~17

1.7K 79 11
                                    

"Wir haben's geschafft!", freute sich Amanda euphorisch.

Auf einmal grollte es laut. Ein Gewitter war aufgezogen, die ersten Regentropfen fielen vom Himmel.

"Scheiße, wir sollten zurück, jetzt!", geriet ich in Panik. Auf dem offenen Wasser, bei Gewitter zu sein, war gefährlich, wirklich gefährlich. Mein Blick war gänzlich auf Coles zittrige Arme gerichtet und zugegeben, mir wurde auch langsam kalt.

"Ja, okay, lass uns zurück", stimmte Tyler zu.

Gerade als wir mit den Paddeln das Boot um hundertachtzig Grad drehten, schlugen heftige Wellen gegen die Seiten des Kanus, bis sie uns plötzlich aus dem Kanu hauten. Es war passiert, was der Mann uns gezeigt hatte. Blitzschnell waren wir aus dem Kanu geflogen, kopfüber ins Wasser gefallen. Das hatte mir meine Orientierung genommen, für einen Augenblick wusste ich nicht, wo ich war, geschweige denn, wo die Oberfläche war. Als ich durch die Wasserhaut glitt, atmete ich aus. Unser Kanu schwamm auf der verkehrten Seite und raubte mir den Blick zu Amanda, Tyler und Cole.

"Geht es allen gut?", rief ich erschrocken und schwamm ein Stück vom Kanu weg, um den Überblick zu erhalten.

"Wir müssen aus dem Wasser raus!", rief ich panisch.

"Wo ist Cole?", bemerkte Amanda hilflos.

Panisch schaute ich mich um. Fuck! Schnell steckte ich meinen Kopf durchs Wasser und sah unter das Kanu, wo er war. Vermutlich hatte ihn das kalte Wasser geschockt, er schien sich nicht bewegen zu können. Schnell löste ich meine Schwimmweste und tauchte unter. Zittrig und voller Adrenalin griff ich ihn und zog ihn mit an die Oberfläche, wie ich es bei meinem Schwimmkurs gelernt hatte, als ich mein goldenes Abzeichen gemacht hatte. Meine Arme umklammerten seinen Brustkorb unter den Achseln, sodass sein Gesicht über Wasser war. Die Schwimmweste half zum Glück ihn oben zu halten. Tyler und Amanda schafften es das Kanu umzudrehen und Amanda ins Boot zu hieven. Immerhin war sie die leichteste. Nach ihr zog sie Tyler nach oben und mit ihnen konnten wir Cole aufs Boot ziehen. Zuletzt zogen sie mich mit rauf. Es war fucking eiskalt. Wir hatten alle blaue Lippen und froren. Amanda hatte die Paddel sichern können und übergab eines an Tyler.

"Na los!", rief ich ängstlich.

Sie paddelten los, in Richtung des Stegs, aus dem uns ein Kanu mit unserem Sportlehrer und dem Mann entgegenkam. In der Zwischenzeit versuchte ich Cole zu helfen. Wir hatten verdammt Glück als er plötzlich Wasser aushustete und wieder normal atmete.

"Du bist okay!", freute ich mich und umarmte ihn, drückte ihn fest an mich, hätte ihn nie wieder losgelassen. Cole schien nicht zu wissen, was passiert war, war ganz orientierungslos und schloss nur die Augen. Wie ein schlaffer Sack hielt er sich an mir fest, zitternd, schwer atmend. Hinter uns blitzte es immer wieder und es grollte wieder laut.

"Mein Gott! Beeilt euch!", panickte ich und drückte Cole noch fester an mich heran.

"Geht es euch gut?", rief unser Lehrer uns zu, als er uns auf halber Strecke endlich erreichte.

"Das habt ihr gut gemacht!", lobte uns der Mann. Hatten wir das? Ich fand es ziemlich übermütig von vornherein! Aber unser Ergebnis betrachtend, ging es uns allen gut, es war nichts Schlimmes passiert. Zusammen brachten sie uns zurück zum Steg, an dem unsere anderen Klassenkameraden bereits auf uns warteten. Es regnete in Strömen und wir beeilten uns um in die Herberge zu kommen, um dort warm zu duschen.

Ich überließ Cole den Vortritt im Badezimmer und wechselte dann mit ihm. Nachdem ich wieder aus der Dusche in unseren Raum hinaus trat, umarmte er mich plötzlich - ich hatte nichts an, nur meine Unterhose.

