Victor
Als das Taxi weg fuhr, hätte ich mich am liebsten vor ein Auto geworfen. Nun hatte ich sie wahrscheinlich komplett von mir weg getrieben. Mein Plan war es eigentlich mich von ihr abzulenken. Ich war mir sicher, dass ich sie nicht wiedersehen würde und Alkohol und Frauen lenken nun mal am besten ab. "Bist du stolz auf dich?", hörte ich die Stimme meiner kleinen Schwester. Genervt massierte ich mir die Schläfen. Sie hatte gerade noch gefehlt. "Sam, hau ab. Das geht dich nichts an!"
"Du hast es verkackt. Sie ist keine die sich sowas gefallen lässt", sagte sie schulterzuckend. Sie hatte wahrscheinlich Recht. Stella war keine der Frauen, die Männern wie mir, hinterherliefen. Fuck! Sie war den ersten Tag frei und ich hatte es direkt versaut, aber vielleicht war das auch besser so. "Lass die Weiber nicht so nah an dich herankommen. Sie machen dich weich", sagte mein Vater immer und damit schien er Recht zu haben. Als ich mich umdrehte, stand Sam nicht mehr hinter mir, aber einer meiner Männer kam aufgeregt auf mich zu. "Boss? Du solltest reinkommen."
Im Club war alles ruhig. Sam stand an der Seite und hielt sich die Wange. "Was ist passiert?", fragte ich meine Schwester. "Er hat mich geschlagen", antwortete sie und funkelte den Mann wütend an. Ich spürte wie die Wut in mir Aufstieg und hatte Mühe mich zurückzuhalten. "I-i-ich wusste nicht wer sie ist", sagte der Mann voller Panik. "Und du denkst Frauen schlagen ist okay?" Schnell schüttelte er den Kopf. "Und warum tust du es dann?" Ängstlich sah er mich an. Als er nicht antwortete, packte ich ihn am Kragen und drückte ihn gegen die Wand. "Du wirst jetzt auf die Knie gehen und dich bei meiner Schwester entschuldigen", sagte ich bedrohlich. Als ich ihn los ließ, ging er vor Sam in die Knie und entschuldigte sich, heulend, bei ihr. Angewidert sah ich ihn an. Bei Frauen zuschlagen und bei Männern heulen. "Mit welcher Hand?"
"Rechts", antwortete Sam und drehte sich um. Sie wusste was passiert. Ohne zu zögern schoss ich ihm in die Rechte Hand. Vor Schmerz schreiend fiel er zu Boden, aber niemand beachtete ihn. Die Menschen die hier waren, wussten, dass in unserer Welt alles ein wenig anders lief. "Fass noch einmal eine Frau an und es wird der Kopf." Sam drehte sich wieder um und sah den Mann an, welcher sich auf dem Boden lag und wimmerte. "Reicht dir das?" Sie nickte und ging Richtung Ausgang. "Bringt ihn weg", sagte ich zu Vito und folgte meine Schwester nach draußen. "Das war etwas übertrieben", sagte sie, als sie auf dem Beifahrersitz saß und aus dem Fenster sah. "Er kann froh sein, dass er noch lebt", knurrte ich. Sam war mir heilig. Ich würde alles tun, um sie zu beschützen. "Und was willst du jetzt tun?" Ich zuckte mit den Schultern, da ich keine Antwort darauf hatte.
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Zwischen den Fronten
RomanceDurch die Abhängigkeit ihres Bruders, gerät Stella in eine Welt voller Gewalt, Blut und Hass. Sie gerät zwischen die Fronten zweier Drogenkartelle, aber waren wirklich alle von ihnen schlecht? Triggerwarnung: Gewalt, sexueller Missbrauch, Traumatisi...