Kapitel 60🏮

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Epilog


2 Wochen später


Yoongi beobachtete Namjoon dabei, wie er den prallgefüllten Ordner auf den Schreibtisch fallen ließ und das Holz somit zum erschüttern brachte. Der Polizeichef überflog noch einmal die Gerichtsunterlagen und nickte zufrieden. „Endlich hat dieser Alptraum ein Ende."

Yoongi versenkte seine Hände in beiden Hosentaschen und sah gedankenverloren auf die Tischplatte. „Zum Glück hat der Staatsanwalt auf lebenslänglich plädiert. Sehun war vor Gericht ganz schön dreist gewesen", seine Finger ballten sich zu einer Faust zusammen.

Namjoon schien Yoongis Anspannung bemerkt zu haben, daher setzte er ein aufmunterndes Lächeln auf. „Immerhin können sie niemandem mehr Schaden zufügen. Und das Gute ist, dass wir ein Geständnis aus ihnen herauskriegen konnten...naja, nachdem du nicht ganz so legale Verhörmethoden angewendet hast." Namjoon räusperte sich verlegen, da er diesen Aspekt bewusst bei seinem Polizeibericht außen vor gelassen hatte. Yoongi hatte einem der Handlanger den Arm ausgekugelt und solange dagegen gehalten, bis er vor Schmerzen geschrien und unter Tränen gestanden hatte.

Lee Songnim, der vor drei Jahren den Banküberfall begangen und dabei Kwon Yuna getötet hatte, war nicht zuletzt der Drahtzieher dieser geplanten Überfälle gewesen. Er hatte jahrelang aus eigener Hand agiert, sich aber mit der Zeit immer mehr Komplizen angeschafft und nicht zuletzt den Boxtrainer und einige seiner Schützlinge mit ins Boot geholt. Allerdings blieb es weiterhin unklar aus welchen Gründen Sehun sich ihnen angeschlossen hatte. Yoongi vermutete es wären finanzielle Gründe gewesen, da seine Firma, laut den Recherchen, tatsächlich bankrottgegangen war.

Der Boxclub war auf Namjoons Befehl dicht gemacht worden und vorher noch einmal gründlich durchsucht worden. Doch die ergatterte Beute ihrer Überfälle war in Sehuns neuem Anwesen untergebracht worden. Zumindest der Teil, der ihm zustand.

Es hatte sich auch der Verdacht bestätigt, das Jaebeom derjenige gewesen war, der auf der Überwachungskamera der Tankstelle zu sehen war. Der warum er ins Tierheim eingebrochen war, blieb allerdings weiterhin schleierhaft. Klar war jedoch, dass er bereits vorher von Jimins Adresse gewusst hatte.

Yoongi zog nachdenklich die Stirn kraus, als ihm plötzlich ein Gedanke in den Kopf schoss. Eine Frage brannte ihm schon seit Tagen auf der Zunge. „Warum hast du mir nie die Wahrheit gesagt, Joon? Warum hast du behauptet, ihr hättet Lee Songnim damals verhaftet?"

Namjoon stieß umständlich die Luft aus. „Ich weiß, dass es falsch war, aber du weißt selbst wie schlecht es dir damals ging. Es tut mir leid, Yoongi. Du hättest alles auf den Kopf gestellt, um ihn zu finden und du weißt selbst wie das Gesetz zu Selbstjustiz steht. Ich wollte dich vor einem Fehler bewahren."

„Ich versteh schon, Joon", seufzte Yoongi und rang sich ein trauriges Lächeln ab. „Ich war nach dem Vorfall so unter Schock gestanden, dass ich alles um mich herum ausgeblendet und nicht mal bemerkt hatte, wie er abgehauen war -  "

„Ich weiß du machst dich wegen Lee schon wieder fertig. Aber das brauchst du nicht! Du hast Jimin das Leben gerettet", sprach Namjoon mit fester Stimme.

„Ich würde ihn so oft retten wie es nötig ist", entgegnete Yoongi sah stur auf die Tischplatte.

Ein mildes Lächeln umspielte Namjoons Lippen. „Und das weiß er auch."

Yoongi knetete angestrengt seine Finger. Die letzten Wochen waren schweißtreibend und vor allem nervenaufreibend gewesen, doch das schlimmste daran war die Tatsache, dass Jimin deswegen so sehr gelitten hatte.

Hastig schüttelte er diesen Gedanken ab und sah Namjoon dabei zu, wie er die letzten Unterlagen in den Ordner heftete.

„Damit hätten wir diesen Fall endlich abgeschlossen", seufzte der Polizeichef erleichtert.

„Nicht ganz." Yoongi kramte nach etwas, das sich in seinem Hosenbund befand und zog es langsam hervor. Er legte seine Pistole vorsichtig auf den Schreibtisch und beobachtete, wie Namjoon die Stirn kraus zog. Doch seinem Gesichtsausdruck zu urteilen, wusste er insgeheim schon was diese Geste zu bedeuten hatte.

Yoongi ließ die Hand zu seinem Nacken wandern. „Die hätte ich dir eigentlich schon viel früher zurückgeben soll."

Namjoon schüttelte widerstrebend den Kopf. „Vergiss es! Du wirst sie behalten. Ich möchte dich wieder in meinem Team haben, Yoongi. Ganz offiziell."

Yoongis Blick wanderte unschlüssig auf die Waffe. „I-ich kann nicht, Joon."

„Doch du kannst! Du hast es bewiesen", entgegnete der Polizeichef und verschränkte entschlossen die Arme vor der Brust.

Yoongi sah stur auf den Schreibtisch und schüttelte langsam den Kopf. Beinahe hätte er wegen seinem Beruf den Menschen verloren, der ihm am meisten bedeutete.

„Es tut mir leid, Joon", meinte er kleinlaut und drehte dem Polizeichef beschämt den Rücken zu.

„Yoongi!", rief Namjoon bestimmt ließ seine flache Hand auf die Tischplatte knallen, dass der Schwarzhaarige sich erschrocken nach hinten drehte.

Namjoon stützte sich mit seinen Armen am Schreibtisch ab und durchlöcherte Yoongi mit seinem Blick förmlich. „Was muss denn noch alles passieren?! Ich will dir endlich deinen Dienstausweis zurückgeben!"

Yoongi verharrte ungläubig in seiner Bewegung. „Meinen...Du hast meinen Ausweis noch?"

„Was denkst du denn?! Ich hatte immer gehofft du würdest zurückkommen. Und ich habe diese Hoffnung noch nicht aufgegeben", Namjoon lächelte milde und griff in eine offene Schublade. Er händigte Yoongi den laminierten Ausweis, an dem auch seine Marke angebracht war und ein kleines Foto aus. Es zeigte Namjoon, Jin und Yoongi, wobei Letzterer ziemlich grimmig dreinschaute, da sich die beiden Koreaner spielerisch an ihn schmiegten. Es musste schon vor Jahren entstanden sein, doch er erinnerte sich noch an diesen Moment. 

Yoongi sah verlegen zu seinem Dienstausweis und strich sehnsüchtig über die versilberte Marke. Wie stolz war er gewesen, als man sie ihm nach seiner praktischen Prüfung überreicht hatte.

Seine Augen fixierten wieder das kleine Foto, als ihn plötzlich ein paar Schuldgefühle übermannten. „Joon ich...im Krankenhaus, da hab mich verhalten, wie der letzte..."

„Ich weiß", der Polizeichef lächelte milde. „Und ich hätte dir am liebsten den Kopf abgerissen. Aber selbst, wenn ich es wollte, ich kann dir nicht mehr böse sein."

Etwas glitzerte verräterisch in Namjoons Augen und auch Yoongi musste angestrengt blinzeln.

„Ich danke dir", hauchte er und rang sich ein Lächeln ab. „Ich denke, ich...werde mir dein Angebot noch einmal überlegen", meinte er und biss sich unsicher auf die Lippe.

Namjoon legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Ich weiß, dass du die richtige Entscheidung treffen wirst."


Vielen lieben Dank fürs lesen😊💜


Never without you // YOONMINWo Geschichten leben. Entdecke jetzt