"Du hast mir das Leben gerettet, danke dir. Wenn du nicht gewesen wärst -", bedankte er sich.

Ich stand noch immer unter Adrenalin, konnte kaum klar denken. "Warum bist du nicht selbst vom Kanu weggeschwommen?", fragte ich verwirrt, als ich die Situation erneut in meinem Kopf abspielte.

"Ich konnte mich nicht bewegen, es war so als wären alle meine Muskeln eingefroren - außerdem kann ich nicht schwimmen", erklärte Cole mir.

"Bist du deswegen nicht mit ins Wasser gegangen als wir am Strand waren?", fragte ich. Endlich ergab alles einen Sinn.

"Ja -", gestand er.

"Warum hast du denn nichts gesagt?", fragte ich sauer. Das hätte schlimm enden können.

"Du hast doch Tyler gehört! Ich wollte kein Weichei sein! Ich wollte dich nicht alleine lassen", antwortete er leise. Offensichtlich hatte er selbst gemerkt, wie dumm und unüberlegt seine Gedanken gewesen waren.

"Ist ja auch egal", beruhigte ich mich und setze mich auf mein Bett. Mein Kopf brummte, ich fühlte mich als wäre ich überfahren worden, hatte Kopfschmerzen und zitterte noch immer vor Aufregung. Tyler war gerade in die Dusche gegangen und Nicholas stand vor dem großen Fenster neben der Balkontür und schaute zu mir.

"Ich fühl mich nicht so gut", flüsterte ich, während meine Augen schwer wurden. Mein Körper legte sich von ganz alleine auf die Seite. Cole kratzte sich am Hinterkopf, er war auch noch ganz hibbelig.

"Ich glaube, ich sollte dann lieber gehen", merkte er an und bewegte sich am Bett vorbei in Richtung der Tür. Mit letzter Kraft griff ich nach seiner Hand und hielt ihn fest. "Nein, bitte. Bleib", keuchte ich und ließ seine Hand los. Einen Moment stand er nur vor mir, sagte nichts.

"Kann ich mich zu dir legen?", flüsterte er vorsichtig. Auf seine Frage lächelte ich und nickte nur leicht. Vorsichtig stieg er über mich hinüber und kuschelte sich hinter mir unter meine Bettdecke. Mir war eiskalt, immerhin hatte ich immer noch nur eine Unterhose an, doch mein Kopf glühte. Er war genauso wenig bekleidet, trug aber eine Hose. Er schmiegte seinen Körper in Löffelchenstellung an mich heran und legte seinen rechten Arm über meinen Bauch, strich sanft über meinen Bauchnabel. Er war so warm, fühlte sich so sanft an und sein Atem war beruhigend an meinem Ohr. Zwischen meinen Pobacken konnte ich ihn seinen nötigen Platz einnehmen spüren, so nah lag er an mir und ganz ehrlich, ich genoss es. Ich fühlte mich so schrecklich und er ließ mich gleichzeitig so unfassbar gut fühlen, so geborgen in seinem Arm. Mindestens zehn Minuten lagen wir einfach nur kuschelnd in meinem Bett und ich wünschte mir nichts mehr als diesen Moment für immer so zu behalten. Er sollte niemals enden. Ich fühlte mich sicher, warm, geborgen, geliebt.

"Danke, dass du für mich da bist", flüsterte ich leise.

"Immer", keuchte er leise in mein Ohr. Im selben Augenblick fuhr seine Hand zu meiner Brust und strich über meine Haut, langsam und liebevoll. Ich wollte ihn so sehr für immer hier behalten. Dieses Gefühl erleben, wenn es mir gut ging. Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen war, in der wir unseren Körperkontakt noch verengten, doch es fiel mir schwer meine Augen offen zu halten. Es war so unfassbar ruhig, nur Coles warmer Atem an meinem Hals, auf den ich mich konzentrieren konnte.

Auf einmal hörte ich eine grelle, erschrockene Stimme an meinem Ohr: "Was macht ihr da?"

Es war Tyler, der gerade aus dem Bad kam. Erschrocken sprang Cole über mich aus dem Bett.

"Habt ihr gefickt?", fragte Tyler ernst.

"Nein -, wir haben nur - Es ist nicht so wie du denkst!", rechtfertigte er sich, doch Tyler wollte nicht hören. Er stürmte einfach aus dem Zimmer und mit ihm ging Cole.

Vielleicht war das gut so?
So hatte ich wenigstens meine Ruhe. Ich musste schlafen, meinen Schmerz wegträumen...

Nervös mit dir [boyxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt