Am Nachmittag hatten die Mädchen, einige Sportler, Tyler und ich uns in einem kleinen Nebenraum getroffen. Tatsächlich passten wir gerade so in den Raum, indem wir uns alle förmlich aneinander kuschelten. Heute war ich nicht das erste Mal in diesem Raum, da die Sportler den einen Tag abends hier den Livestream eines Fußballspiels verfolgt hatten. Das hatte mich zwar absolut nicht interessiert, aber so war ich immerhin nicht alleine irgendwo. Vor uns an der weißen Wand hing ein breiter HD-Fernseher, mit dem wir einen Science Fiction Film im Fernsehprogramm schauten, was eigentlich ziemlich entspannt war mit den fünfzehnminütigen Werbeunterbrechungen. Zumindest konnten wir so uns zwischendurch etwas unterhalten, naja vielleicht alle außer mir. Genau genommen schwieg ich die ganze Zeit und dachte an Cole. Auch wenn Tyler mir gesagt hatte, dass ich das nicht sollte, konnte ich einfach nicht aufhören. Ich wünschte mir einfach nur, dass er zu mir kommen würde, mit mir reden würde.
Kurz nachdem der Film endlich zu ende war, ging ich schon mal meinen Koffer für die Heimreise packen, drückte alle meine Klamotten wieder hinein und ließ ihn offen auf dem Boden zurück, da meine Bettwäsche und Pflegeprodukte erst am nächsten Morgen hinein gekonnt hätten.
Da ich danach wirklich nichts zu tun hatte, marschierte ich kurzerhand unentschlossen durch die Herberge. Draußen sah ich Justin mit den anderen Sportlern Fußballspielen - und natürlich hoffte ich, dass Cole bei ihnen war. Was hatte ich erwartet? Das war er nicht.
"Willst du mitspielen?", fragte Justin mich als ich auf sie zugelaufen kam. Darüber hatte ich mir bisher gar keine Gedanken gemacht. Normalerweise hätte ich jetzt abgelehnt, jedoch war Tyler mit Amanda beschäftigt und Cole war ja sowieso nicht da. Ich hatte also nichts Besseres zu tun und schloss mich den Jungs an. Um ehrlich zu sein, war es gar nicht so schlimm Fußball mit ihnen zu spielen, wenn man nicht einen gewissen Cole beeindrucken wollte oder von ihm abgelenkt wurde. Keine Ahnung warum, doch dieser Tag fühlte sich so verdammt normal an, als wäre ich gar nicht auf Klassenfahrt. Ich war einfach einsam, wie immer. Und alles war sonst immer so schnell vorbeigezogen, doch heute schien alles wie in Zeitlupe.
Irgendwie bemerkte ich es gar nicht richtig, aber die Sonne war schon untergegangen. Trotzdem war es maximal zwanzig Uhr oder so, da es hier zu dieser Jahreszeit ziemlich schnell dunkel wurde. Herr Schanzel kam gerade zu uns gelaufen, um uns für das Lagerfeuer abzuholen, dass er und Frau Bergold für alle geplant hatten. Niemand wusste davon, weil es eine Überraschung zum Abschluss sein sollte. Darum versammelten wir uns alle an der Feuerstelle der Anlage und setzten uns auf die Bänke, die die Lehrer für uns organisiert hatten. Es war echt stockdunkel und ich konnte trotz des Feuers kaum die Gesichter meiner Mitschüler erkennen. Im Moment war erst etwa die Hälfte von uns allen eingetrudelt und hörten Herrn Schanzel zu, wie er uns über die Situation aufklärte.
"Während wir hier draußen das Lagerfeuer machen, bereiten gerade die anderen von euch Stockbrot für uns alle vor. Eure Aufgabe ist es jetzt, genügend Stöcker für alle zu sammeln, damit wir damit das Stockbrot machen können. In der Zwischenzeit geht Frau Bergold eure Zimmer durch und schaut, ob wir morgen alle abreisen können oder ob einige von euch nochmal Hand anlegen müssen!", erklärte er.
