Kapitel 54🏮

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„Was ist dieser Kerl nur für ein Arschloch!", keifte Jungkook zornig und krallte seine Hände um die Stuhllehne. Bislang hatten Taehyung und er das Krankenhaus nicht verlassen und der Letzterer nutzte diese Zeit um sich über Yoongi auszulassen. „Erst die Sache mit dem Einbrecher, danach dieser Brand und jetzt ist Jimin auch noch entführt worden!? Dieser Typ hätte nie auftauchen dürfen, dann wäre Jimin einiges erspart geblieben!"

Taehyung beobachtete Jungkooks Wutausbruch mit verkniffener Miene. Irgendwo konnte er Jungkooks Sorge und dessen Vorwürfe gegen seinen Bruder sogar verstehen. Zumindest anhand der groben Erzählungen, die Jungkook zwischendurch von sich gab.

Doch nicht in allem konnte er dem Brünetten recht geben. „Ich weiß, Yoongi hatte schon immer so ein Talent sich in Schwierigkeiten zu bringen. Aber als ich ihn zusammen mit Jimin gesehen habe...er hat schon lange nicht mehr so verliebt gewirkt, wie mit ihm."

Jungkook machte den Anschein, als hätte diese Aussage etwas Anstößiges an sich. „Bullshit! Er ist nicht gut für Jimin!"

Taehyung erhob sich auf wackeligen Beinen von seinem Stuhl. „Yoongi würde alles für die Menschen tun, die ihm etwas bedeuten. Du bist scheinbar nicht gut auf ihn zu sprechen und das hat sicher seine Gründe, aber er versucht gerade Jimin das Leben zu retten und riskiert womöglich sein eigenes dafür. Und das würde er immer wieder tun."

Jungkook drehte störrisch den Kopf zu Taehyung, verharrte allerdings in seiner Bewegung, als er dessen Augen begegnete. Für eine Weile verpuffte seine Angst um Jimin und der Zorn auf Yoongi. Er starrte dem Koreaner wie hypnotisiert ins Gesicht und bemerkte wie sein Herzschlag sich beschleunigte. Taehyung war wunderschön. Und sie hatten beinahe eine sanftmütige Wirkung auf ihn.

Verunsichert über diesen Gefühlsausbruch, wandte Jungkook hastig den Blick ab und fixierte den Boden, als sich plötzlich warme Finger um seine Hand schlossen und dort leichten Druck ausübten.  Er hob den Kopf und wurde sogleich von einem liebevollen Lächeln empfangen. Sein Herzschlag verschnellerte sich rapide. Taehyungs Mundwinkel sollten sich nie wieder nach unten senken. Seine Augen schienen an den Lippen des Kleineren festgewachsen zu sein. Ihm war gar nicht aufgefallen, was für einen schönen Farbton sie eigentlich hatte. Ein Kribbeln breitete sich in seinem Magen aus.

Als die Finger sich von seiner Hand entfernten, wurde Jungkook allmählich wieder in die Realität katapultiert. „Naja s-so hab ich das noch nie gesehen", gab er zögerlich zu. „Aber ich kann doch nicht einfach hier rumsitzen und nichts tun!"

„Du kannst Namjoon und meinem Bruder vertrauen", meinte Taehyung mit Nachdruck. Jungkook Augen weiteten sich kaum merklich. „D-deinem Bruder?"

Taehyung schmunzelte. „Ich weiß, wir haben nicht sonderlich viele Gemeinsamkeiten."

„I-ich dachte eigentlich, dass ihr..., dass er ..., dass ihr mal – ", Jungkook schielte ertappt zu Boden, während Taehyungs Kehle ein Kichern entwich. „Du dachtest wir waren mal in einer Beziehung gewesen?! Yoongi und ich?!"

„Ich habe da wohl was Falsches reininterpretiert", meinte Jungkook beschämt und ließ seine Zungenspitze die Innenseite seiner Wange erkunden.

„Ist schon gut", Taehyungs Mundwinkel zuckten verdächtig nach oben, doch seine Miene blieb ernst. „Sie werden Jimin und Jin wieder zurückholen, da bin ich mir sicher."

Jungkook schluckte und versuchte die schlimmen Szenarien in seinem Kopf zu verdrängen. „Hoffentlich auch unversehrt."

Taehyung schenkte Jungkook ein aufmunterndes Lächeln, obwohl er innerlich schon längst zusammengebrochen war, so groß war seine Angst, dass Yoongi bei diesem Einsatz zu Schaden kommen könnte.

Er versteckte die zittrigen Hände hinter seinem Rücken und sah verlegen zu Jungkook, dass dessen Wangen sich rosa färbten.

Jungkook räusperte sich umständlich und deutete auf den Stuhl. „Ist dir noch schwindelig? Möchtest du dich nicht lieber hinsetzen?"

„Nein, du musst dir keine Sorgen machen. Ich komm schon klar", Taehyung bemühte sich um ein Lächeln, doch er musste feststellen, wie seine Sicht so langsam verschwamm. Daher suchte er umgehend nach einem Themawechsel, der ihn nicht mehr an seinen Bruder denken ließ. „Du und Jimin ihr seid wohl sehr eng miteinander befreundet."

Jungkook zuckte ertappt zusammen und nickte hastig. „J-ja wir sind sehr vertraut miteinander. Wir haben schon zusammen im Sandkasten gespielt", er sah gedankenverloren in die Ferne. „Er musste schon so viel Scheiße durchmachen in seinem Leben und jetzt...das ist alles zu viel grade"

Jungkook ließ sich auf einen Stuhl sinken und vergrub sein Gesicht in beiden Händen. Taehyung musterte ihn mitfühlend und nahm zaghaft neben ihm Platz. Er haderte mit sich, eine Hand auf Jungkooks Schulter zu legen, aber er wollte nicht aufdringlich sein. Dennoch schwirrte eine ganz bestimmte Frage in meinem Kopf herum. „Hat das irgendetwas mit seinem Bein zu tun?", fragte Taehyung vorsichtig, was Jungkook mit einem angedeuteten Nicken bestätigte. Langsam entfernte der Angesprochene die Hände aus seinem Gesicht. „Er hatte vor vier Jahren einen Unfall. Irgendein besoffenes Arschloch hat ihn mit dem Auto erwischt. Sein Bein ist seitdem dauerhaft geschädigt", sein Kiefer presste sich aufeinander und seine Hände ballten sich zu Fäusten.

Taehyungs Mageninhalt vollzog eine Dreihundertsechziggraddrehung und bahnte sich einen Weg zu seiner Speiseröhre. Er erhob sich in Zeitlupengeschwindigkeit von seinem Sitz und taumelte nach hinten. „V-vor vier Jahren, aber...i-ich wusste nicht, dass er..."

Jungkook folgte Taehyung und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Was ist denn los? Was wusstest du nicht?"

Die ersten Tränen liefen über Taehyungs Wangen. „E-es war keine Absicht", hauchte er tonlos, als seine Stimme versagte. Jungkook musterte seinen Gegenüber im ersten Moment nur etwas verständnislos, doch die Worte wiederholten sich so lange in seinem Kopf, bis er sie endlich zu begreifen schien.

Jungkooks Stimme zitterte vor Wut, als er den Mund öffnete. „D-du warst das Arschloch?"


Ich muss auch jeden schönen Moment kaputt machen🥺💜

Vielen lieben Dank fürs lesen😊💜




Never without you // YOONMINWo Geschichten leben. Entdecke jetzt