Ich hatte gute Laune. Ich hatte eben eine Zusage für eine neue Wohnung bekommen. Ich konnte also endlich aus der ranzigen Wohnung meines Bruders ausziehen. Bevor ich mich auf den Weg zu meinen Bruder machte, holte ich uns noch zwei Kaffee in meinem Lieblings-Cafe. Ich sprintete die Treppe hoch, aber blieb abrupt stehen, als ich sah das die Wohnungstür ein Spalt weit offen stand. Es kamen laute Stimmen aus der Wohnung und ich spürte, dass etwas nicht in Ordnung war. Mit klopfendem Herzen ging ich zur Tür und öffnete sie vorsichtig. Mir entfuhr ein erstickter Schrei und ich ließ die Kaffebecher fallen. Heiße tropfen spritzen mir auf die Beine und ich zuckte ein Stück zurück. Ich sah direkt in das schmerzverzerrte Gesicht meines Bruders. Seine Kleidung war voller Blut.
"Stella Lauf!", schrie Nick.
Doch bevor ich überhaupt reagieren konnte, wurde ich von hinten gepackt und in die Wohnung gedrückt.
"Fass mich nicht an!", fauchte ich den Mann an und versuchte mich aus seinem Griff zu befreien. "Geh darüber", sagte er barsch und schubste mich zu meinem Bruder.
"Scheiße, was ist hier los, Nick?" flüsterte ich. Er sah mich mit traurigen Augen an und schüttelte leicht den Kopf.
"Wer ist das?", fragte eine tiefe Stimme. Erst da fiel mir auf, dass noch weitere vier Männer in der Wohnung standen und mich anstarrten. "Niemand", sagte Nick schnell und mied den Blickkontakt. Man sah ihm an, dass er schmerzen hatte. "Das sieht, aber anders aus", sagte der Mann und kam auf mich zu. Er war groß, Muskulös und sah mich mit kalten Augen an. Seine ganze Erscheinung strahlte Gefahr aus, doch ich wich nicht zurück und sah ihm fest in die Augen.
Er fasste grob mein Kinn und ließ seinen Blick über mich schweifen. "Deine Freundin?", wandte er sich an meinen Bruder.
"Ich bin seine Schwester", zischte ich und schlug seine Hand weg. Er sah mich erst wütend an, doch dann schmunzelte er. "Sie hat mehr Eier, als du", sagte er zu Nick und ging einen Schritt auf ihn zu. "Lass ihn in Ruhe!", schrie ich und wollte mich auf ihn stürzen. Zwei Hände packten mich und hielten mich zurück. Der schwarzhaarige sah mich belustigt an, was mich noch wütender machte.
"Was soll die Scheiße?" fragte ich aufgebracht.
"Dein Bruder schuldet mir Geld. Eine Menge Geld." Ich sah zu meinem Bruder, aber der ließ nur den Kopf hängen. "W-w-was? Warum? Wofür?", stotterte ich."Es reicht! Sorg dafür das sie still ist! ", sagte er barsch und wandte sich dann wieder an meinen Bruder. "Also Nick, wo ist mein Geld?"
"Ich habe es nicht", sagte mein Bruder kleinlaut und wagte es nicht seinen Kopf zu heben. Der Mann holte aus und schlug ihm hart ins Gesicht. Nick stöhnte schmerzvoll auf.
"Nein!" , versuchte ich zu schreien, doch mir wurde der Mund zugehalten. Die Hand war rau und roch ekelhaft nach Zigarette. "Und was machen wir da jetzt?, fragte er mit finsterer Miene und beugte sich über Nick. " Ich besorge dein Geld, versprochen!", flehend sah Nick den Mann an. Dieser hielt kurz inne. " Gut, du hast drei Wochen Zeit. Um die Motivation zu steigern, nehme ich sie mit", sagte er und deutete auf mich. "Das ist deine letzte Chance, Nick."
Meine Augen weiteten sich. Hatte der ein Rad ab?
Ich versuchte mich aus dem festen Griff zu befreien, doch ich hatte nicht genug Kraft. Plötzlich stand der schwarzhaarigen neben mir und flüsterte mit zu: " Du solltest jetzt ganz genau das tun, was ich von dir möchte. Außer du möchtest das dein Bruder noch mehr Schläge einsteckt". Ich nickte und sah zu meinem Bruder. Er sah mich aus großen Augen an und formte mit den Lippen ein: "Tut mir leid". Schon wurde ich unsanft am Oberarm gepackt und zur Tür heraus geschoben. "Verhalte dich unauffällig und komm mit". Ich tat wie mir gesagt und ließ mich zu einem Auto führen und stiegt ohne Protest ein. Ich hatte Angst. Wahnsinnige Angst. mein Herz schlug so schnell, dass ich dachte es würde mir gleich aus der Brust springen. Wo würden sie mich hinbringen? Was würden Sie mit mir machen? Was wird aus meinem Bruder? Tausende Gedanken rasten durch meinen Kopf und meine Hände fingen an zu zittern. Die Tür ging auf und der schwarzhaarige setzte sich neben mich, ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen. Das Auto fuhr los. "Wo bringt ihr mich hin?" fragte ich vorsichtig. Er gab mir keine Antwort." Wo ihr mich hinbringt, habe ich gefragt!". Diesmal war meine Stimme energischer und er quittierte es mit einem belustigten Blick. "Gib mir dein Handy", sagt er barsch und hielt mir die Hand hin. Ich reagierte nicht. "Ich sage es nicht noch einmal", drohte er. Er machte mir Angst.
Ich wühlte mein Handy aus meiner Jackentasche und reichte es ihm.
"Geht doch."
Nach einer gefühlten Ewigkeit blieb das Auto stehen. Ich sah nichts außer Wald. Fuck! Was wollten die mit mir im Wald? Es fühlte sich an, als hätte mein Herz für einen kurzen Moment ausgesetzt. Mein ganzer Körper spannte sich an.
"Ganz ruhig, dir wird nichts passieren. Mach einfach was dir gesagt wird." Ich glaubte ihm nicht. Nicht nachdem ich gesehen hatte, wie er auf meinen Bruder eingeschlagen hatte. Dennoch nickte ich. Unfähig etwas zu sagen. Mein Mut schien in der Wohnung meines Bruders geblieben zu sein. Er stieg aus dem Auto , dreht sich noch einmal zu mir um und sagte: " Ich bin übrigens Aleks."
Dann wandte er sich an einen seiner Männern: " Bring sie auf ein Zimmer."
Ich wurde aus dem Auto gezogen und dann sah ich ein riesiges weißes Haus. Mitten im Wald. Der Wind wehte mir durchs Haar und ich atmete Tief ein. Das schaffst du Stella, versuchte ich mich selbst zu beruhigen. Ich hatte keine Zeit alles genauer zu betrachten, da ich unsanft in Richtung des Hauses gedrängt wurde. Ich wurde eine Treppe hochgeführt und in ein Zimmer geschubst. Hinter mir wurde die Tür abgeschlossen.
Scheiße! Scheiße! Scheiße! Wo war Nick da nur rein geraten?
Ich sah mich in dem Zimmer um. Es war ein schönes Zimmer, fast wie in einem guten Hotel. Es hatte sogar ein angrenzendes Badezimmer.
Du bist aber nicht in einem Hotel!, donnerten mir meine Gedanken entgegen. Du bist eingesperrt. In dem Haus eines...
Ja, was war er eigentlich? Drogendealer? Mafiaboss? Drogendealender Mafiaboss? Ich stöhnte auf und ließ mich auf das weiche Bett fallen. Ich war fix und fertig.
Vom Bett aus sah ich aus dem Fenster. Es wurde langsam dunkel.
Warte! Das Fenster! Ich sprang auf und lief hin. >Abgeschlossen<, stellte ich enttäuscht fest. Ein Blick nach unten, sagte mir das es mindestens 12 Meter bis zum Boden waren. Selbst wenn das Fenster offen gewesen wäre, hätte ich mir wahrscheinlich alle Knochen gebrochen. seufzend legte ich mich wieder ins Bett und schloss die Augen. Es flackerten direkt Bilder meines blutenden Bruders auf. Ich riss die Augen auf und merkte das mir Tränen über das Gesicht liefen.
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Zwischen den Fronten
RomanceDurch die Abhängigkeit ihres Bruders, gerät Stella in eine Welt voller Gewalt, Blut und Hass. Sie gerät zwischen die Fronten zweier Drogenkartelle, aber waren wirklich alle von ihnen schlecht? Triggerwarnung: Gewalt, sexueller Missbrauch, Traumatisi...