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Cole atmete nervös aus.

"Ich hab das noch nie jemanden gesagt -", er tippelte mit seiner Hand etwas am Hemd herum, "aber, uhm, wenn ich bei dir bin, dann fühle ich mich gut, wirklich gut. Du bist nicht wie all die anderen, weißt du? Jeder schaut mich jeden Tag ständig an - das ist so anstrengend, sie wollen alle nur meinen Körper und mich anfassen, aber du hörst mir zu und bist für mich da, ohne mich zu verurteilen." Verdammt, war das schwer, ich hätte schreien können, ihn küssen können, meine Augen zuckten zu seiner Brust, an der er mit seiner Hand herumspielte, doch ich musste den Augenkontakt halten. Er hatte Recht, ich mochte ihn nicht für seinen Körper, das war vielmehr, schon immer.

"Manchmal wünsche ich mir nichts mehr, als so zu sein wie du. Ich war nicht immer so - uhm, als ich klein war, war ich wirklich fett, ich wurde gemobbt und ich musste was ändern. Meine Eltern wollten immer diesen Sohn, der Sportler wird, Fußballer, der eine Sportkarriere macht, aber ich weiß nicht, ob das überhaupt das ist, was ich will."

Das überraschte mich, ich hatte ihn falsch eingeschätzt. Immer hatte ich ihn für diesen makellosen coolen Jungen gehalten, unantastbar und stark. Doch in Wahrheit war er so unsicher und geplagt wie ich. Er hatte so viel Ähnliches durchlebt wie ich, er verstand was es bedeutete zu leiden und auch wenn ich nicht verstand, wie es war so angesehen und attraktiv zu sein wie er, wusste ich, dass er es ernst meinte, dass er von seinem Herzen sprach. Vorsichtig griff ich nach seiner Schulter und sah ihn genau an. Tatsächlich schien es ihm ziemlich schwer gefallen zu sein, mir das alles zu sagen.

"Es ist okay. Niemand kann dir vorschreiben wie du dein Leben zu leben hast! Das Wichtigste bist du - dass du glücklich bist, scheiß auf deine Eltern oder was andere sagen -", ich tippte mit meinem Finger auf seine Brust, "es geht darum, was du hier hast. Und das kann man nur lieben!", entgegnete ich und nickte selbstüberzeugt. Erleichtert lächelte er mich an und fing ein wenig an zu tränen, er schien so erleichtert, endlich jemanden von seinen Gefühlen erzählt zu haben -
"Komm her!"

Auf einmal drückte er mich an sich ran und umschlung meine Hüfte. Seine Haare waren so weich und seine Haut so unglaublich warm - so geborgen hatte ich mich noch nie gefühlt. Wie seine starken Arme mich an ihm festhielten.

"Danke, dass du mein Freund bist!"

Seine Stimme war immer noch so sanft und unregelmäßig. Ich weiß nicht, wie lange wir uns umarmten, aber es dauerte ziemlich lange. Er wirkte so erschöpft und kaputt, da wollte ich ihn einfach nur stützen. Langsam löste er sich und schaute mich an. Seine Augen zuckten von meinen Augen zu meinen Lippen und zurück. Es war als könnte er sich nicht entscheiden, als ob die Zeit für einen Augenblick stehengeblieben war. Niemand sagte etwas, wir blickten uns nur an. Dummerweise schaute ich kurz an ihm herunter und entdeckte, dass er erregt war, meine Unterhose hielt ihn ganz sicher kein bisschen zurück, meine Hose mich aber auch nicht. Plötzlich drehte er sich superschnell von mir weg.

"Sorry, - eh, das war - die Situation. Wir sollten uns anziehen -", fing er stotternd an. Blitzschnell griff er nach seiner Hose und zog sich an. Noch bevor ich irgendetwas sagen konnte, war er schon verschwunden.

Natürlich war ich irgendwie enttäuscht, aber näher als heute war ich Cole noch nie gewesen und das fühlte sich verdammt gut an. Wir waren nicht dazu gekommen, unsere ganzen Klamotten anzuprobieren. In Eile hatte Nicholas seine ganzen Sachen bei mir in der Kabine hängen lassen, vor allem trug er noch immer das Hemd, anstatt seines Pullovers! Ich musste mich beeilen, bevor er hinausging und von der Security aufgehalten würde. Deshalb hing ich schnell alle anderen Sachen an eine Wäschestange und lief mit meinen Sachen, dem neuen und Coles Pullover aus der Kabine. Ich konnte ihn nirgends sehen, wo war er nur? Ich lief zum Ausgang aber da war er nicht. Was sollte ich tun? Wir hatten genau das getan, was unsere Lehrerin uns gesagt hatte, was wir nicht tun sollten: uns aufteilen. Da ich keine Ahnung hatte, wo er hingegangen war, beschloss ich zu Tyler und Amanda zu gehen, die hoffentlich noch in der Frauenabteilung waren. Zu meinem Glück fand ich Tyler mit Nicholas vor einer Kabine sitzen.

"Da bist du ja, ich hab überall nach dir gesucht. Du hast deinen Pullover vergessen", sagte ich beruhigt und überreichte ihm seinen Pullover.

Erschrocken schaute Cole an sich herunter, vermutlich hatte er es wirklich nicht bemerkt.

"Danke", lächelte er. Irgendwie schien wieder alles in Ordnung zu sein, er wirkte ruhig wie immer. Abgesehen von der Tatsache, dass wir uns in dieser Umkleide ziemlich nah gekommen waren, war ja auch nichts weiter passiert. Zumindest nichts, dass Tyler etwas anging.

"Habt ihr was gefunden?", fragte Tyler uns und blickte mit einem leicht verwirrten Gesichtsausdruck zu mir.

Im selben Augenblick zog Cole das Hemd wieder aus und tauschte es gegen seinen Pullover, was meine Aufmerksamkeit kurzzeitig von Tyler weglenkte.

"Ehh- ja, Cole hat mir diesen Pullover ausgesucht", freute ich mich und präsentierte ihn.

"Ah, der ist süß, sollte zu dir passen!", bestätigte er. Da musste ich schmunzeln, Cole hatte dasselbe gesagt.

"Und du?", wandte er sich an Cole.

"Ich? Ehm, ja. Das Hemd hier hat sich echt gut angefühlt, ich hab gar nicht gemerkt, dass ich es noch anhatte", bestätigte Cole.

"Henry hat wirklich guten Geschmack, das muss man ihm lassen", stimmte Tyler zu und schmeichelte mir. Doch irgendwie schienen seine Worte eine Doppeldeutigkeit zu haben, die ich nicht ganz verstand. Auf einmal öffnete sich der Vorhang hinter mir und Amanda trat heraus. Sie trug ein dunkelrotes Kleid und drehte sich etwas im Kreis.

"Was denkt ihr?", fragte sie fröhlich in die Gruppe.

"Wow, du siehst echt wunderschön aus!" Tylers Augen funkelten regelrecht. Ich nickte nur schmunzelnd, doch Cole schien geistig etwas abwesend zu sein. Vielleicht war er doch noch nicht wieder bei alter Stimmung. Wie auch immer, Tyler hatte Recht. Amandas lange blonde Haare und ihre Figur stachen wirklich durch das rote Kleid hervor. Es dauerte nicht lange, da hatte sich Amanda wieder umgezogen und wir bezahlten unsere Klamotten.

Nervös mit dir [boyxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt