Victor holte mich ab und gab mir zur Begrüßung einen Kuss. "Du siehst wunderschön aus", flüsterte er in mein Ohr und bescherte mir damit eine Gänsehaut. Wieder sah er sich meine Hand an und strich sanft über die Narbe. "Du musst dir darüber keine Gedanken mehr machen", sagte ich und entzog ihm meine Hand. Er nickte leicht und hielt mir dann die Beifahrertür auf.
"Möchtest du etwas bestimmtes machen? Ansonsten habe ich mehrere Dinge geplant."
"Ich würde gerne einfach nur zu dir. Vielleicht gucken wir einen Film? Ich bin ziemlich müde" Er nickte und fuhr los.
Sein Haus war riesig und ich wusste nicht warum eine Person in so einem großen Haus wohnte.
"Möchtest du etwas trinken? Gin Tonic?" Ich nickte und sah mich ein wenig um. Es war modern eingerichtet und alles war sehr ordentlich. Victor reichte mir mein Getränk und lächelte mich an. "Ich bin froh, dass du hier bist." Seine Worte brachten mich zum Lächeln und machten mir alles noch schwerer. Er strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr und küsste mich. Erst sanft und dann immer leidenschaftlicher. Ich wünschte mir der Moment würde niemals aufhören. Seine Lippen auf meinen, seine Hände auf meinem Körper, nur er und ich. Kein Nick, kein Aleks, keine Schulden. "Führst du mich ein wenig herum?", fragte ich, nachdem ich mich von ihm gelöst hatte. "Du willst dir also dein zukünftiges Haus ansehen?" Seine Grübchen kamen zum Vorschein und brachten mich fast um den Verstand. Victor führte mich durch sein Haus und mir fehlten die Worte. Alles war sehr luxuriös und ich wollte gar nicht wissen, wie teuer das alles war. "Arbeitest du auch von Zuhause?, fragte ich und versuchte dabei so normal wie möglich zu wirken. "Ja, mein Büro ist hier im Haus, aber für dich wahrscheinlich nicht so interessant."
"Kann ich es trotzdem sehen? Man zieht ja nicht in ein Haus, ohne alles gesehen zu haben oder?"
"Da hast du natürlich Recht ", sagte er mit einem Grinsen.
Sein Büro war genauso modern eingerichtet, wie der Rest. Es stand ein großer Schreibtisch am Fenster und gegenüber stand eine Art Lounge. Wahrscheinlich wurden dort seine Geschäfte besprochen. "Holst du mir noch etwas zu trinken?"
Nachdem er aus dem Zimmer gegangen war, kramte ich, mit zitternden Händen, in meiner Tasche und holte das Abhörgerät raus. Ich lief zum Tisch und versuchte es unter der Tischplatte zu befestigen. ich erstarrte, als ich Victors Stimme höre. "Was machst du da?, fragte er mit einem Ton in der Stimme, welchen ich vorher noch nicht gehört hatte. Vor Schreck fehlten mir die Worte und ich starrte ihn einfach nur an. "Zeig mir was du in den Händen hast." Als ich nicht reagierte, kam er langsam auf mich zu. Mein Körper erstarrte und ich war unfähig mich zu bewegen. Er nahm das Abhörgerät aus meiner Hand und sah mich mit vor Wut verzerrten Gesicht an. Vor Angst wich ich ein Stück zurück. Plötzlich packte er mich am Hals und drückte mich auf den Schreibtisch. Er drückte so fest zu, dass ich keine Luft mehr bekam. Mit meiner gesamten Kraft versuchte ich seine Hand von meinem Hals zu bekommen, aber er war zu stark. "Wer schickt dich?", fragte er bedrohlich. Als er merkte, dass ich keinen Ton herausbekommen konnte, lockerte er seinen Griff und ich schnappte gierig nach Luft. "Wer dich verdammt nochmal geschickt hat", brüllte er. Wieder bekam ich kein Wort heraus. Er öffnete die Schublade des Schreibtisches und nahm etwas heraus. Erst als ich das kalte Metall an meiner Schläfe spürte, erkannte ich, dass es eine Waffe war. "Sprich!"
"Ich wollte das nicht, aber ich hatte keine Wahl!", sagte ich unter Tränen. "Er hat meinen Bruder." Meiner ganzer Körper zitterte. Als er die Waffe bewegte, schloss ich die Augen. "Bitte Victor, ich kann alles erklären."
"Es sollte eine sehr gute Erklärung sein", sagte er und zog mich an meinem Hals hoch. Sind Augen waren voller Wut und Schmerz. " Er hat mich entführt. Mein Bruder schuldet ihm Geld und kann es nicht zurückzahlen, deswegen muss ich das hier tun."
"Wer ist 'er'?"
"Aleks Salvini." Sein Kiefer spannte sich an und er schlug mit voller Wucht gegen die Wand. Ich wollte nach seiner Hand sehen, aber er zielte wieder mit der Waffe auf mich. "Es tut mir leid", hauchte ich. "Halt deine verdammte Fresse!" Er schrie so laut, dass ich zusammenzuckte. Hektisch lief er im Raum hin und her. Er schien fieberhaft zu überlegen was er nun tun sollte. "Was hätte ich denn tun sollen?" Er hielt inne und sah mich an. "Hat er dir weh getan?"
"Er hat meinen Bruder halb totgeschlagen." Bilder vom blutüberströmten Nick tauchten vor meinem inneren Auge auf. "Hat er DIR weh getan?"
"Er hat mich gewürgt", sagte ich leise. Victor ließ die Schultern hängen, als er realisierte, dass er vor ein paar Minuten, dass gleiche getan hatte.
"War alles gelogen?", fragte er leise.
"Anfangs schon. Ich sollte dafür sorgen, dass du mich magst."
"Das hast du geschafft."
"Es war nur am Anfang so. Ich konnte doch nicht wissen, wie sich das zwischen uns entwickelt." Victor schnaubte aus. "Was hättest du denn getan, wenn es Samantha wäre?", fragte ich provokant. Es war ja nicht so, als hätte ich das alles gewollt."
Das gleiche", sagte er leise. Langsam ging ich zu ihm. Er beobachtete dabei jede meiner Bewegungen. "Es tut mir leid. Ich wollte das alles nicht. Mein einziges Ziel war es meinen Bruder zu schützen." Mein Herz schlug wahnsinnig schnell. Alles könnte umsonst gewesen sein und Nick stirbt doch. Oder wir beide würden sterben. Er sah mir tief in die Augen und legte dann seine Arme um mich. "Verzeih mir", flüsterte ich. Zur Bestätigung drückte er mich fester an sich. Mein Körper spannte sich an, als ich die Waffe an meinem Rücken spürte. "Und woher weiß ich, dass du nicht lügst?"
"Du musst mir einfach glauben." Er drückte den Lauf der Waffe fester gegen meinen Rücken und brachte mich damit zum wimmern. "Wie soll ich dir jetzt noch vertrauen?"

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Zwischen den Fronten
RomanceDurch die Abhängigkeit ihres Bruders, gerät Stella in eine Welt voller Gewalt, Blut und Hass. Sie gerät zwischen die Fronten zweier Drogenkartelle, aber waren wirklich alle von ihnen schlecht? Triggerwarnung: Gewalt, sexueller Missbrauch, Traumatisi...