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"Hast du's geklärt?", fragte Tyler mich direkt als ich in die Küche kam und zog mich am Arm zur Seite.

"Ja, hab ich", murmelte ich.

"Gut -", antwortete er leise.

Im selben Moment mischte sich auch schon Cole ins Gespräch ein.

"Nicht so faul herumstehen, du bist ja schon zu spät, wenn ich hier schon leiden muss, dann du wenigstens auch!", erklärte Cole scherzend.

"Woran leidest du denn bitte, wenn ich fragen darf?", lachte ich.

Schnell hob er sein Messer auf und hielt es hoch in die Luft: "Ich kann absolut nicht schneiden!"

Unglaublich müsste man meinen, aber er hatte sich vermutlich schon drei mal in die Finger geschnitten, obwohl er nur eine Paprika schneiden sollte. Das war jetzt nicht so schwer.

"Gib das her, ist ja lebensgefährlich hier mit dir!", sagte ich, während ich sein Messer entgegen nahm und mich an seinen Platz setzte. "Hol dir lieber mal ein paar Pflaster bevor du hier alles voll blutest!", schimpfte ich ihn an.

"Zu Befehl, Herr Chef!", scherzte er und machte eine Grimasse.
Im Hintergrund konnte ich ihn mit Frau Bergold reden hören, die genauso verwundert über seine Ungeschicklichkeit war wie ich.

Anscheinend bereiteten wir zwei Nudelaufläufe vor, einen vegetarischen für Vegetarierer wie mich und einen mit Fleisch für die Nicht-Vegetarier. Zum Glück hatten wir keine Veganer oder Leute mit Allergien in unserer Klasse, bis auf Jonas und seine Nussallergie. Das erleichterte uns das Essenkochen für eine ganze Mannschaft an Leuten. Frau Bergold hatte Cole dazu beauftragt die Nudeln zu kochen, da sie der Überzeugung war, dass er zumindest das hinbekommen sollte. Vermutlich hatte er aber noch nie in seinem Leben selbst etwas gekocht, anders als ich. Nachdem ich seine Paprika fertig geschnitten hatte, stand ich auf und lief zu ihm hinüber, wo er die Nudeltöpfe begutachtete.

"Du weißt, dass du die Nudeln salzen musst, oder?", fragte ich ihn skeptisch.

"Eh, ja, natürlich", antwortete er und griff das Salz.
Irgendwie war er ja ganz süß wie er den kleinen Salzstreuer nahm, um damit den Fünflitertopf zu salzen. Vorsichtig wackelte er mit seiner Hand über dem Topf, dass ja nicht zu viel Salz ins Wasser fallen würde. Ich genoss das wirklich, immerhin sah ich Cole nicht alle Tage so hilflos, wo er in all den anderen Dingen hier immer so herausstechend war. Vorsichtig griff ich seine Hand.

"Lass gut sein, mit dem kleinen Teil kannst du noch Jahre hier stehen. Nudeln brauchen viel Salz und wir haben hier gute fünf Liter Wasser vor uns, also brauchen wir auch entsprechend viel Würze", erklärte ich ihm.
Daraufhin ging ich zu einem der Schränke, in dem die Gewürze gelagert wurden, nahm mir eine große Dose, auf der Salz stand. Behutsam öffnete ich einen kleinen Schlitz des Dosendeckels und ließ jede Menge Salz in den Topf rutschen.

"So viel?", wunderte Cole sich nervös.

"So viel? Glaub mir, wir können froh sein, wenn es nachher nicht untersalzen ist!", bekräftigte ich. Anscheinend hatten meine Worte und Taten ihn staunen lassen.

"Woher weißt du so viel übers Kochen?", wollte Cole von mir wissen.

"Ich koche immer zuhause, für mich, manchmal auch für meinen Vater. Er hat mir das beigebracht", erklärte ich stolz.

"Krass, ehrlich? Dein Vater hat dir das Kochen beigebracht?", wiederholte Cole aufmerksam.

"Mhm, ja, als ich Zwölf war oder so, da hat er mich das erste Mal kochen lassen. Das weiß ich noch ganz genau, ich wusste nicht mal wie man den Herd anmacht. Ich sollte ihm Spiegeleier braten. Das war echt hart. Ich hab bestimmt monatelang immer wieder Spiegeleier für ihn angebraten, wenn er welche wollte. Hab mich richtig darauf gefreut, es nächstes Mal besser zu machen. Und ja, so hat das halt angefangen", erzählte ich ihm. Irgendwie flossen die Worte gerade nur so aus mir heraus.

"Mein Vater würde mich nicht mal kochen lassen, selbst, wenn ich wollte. Er meint, das ist nur was für Frauen... Das ist heute also das erste Mal, dass ich was koche", erklärte Cole seine Situation.

"Dein Vater klingt wirklich streng", rutschte mir heraus.

"Meistens ist er das gar nicht, er hat nur so seine vorgefertigten Meinungen und an denen lässt sich selten was rütteln...", fuhr er fort. "Ist ja auch egal, zeig mir lieber, wie man richtig eine Paprika schneidet", wechselte er das Thema.

"Alles klar!" Das freute mich richtig! Ich war so glücklich diese Zeit mit ihm zu verbringen.

Nachdem wir die Nudeln mit einer Sahnesoße, die ich nebenbei zubereitet hatte, in den Backofen gestellt hatten, kam Amanda zu uns.

"Hey, ihr Süßen", ließ sie hören. "Ich hab gehört, ihr habt nach dem Essen noch nichts vor und wie es das Schicksal so will, suche ich noch genau drei gutaussehende Kerle wie euch für ein paar kleine Spielchen", erklärte sie in einer komischen Stimme, wobei sie mit ihren Fingernägeln auf Tylers Sweatshirt umherstreichte.
"Also, seid ihr dabei, oder was?!", forderte sie uns direkt danach auf, ohne das wir wirklich noch eine Wahl hatten, abzulehnen.

"Okay, wir hatten eh noch nichts vor", stimmte Cole zu.

"Super, dann sehen wir uns ja gleich", freute sie sich, "Achso und das Essen riecht wirklich lecker, habt ihr gut gemacht, Jungs!" Diese Worte aus Amandas Mund zu hören, bedeutete mir schon etwas, jetzt war nur zu hoffen, dass es auch so schmeckte.

Nervös mit dir [boyxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt