm, doch schon nach kurzer Zeit stahl sich ein angedeutetes Grinsen auf seine Lippen. „Jemand also. Willst mir irgendwas von ihm erzählen?", er wackelte provokant mit den Brauen und stupste Jimin neckend in die Rippen.

Dieser zog einen wütenden Schmollmund. „Was soll ich schon über ihn erzählen? Es war einfach nur irgendein Typ, der sich für unsere Tombola interessiert hat. Zufrieden?"

Jungkook grinste lediglich, weshalb Jimin sich kopfschüttelnd wieder den Pilzen zuwandte. „Deck lieber schon mal den Tisch", entgegnete der Blondschopf ungerührt und deutete auf einen der Hängeschränke, an denen sich Jungkook auch sogleich zu schaffen machte.

Während sein Mitbewohner mit dem Geschirr beschäftigt war, rückte Jimin sich einen Stuhl zurecht, damit er die große Vougepfanne, die sich im Regal weit über seiner Augenhöhe befand, erreichen konnte. Er wollte gerade das vierbeinige Möbelstück besteigen, da fiel auch schon ein lautstarker Protest von Jungkook. „Lass mich das machen! Das andere Bein musst du dir nicht auch noch verletzen!"

Er war zu seinem kleineren Mitbewohner geeilt, der seufzend in seiner Bewegung inne gehalten hatte und sich von Jungkook die Pfanne nach unten holen ließ.

Nach Jimins Unfall, vor etlichen Jahren hatte der Brünette einen echten Draht zum Überfürsorglichen entwickelt. Anfangs hatte Jimin sich sogar noch ziemlich geschmeichelt gefühlt, dass Jungkook so aufmerksam war, doch mittlerweile kommentierte er dieses Verhalten nur noch mit einem angedeuteten Augenverdrehen und einem hoffnungslosem Kopfschütteln. So wie auch jetzt.

„Willst du mich künftig vielleicht in eine Plastikkugel stecken?", schimpfte der Blondschopf und stemmte wütend seine Hände in die Hüften.

„Ich hab's nur gut gemeint", protestierte Jungkook sofort und wollte Jimin zur Besänftigung einen Arm um die Schulter legen, doch dieser wehrte ihn ab und deute auf das Esszimmer. „Wolltest du nicht eigentlich den Tisch decken?"

Jungkook sog hörbar die Luft ein, nickte aber schließlich ergeben, weil er seinen besten Freund nicht unnötig mit der traumatischen Erinnerung seines Unfalls quälen wollte, und schnappte sich die übereinandergestapelten Teller. Er warf noch einen Blick über seine Schulter und beobachtete Jimin, wie er leicht humpelnd zum Herd lief und dort das Sesamöl in der Pfanne erhitzte.

„Hobi hat uns für Samstag zu einer kleinen Übernachtung eingeladen", meinte Jungkook schließlich, weshalb Jimin sich nach hinten drehte und ein ehrliches Lächeln aufsetzte. „Dann brauchen wir uns schon mal keine Gedanken machen, was wir am Wochenende kochen sollen."

Jungkook grinste wissend und schüttelte den Kopf. Dieses wunderschöne Lächeln war das, was er jetzt letztendlich gebraucht hatte.


Vielen lieben Dank fürs lesen💜😊




Never without you // YOONMINWo Geschichten leben. Entdecke jetzt