Kapitel 10

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Des Scheins halber öffne ich geräuschvoll den Klodeckel. Danach suche ich in meinen Haaren nach der Haarspange. Kurz setzt mein herz aus als ich sie nicht finde, doch dann spüre ich sie endlich zwischen meinen Fingern. Schnell öffne ich sie und schiebe das Metallteil zwischen die beiden Teile im Kabelbinder, sodass die Noppen nicht mehr an den Zacken hängen bleiben und sie sich problemlos wieder öffnen. Mit zwei freien Händen stehen meine Chance auf eine Flucht schon tausendmal besser. Jetzt kommt der schwierigste Teil. 

Ich betätige die Spülung und klappe den Deckel runter. Dann stelle ich mich drauf und ziehe mich an der Kabinenwand hoch. Wie ein Ninja klettere ich auf die andere Seite und lasse mich langsam runtergleiten. "Bist du da drinnen endlich fertig?" Wenn mein Herz nicht durch die Rippen geschützt werden würde, würden es mir jetzt sicher aus der Brust springen. Atem anhaltend warte ich darauf, dass etwas passiert. "Wenn du nicht gleich selber rauskommst, hole ich meine Kollegen und wir holen dich da raus." Mucksmäuschenstill warte ich darauf, dass er rausgeht und seine Kollegen holt. Dies tut er auch nach wenigen Sekunden. Schnell sprinte ich aus der hintersten Kabine raus und in die erste rein. Dort schließe ich die Tür nur so weit, dass ich nicht auf den ersten Blick gesehen werde, aber immer noch schnell rauskomme. Gerade als ich fertig versteckt bin geht die Tür wieder auf und drei SEK-Beamte kommen rein. "Du hast noch eine Chance. Komm selber raus oder wir kommen rein." Wenn die nur wüssten, dass ich schon lange draußen bin.

Knall! Die Tür nebenan wird gewaltsam geöffnet. Mein Zeichen so schnell wie möglich aus dem Klo zu kommen. Ich stürme aus meiner Kabine und drücke die Tür so stark auf, dass die Person dahinter sie genau gegen die Nase bekommt und ein ekelerregendes Knacken zu hören ist. Durch den Schmerzensschrei sind alle Polizisten auf dieser Wache alarmiert. Noch bevor einer reagieren kann, bin ich schon bei der Tür in die Freiheit. Diese letzte Hürde ist auch schnell überwunden und die Flucht beginnt erst richtig. Im Sprint renne ich um das Gebäude herum und springe dort über den Zaun. Hinter mir höre ich schon die Stimmen von den Bullen. 

Mit meiner Lieblingsdroge vollgepumpt renne ich in die Richtung meiner Gassen. Die Schritte hinter mir werden immer lauter. 

Plötzlich stoße ich mit wem zusammen, als ich um die nächste Ecke renne. "Was machst du in meinem Gebiet?" Sofort bin ich wieder auf den Beinen und renne weiter. "Die Cops kommen!", brülle ich dem Dealer noch zu bevor ich wieder um die nächste Ecke renne. Dort sind die Regenrinnen stabil genug um sich daran hochzuziehen. "Stehen bleiben, du sitzt in der Falle!" Doch ich renne weiter mit voller Kraft auf die Wand zu. Kurz bevor ich gegenknalle, stoße ich mich von der Wand rechts von mir ab und erwische geradeso das Rohr. Mit einem Klimmzug bin ich auf dem Dach und renne weiter. Ich gucke nicht einmal nach hinten ob sie immer noch hinter mir sind. Einfach nur weg. Weg von der Gefahr wie ich schon fast mein ganzes Leben mache.  

Whatever it takesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt