Kurz darauf klingelte das Handy von Chris. Er ging zum telefonieren ins Treppenhaus, aber ich konnte ihn trotzdem hören. "Was soll ich denn machen? Sie will nicht mitkommen." Chris legte auf und kam wieder in die Wohnung. "Und? Hast du gepetzt?" Chris versuchte sich ein lachen zu verkneifen, aber es gelang ihm nicht komplett. "Willst du?", fragte ich und hielt ihm die Flasche hin. Er schüttelte den Kopf. "Gut, dann trinke ich wohl für uns beide."
"Was ist hier los?", fragte die Stimme von Aleks. Genervt stöhnte ich auf. "Hau ab! Niemand will dich hier haben", giftete ich ihn direkt an. Aleks bedeute Chris rauszugehen. "Stell die Flasche weg." Provozierend nahm ich noch einen Schluck.
"Stella, ich habe keine Lust auf sowas."
"Ich habe auch auf vieles keine Lust. Interessiert auch keinen."
Ich ging in die Küche und holte ein Messer. "Hier. Bring es zu Ende ", sagte ich und hielt ihm das Messer hin. Aleks Augen wurden groß und er nahm mir das Messer aus der Hand. "Was soll das? Ich will dich doch nicht umbringen."
"Ich habe es nicht gemacht."
"Was hast du nicht gemacht?" Ich kramte das Abhorgerät aus der Tasche und warf es ihm entgegen. "Ich werde dir nicht dabei helfen, Victor oder sonst jemanden umzubringen! Ich will und werde nicht so ein Mensch sein."
"Und was machst du, wenn ich dich gehen lasse? Zu Victor gehen?"
"Das kann dir vollkommen egal sein!" Aleks packte mich am Oberarm und zog mich aus der Wohnung. "Nein! Lass mich los!" Mit Händen und Füßen versuchte ich mich zu wehren, aber es gelang mir nicht mich aus seinem Griff zu befreien. "Hör auf zu schreien!" Es drückte mich an die Wand und hielt mir den Mund zu. "Du hast keine Wahl, Stella. Wenn ich will, dass du mitkommst, dann kommst du mit!" Ich schluckte schwer und versuchte meine Tränen weg zu blinzeln. Es sollte alles einfach aufhören.
Ohne mich noch weiter zu wehren, ließ ich zu, dass er mich wieder mitnahm. Im Auto sah ich stur aus dem Fenster, spürte, aber seinen Blick auf mir.
"Möchtest du zu deinem Bruder?", fragte Aleks, als wäre nichts gewesen. "Du bist krank! Völlig krank!" Wütend ging ich zu meinem Zimmer. Seine Stimmungswechsel, waren nicht berechenbar für mich. Kaum hatte ich die Tür geschlossen ging sie auch schon wieder auf. "Aleks, was willst du von mir? Ich werde nicht tun, was du von mir verlangst." Er wollte etwas sagen, aber ich sprach einfach weiter. "Also Bring es zu Ende oder willst du mich noch weiter quälen?"
"Ich will dich nicht quälen, Stella. Ich will nicht, dass du gehst." Er fuhr sich durch die Haare und sah mit seinen verwuschelten Haaren wahnsinnig gut aus. Er kam zu mir und nahm mein Gesicht in seine Hände. Eine ganze Zeit lang, sahen wir uns einfach nur an. "Bleib bei mir und ich werde dir die Welt zu Füßen legen", flüsterte er ohne den Blickkontakt zu unterbrechen. "Ich weiß, dass es völlig verrückt ist, aber du bist das einzige an das ich noch denken kann." Seine Worte berührten mich. Ich hatte ebenfalls Gefühle für ihn, aber ich verachtete mich dafür. Er war ein aggressives Arschloch und wollte mich bis vor kurzem noch umbringen und ich Idiotin entwickelte Gefühle für ihn. Genoss seine Berührung und sehnte mich nach ihm, wenn er nicht bei mir war. Mein Handy klingelte und Zorn schlich sich auf sein Gesicht.
