Tag 4: Eine stürmische Angelegenheit
Irgendwann um ein oder zwei Uhr war Amanda endlich zurückgekommen, sodass ich todmüde in mein Bett fallen konnte. Mit den anderen Jungs und Vanessa zusammen hatte ich meine Zeit verbracht, indem wir über irgendwelche uninteressanten Dinge gesprochen hatten. Es war eher ruhige Entspannung und ungeduldige Warterei. Am nächsten Morgen klopfte Cole tatsächlich bei uns an die Tür, vorbereitet, um zu duschen. Da war es erst sieben Uhr, gerade als ich aufgestanden war. Anscheinend hatte er sich absolut nicht mit Sam und Marcus verstanden, was definitiv nicht verwunderlich war. Es war schön, ihn hier bei mir zu haben, direkt am Morgen, das erste, was ich sah. So fing der Tag gut an. Nichts Besonderes passierte in der Zeit bis wir zum Frühstück kamen, auch nicht währenddessen. Frau Bergold erklärte uns allen, dieses mal auch Tyler, dass wir wohl heute eine Kanufahrt auf dem großen See geplant hätten und in einer Stunde ein Experte kommen würde, der uns erklären würde, wie wir so ein Kanu bedienten. So passierte es auch. Wir drei versammelten uns mit dem Rest der Klasse am Steg, wo unsere Lehrer und ein älterer Mann bereits die Kanus ins Wasser gebracht hatten. Anscheinend besaß unsere Herberge sogar das und wahrscheinlich war Frau Bergold verantwortlich für diese Aktion. Jeder von uns bekam eine passende Rettungsweste, nur ich bekam die Sonderbehandlung. Innerlich hatte ich bereits Komplexe, mental immer noch angeschlagen von meinem früheren Aussehen und meinem niedrigen Selbstvertrauen, fühlte ich mich kaum wohl. Der Herr hatte mir wegen meiner breiten Schultern die größte Weste geben müssen. Niemand außer mir brauchte so eine Weste, selbst der Mann hatte nur zwei dabei, als ob ich so eine große Ausnahme wäre! Irgendwie machte mich das ein wenig wütend, diese Scheiße war jetzt schon zum Abkotzen. Außerdem bereitete mir der graue Himmel und relativ starke Wind Sorgen. Zwar konnte ich gut schwimmen, aber in Mitten des weiten offenen Wassers zu landen, gehörte wohl mit zu meinen Ängsten. Damit war ich allerdings nicht alleine wie es schien. Meine Aufmerksamkeit wanderte zu Cole, der neben mir stand und dem Mann lauschte, wie er uns erklärte, wie das Paddeln funktionierte. Coles Hände zitterten.
"Alles okay?", flüsterte ich.
"Ja, mir ist nur kalt", entgegnete er mir und griff nach seiner Hand, um sie festzuhalten. Ich machte nur ein besorgtes Gesicht, beließ es aber dabei. Mehr zu reden, würde gerade eh nur schaden.
"Ich brauche vier Freiwillige, die einmal zeigen, wie man das Kanu wieder richtig umdreht, falls es umgestoßen wird", verlangte der Mann.
Zwei der Sportler, Justin und das große Mädchen erklärten sich bereit und stiegen vom Steg ins Wasser. Zuerst mussten sie das Boot umdrehen und eine Person wieder ins Kanu bekommen. Danach konnte diese Person den anderen helfen, sie ebenfalls hochzuhieven. In die Kanus passten natürlich immer vier Menschen und wie es das Schicksal wollte, schloss sich Amanda wieder unserer Gruppe an.
"So sieht man sich wieder", sagte sie, "habt ihr mich schon vermisst?"
"Überhaupt nicht", lächelte Cole sie ironisch an.
"Arschloch", ließ sie raus und wandte sich von ihm ab.
Das Wasser war ziemlich kalt, genau wie der Wind und unsere Schwimmwesten halfen uns nicht gerade, in unseren Schwimmsachen warm zu bleiben. Amanda stieg als erste in das Kanu ein und ging bis ganz nach vorne, vor allem weil sie dort nicht paddeln musste. Das war für die mittleren beiden Plätze vorgesehen. Hinter ihr nahm Tyler Platz, dann Cole und zuletzt ich. Am Anfang kamen wir gar nicht vom Steg weg, weil Tyler und Cole immer gegensätzlich ruderten, bis sie schlussendlich den Dreh herausbekamen. Weit hinten auf dem Wasser fuhren ein paar Segelboote, die uns wohl etwas Wellengang bescherten. Eigentlich war es echt ganz schön und entspannend, wenn man nicht gerade sehkrank wurde wie Vanessa, die sich im anderen Boot übergab. Das hier war wohl nichts für alle.
"Kann ich euch mal was Persönliches fragen?", fragte ich Tyler und Amanda, während wir auf dem Wasser eine kurze Pause einlegten.
"Ja, klar", entgegnete Tyler ungestört.
"Seid ihr zwei jetzt zusammen?", wollte ich wissen.
"Ich würde uns eher als gute Freunde bezeichnen, die ihre Vorlieben teilen", antwortete Amanda ernst.
"Ja, wir hatten nur Sex. Ist nicht so, dass wir jetzt automatisch in einer Beziehung sind", stimmte Tyler ihr zu.
"Richtig", unterstrich ich als kleine Bemerkung. Eigentlich versuchte ich nur die Stimmung etwas aufzulockern, aber Cole schwieg schon die ganze Zeit, zeigte kein Interesse am Gespräch oder an der Kanufahrt. Um ehrlich zu sein, war ich überfragt. Es gab nichts, dass ich tun konnte. Und zudem zitterte er noch immer, starrte fixiert auf das Wasser.
"Ich will noch weiter rausfahren", bat Tyler uns fröhlich.
"Ich auch", unterstütze ihn Amanda.
"Seid ihr sicher? Es sieht nach Regen aus und der Wellengang ist jetzt schon ganz schön stark", widersprach ich.
"Ach komm schon, sei kein Weichei!", forderte Tyler mich heraus.
"Okay, ist ja gut, aber nur bis zu den Bojen, wie der Typ gesagt hat!", verlangte ich als Kompromiss.
"Yes, let's go!", freute er sich.
Zusammen paddelten wir aufs offene Wasser zu und wie sich später herausstellte, war das eine schlechte Idee. Der Mann hatte zu spät bemerkt, dass wir unseren Kurs geändert hatten und rief nach uns, doch wir konnten ihn nicht mehr hören und sehen erst recht nicht. Das einzige, was wir noch sahen, war der weite blaue Horizont und die Segelboote im Hintergrund. Unser Kanu schaukelte schon ganz schön und je näher wir den Bojen kamen, umso heftiger wurde es. Der Wind sauste um unsere Ohren und langsam wurde es über uns stockdunkel. Schließlich erreichten wir die Bojen, doch zu welchem Preis?
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Nervös mit dir [boyxboy]
RomanceHenry hat ein Geheimnis, das er seinem besten Freund einfach nicht sagen kann. Wie soll er eine ganze Woche auf Klassenfahrt mit Nicholas überleben, wenn er ihm immer wieder den Kopf verdreht? Das ist eine Original boyxboy Story. Sehr gayer Conten...