Allerdings kann man meine Fortbewegungsform nicht mehr als laufen betiteln. Es ist mehr ein stolpern und taumeln, weil ich über jede Wurzel stolpere und mir recht schwindelig ist.
Wieder einmal stolpere ich über eine Wurzel und falle auf den Boden. Als ich diesmal allerdings versuche aufzustehen muss ich vor Schmerz fast aufschreien. Anscheinend habe ich mir beim Fall den Fuß umgeknickt. So gut es geht bewege ich mich zum nächsten Baum und lehne mich erschöpft an den Stamm. Das Zittern hat aufgehört und mir ist nur noch kalt. Erschöpft schließe ich die Augen. Schneller als mir lieb ist werde ich von der Schwärze umhüllt.
Ein Klopfen auf meine Wange weckt mich erst wieder auf.
"Mach mal die Augen auf Ricca."
"Was ist mit ihr Kai?"
"Sie ist ziemlich unterkühlt. Gib mir mal meinen Rucksack, im vorderen Fach müsste eine Wärmedecke sein."
"Wie schlimm ist es?"
"Sie hat aufgehört zu zittern. Ihr Puls ist langsam und schwach. Wir müssen schnell anfangen ihren Körper aufzuwärmen. Pass aber auf, dass die Beine und Arme zuletzt aufgewärmt werden. Hast du hier Netz?"
"Nein. Aber der Rettungsdienst würde uns hier eh schlecht finden. Wer weiß ob sie überhaupt kommen. Ich habe mal wegen einer Schnittverletzung angerufen und die sind nicht gekommen."
Wie durch Watte höre ich die Stimmen. Das ständige Schlagen auf meine Wange und der Schmerz bei meinem Brustbein sind das einzige was mich vor der erneuten Bewusstlosigkeit bewahrt.
"Versuch mal die Augen aufzumachen Ricca. Ich weiß es ist schwer aber probiere es bitt immer wieder."
So gut es geht versuche ich der Bitte, der unbekannten Stimme zu folgen. Nach einer Weile sind meine Augen wenigstens ein Stückchen auf. Verschwommen nehme ich die Umrisse der beiden Personen vor mir wahr.
"Schau mich mal an Ricca. Hi, ich bin der Kai. Tut dir irgendwas weh oder ist dir kalt?"
"Nur kalt", bringe ich gerade so hervor.
"Ich weiß. Ich habe dir schon die Wärmedecken umgelegt, es müsste dir bald etwas wärmer werden. Aber was hast du denn an deinem Fuß gemacht? Der sieht ja nicht so gesund aus mit seiner blauen Farbe."
Zu mehr als einem Schulterzucken reicht meine Kraft nicht. Schwach kann ich mich noch daran erinnern wie ich umgeknickt und gefallen bin.
"Ich verbinde den gleich, okay? Falls das zu dolle weh tut sagst du einfach bescheid. Ich höre dann auf."
Von irgendwoher holt der Typ eine Mullbinde und fängt langsam an einen Verband um meinen Fuß zu wickeln. Als er fester zieht, hallte ich die Schmerzen kaum noch aus. Ein leises Wimmern entweicht meinen Lippen.
"Alles wird gut Kleine. Komm gib mir mal deine Hand. Drück sie einfach ganz fest, wenn es zu doll weh tut. Ich weiß das es weh tut, aber es muss sein. Kai ist auch ganz vorsichtig."
Die Schmerzen spürte ich gar nicht mehr, denn wieder zog mich die Dunkelheit in ihren Bann, wie Rohypnol seine Opfer.
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Whatever it takes
Short StoryNiemand beachtet sie. Sie ist so gut wie unsichtbar. Aber auch nur so gut wie. Die Polizei hat schon länger ein Auge auf sie geworfen und versucht verzweifelt zusammen mit dem Jugendamt das mysteriöse Mädchen zu finden um endlich herauszufinden waru...