V: >Es tut mir leid.<"Was tut ihm leid?", fragte Aleks irritiert. "Wir hatten Streit."
"Hat er dir weh getan?" Es war fast amüsant, dass beide diese Frage stellten. "Es ist alles okay", gab ich zurück und hoffte, dass er es so hinnehmen würde. Statt etwas zu sagen, küsste er mich mit einer Leidenschaft, welche mich schwindelig werden ließ. Seine Berührungen waren dominanter, als die von Victor. Seine waren viel sanfter. Aleks hob mich hoch und trug mich zum Bett. Keine Sekunde lösten sich unsere Lippen von einander. Ich bekam eine Gänsehaut, als er anfing meinen Hals zu küssen. Seine Hände suchten ihren Weg auf meine Haut. Ich legte meine Hände in seinen Nacken und zog ihn näher an mich. Wieder klingelte mein Handy. Aleks hielt in der Bewegung inne und sein Ausdruck wurde härter. Sanft fuhr ich die Konturen seines Gesichtes nach. "Du lächelst zu selten", stellte ich fest. Überrascht sah er mich an. "Ich mag dein Lächeln." Wieder senkten sich seine Lippen auf meine. "Und ich mag dich." Er legte sich neben mich und zog mich seinen Arm. "Willst du aufs Handy sehen?" Ich schüttelte den Kopf. Ich wollte in dem Moment nicht an Victor denken. Was mir ausgesprochen schwer fiel.
Als ich aufwachte lag ich noch immer in seinen Armen. Was tat ich da? Ich hatte mit meinem Entführer rum gemacht und bin dann in seinen Armen eingeschlafen. Hektisch versuchte ich mich aus seiner Umarmung zu befreien, aber er zog mich wieder an sich. "Alles okay?", nuschelte er mir ins Haar. "Lass mich bitte los." Verwirrt richtete er sich auf. "Was ist los?" Müde rieb er sich die Augen und sah mich mit seinen verwuschelten Haaren an. "Hast du schlecht geschlafen?" "Was tun wir hier?" Sein Ausdruck wurde härter. "Du bereust es?" Ich zuckte mit den Schultern und sah betreten auf meine Hände. Ich bereute es nicht. Ich verstand es nur nicht. Wie konnte ich für zwei Männer gleichzeitig Gefühle haben? Und dann auch noch für solche Männer. Beide hatten mir Gewalt angetan und beide schreckten nicht vor Mord zurück. Wenn ich bei Aleks war, dachte ich an Victor und wenn ich bei Victor war, dachte ich an Aleks. "Dein Bruder hat nach dir gefragt. Du solltest zu ihm gehen," sagte Aleks, steckte mein Handy in die Hosentasche und ging aus dem Raum. Mit schweren Glieder stand ich auf und ging unter die Dusche. Mein Kopf dröhnte vom Gin und den gestrigen Erlebnissen. Ein Blick in den Spiegel zeigte mir, dass sich manche Stellen an meinem Hals blau verfärbt hatten. Sofort flackerten Bilder auf. Die Gesichter von Victor und Aleks vermischten sich und sahen mich mit einer wutverzerrten Fratze an. Ihre Hände drücken auf meinen Hals und rauben mir die Luft. Hektisch wendete ich meinen Blick vom Spiegel ab und zog mich an.