Da hatte ich ja nichts zu befürchten. Schließlich war mein Koffer schon gepackt und Tyler hatte versprochen, den Boden zu fegen. Deshalb war er auch gerade noch nicht hier. Vorsichtig suchte ich im Dunkeln nach passenden Stöcken, selbstverständlich durften sie nicht zu dick sein, weil sonst das Brot beim Rösten abfallen würde. Eigentlich war ich gar nicht so der Stockbrotfan, Marshmallows fand ich sowieso viel besser, auch wenn ich Vegetarier war. Das war die einzige Ausnahme. Obwohl es mir persönlich schwer fiel passende Stöcker zu finden, hatten die anderen im Handumdrehen ihre Aufgabe erfolgreich gemeistert. Wer weiß, vielleicht war ich einfach zu pingelig! Irgendwie hatte ich nur zwei richtig dicke Stängel ergattern können und trug sie nun mit mir zum Lagerfeuer. Gerade als ich mich neben Justin setzte, kamen die anderen aus der Küche mit dem Stockbrot. Hoffnungsvoll versuchte ich Cole zwischen den Silhouetten zu erkennen, aber wieder nichts. Gut, hätte mich auch gewundert, wenn ausgerechnet er beim Kochen gewesen wäre. Jeder von uns bekam die Schüssel mit dem Teig umher gereicht, sodass wir uns alle etwas davon an unsere Stöcker machen konnten. Tatsächlich hatte Justin nicht mal einen Stock mitgenommen, also gab ich ihm den anderen, den ich eigentlich für Cole besorgt hatte."Danke dir", freute er sich, nachdem ich eine Sekunde gezögert hatte, ihm wirklich den Stock zu überreichen. Fett klatschte er den Teig um das Holz und hielt es geistesabwesend übers Feuer. Ich war ziemlich beeindruckt von seinen Stockbrotskills, denn bereits nach 30 Sekunden war das Brot vom Stock gerutscht und in den Flammen verbrannt.
"Wow", ließ ich raus und erschreckte Justin, der sich mit seinen anderen Freunden unterhielt.
"Ach, komm schon!", regte er sich über seine eigene Ungeschicklichkeit auf. Im Gegensatz zu seinem Brot wurde meins richtig braun und schmeckte köstlich. Ich hatte nur ein kleines Stück abgezupft und schaute zu ihm wie er bedeppert neben mir saß.
"Du kannst den Rest haben", bot ich ihm an, "bin nicht so ein Stockbrotfan." Meine Geste ließ ihn richtig aufleuchten, das machte mich ziemlich glücklich.
"Was machen wir jetzt?", fragte einer der Jungs gelangweilt.
"Wir können uns Gruselgeschichten erzählen!", schlug Justin vor.
"Ich könnte das machen", schlug ich vor und lenkte die Aufmerksamkeit auf mich. Alle schauten mich gespannt an und das gab mir so ein unbekanntes Gefühl, das jemand Interesse an mir zeigte, an den Dingen, die ich sagte. Außer von Tyler und Cole bekam ich sonst ja auch nie annähernd so viel Aufmerksamkeit geschenkt wie jetzt gerade, das musste ich ausnutzen. Möglicherweise verband mich das mit den coolen Kids noch mehr, wodurch sie mich endlich in ihre Gruppe aufnehmen würden!
"Ihr seid in einem riesigen dunklen Wald, wo ihr das Gefühl nicht los werdet, dass euch aus jeder Ecke und aus jedem Busch unzählige blutverschmierte Augen beobachten und ...", fing ich an zu erzählen, ehe ich unterbrochen wurde.
"Frau Bergold will, dass du zu deinem Zimmer kommst und es fegst", unterbrach mich auf einmal Amanda, die aus der Herberge gekommen zu sein schien.
Das ergab gar keinen Sinn, Tyler wollte sich doch darum kümmern, hatte er doch selbst gesagt?
"Ja, ich mach das gleich", antwortete ich ihr und setzte an, Justin und seinen Freunden weiter meine Geschichte zu erzählen.
"Wenn Frau Bergold will, dass du zu ihr gehst, dann hast du das auch zu machen!", mischte sich jetzt auch noch Herr Schanzel ein. Was wollte der denn jetzt von mir?
"Ich kann doch noch eben meine Geschichte zu ende erzählen?!", beklagte ich mich genervt und schaute wieder zu Justin.
"Nein! Du gehst, jetzt!", bekräftigte Herr Schanzel ernst seine Worte.
Fuck machte mich das sauer! Am liebsten hätte ich grade irgendwen geschlagen, das scheiß Lagerfeuer zertrampelt oder meinen Stock in Herrn Schanzels Hintern geschoben, dass er im wahrsten Sinne des Wortes mal seinen Stock aus dem Arsch zog! Wutentbrannt sprang ich auf, dass ich fast die drei Jungs von meiner Bank stieß und lief laut aufstöhnend an Amanda vorbei. Warum war auf einmal alles so verdammt scheiße???
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Nervös mit dir [boyxboy]
RomansaHenry hat ein Geheimnis, das er seinem besten Freund einfach nicht sagen kann. Wie soll er eine ganze Woche auf Klassenfahrt mit Nicholas überleben, wenn er ihm immer wieder den Kopf verdreht? Das ist eine Original boyxboy Story. Sehr gayer Conten...