Als ich die Treppe herunter ging, hörte ich Laute Stimmen. Je näher ich zur Haustür kam, desto lauter wurden sie. "Wo ist sie? Bring mich sofort zu ihr!" Victor stand vor der Tür und sah Aleks wütend an. "Victor?", fragte ich leise. Ich konnte nicht glauben, dass er da war. "Geht's dir gut?" Ich nickte und sah zu Aleks. Dieser starrte mich mit kaltem Blick an. "Also? Haben wir einen Deal?", fragte Victor? "Was für ein Deal?", fragte ich verwirrt. "Ich habe ihm gesagt, dass er das Geld von mir bekommt. Plus Zinsen für verspätete Rückzahlung. 50.000 Euro." Meine Augen wurden groß und ich sah ihn fassungslos an. Er wollte mich frei kaufen, obwohl ich ihn hintergangen hatte. "Ich kann dich stattdessen auch umbringen!", schnauzte er Aleks an, als dieser nicht antwortete. "Dir ist bewusst, dass sie eben noch mit mir im Bett lag?" Victors Kiefer spannte sich an und er blickte kurz zu mir. Beschämt sah ich auf den Boden. "Haben wir einen Deal?" Aleks fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. "Und dann? Nimmst du sie mit zu dir?", fragte Aleks. "Wie Stella es möchte."
"Was ist mit meinem Bruder?" Aleks sah mich nachdenklich an. "Willst du gehen?" Der Schmerz in seinen Augen brachte mich fast um. "Ich will nicht mehr eingesperrt sein", flüsterte ich. Er nickte und befahl Chris, meinen Bruder zu holen. "Sie können gehen. Dein dreckiges Geld will ich nicht." Mein Herz blieb fast stehen. Er hatte uns freigelassen! Aleks sah mich noch einmal an und ging dann die Treppe hoch. "Komm in mein Haus und ich bringe dich um." Unsicher sah ich Victor an. "Geh und hol deine Sachen. Ich warte auf dich."
"Du kannst auch bleiben", sagte Aleks. Er stand im Türrahmen und sah mir beim Packen zu. "Du wärst hier bei mir, aber frei." "A-aleks, ich kann das nicht. Es ist so viel passiert." Er nickte und reichte mir das Handy. "Falls du es dir anders überlegst." Ich stand auf und umarmte ihn. Er zog mich fest an sich und vergrub sein Gesicht in meinen Haaren. "Ich wünschte wir hätten uns auf einem anderen Weg kennengelernt", flüsterte er mir ins Ohr. "Mach's gut, Stella." Mit diesen Worten verließ er das Zimmer. Mein Bruder stand schon vor der Eingangshalle und grinste mich dümmlich an. Ich musste mich beherrschen ihm nicht eine reinzuhauen. Victor lehnte lässig an seinem Auto, als wir rauskamen. Sein Gesicht hellte sich auf, als er mich sah. "Ist alles okay?" Mehr als ein nicken bekam ich nicht hin. Alles war so surreal. Victor sah meinen Bruder abschätzig an. "Du wirst nicht bei ihm wohnen."
"Aha und wo soll ich hin? Ich habe keinen Job mehr und auch keine Wohnung. Zudem hast du nicht über mein Leben zu bestimmen!" Victor rieb sich die Schläfe. "Du kannst mit zu mir kommen oder du kannst in einer meiner Wohnungen wohnen." Natürlich hatte er direkt mehrere Wohnungen." Ich glaube ich gehe erstmal in ein Hotel. Kannst du meinen Bruder nach Hause bringen?"
"Und du?", fragte er. "Ich komme alleine klar." Er sah mich einen kurzen Moment an und nickte dann. "Sehen wir uns wieder?" Gequält sah ich ihn an. Am liebsten wollte ich die ganzen Wochen vergessen und alles was mit ihnen zu tun hatte, zurücklassen. Victor nahm mich in den Arm und gab mir einen Kuss auf die Wange. "Du hast meine Nummer."

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Zwischen den Fronten
Lãng mạnDurch die Abhängigkeit ihres Bruders, gerät Stella in eine Welt voller Gewalt, Blut und Hass. Sie gerät zwischen die Fronten zweier Drogenkartelle, aber waren wirklich alle von ihnen schlecht? Triggerwarnung: Gewalt, sexueller Missbrauch, Traumatisi...