Kapitel 24.1

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Lias P.O.V

Nico und David sind weg.

Bamm.
Die Tür fällt ins Schloss.

Und ich?
Ich lasse mich im Flur an der Wand hinabgleiten.
Sitze auf dem kalten Boden.
Und weine.
Die Kälte frisst sich durch meine Kleidung bis tief in meine Knochen.
Mein Herz krampft sich zusammen.

Meine Vergangenheit lässt mich einfach nicht los.

Zitternd atme ich ein.
Und dann wieder aus.

Ein paar Worte reichen, um alles wieder hervor zu bringen.
Gestern Nacht habe ich kaum geschlafen.
Ich saß aufrecht in meinem Bett.
Zu viel Angst, um die Augen zu schließen.
Angst davor, dass die Alpträume zurück kommen.
Angst davor, dass er zurück kommt.

Nach der Anzeige damals war natürlich ständig jemand bei mir.
Tag und Nacht.
Einfach rund um die Uhr.
Aus Angst, ich würde mir etwas antun.
Aus Angst, mein Ex Freund würde zurück kommen.
David hat oft gar nicht geschlafen.

Keiner weiß von den Schnitten an meinen Beinen.
Die Narben sind längst verblasst.
Selbst Nico hat sie nicht gesehen, als er mit mir geschlafen hat.

Irgendwann kam der Punkt, da hab ich es einfach nicht mehr ausgehalten.
Ich weiß noch, Kathi hat friedlich geschlafen.
Nichts ahnend.
Ich saß im Bad.
Auf dem kalten Boden.
Mein Blick ist auf die Rasierklinge gefallen.
Wie automatisch habe ich danach gegriffen.

Die Schnitte haben eine zeitlang den Schmerz gedämpft.
Ich habe immer lange Hose getragen.
Die Wunden sorgsam unter Pflastern versteckt.
Nur, um sie nachts erneut zu öffnen.
Um den Schmerz zu vergessen.

In der Nacht, in der ich ausgegangen bin.
In der Nacht, in der Nico und der Rest mich abgeholt haben.
In der Nacht, war ich kurz davor die Klinge wieder in die Hand zu nehmen.
Mir die alten Narben wieder aufzuschlitzen.

Ich hatte in der Bar einen Mann gesehen.
Einen Mann, der meinem Ex zum verwechseln ähnlich sah.
Ich hatte mitten in der Bar eine Panikattacke.
Bin einfach rausgerannt und hab David angerufen.
Eigentlich wollte ich nur mit David reden.
Dann kommen da auf einmal vier Nationalspieler um die Ecke.
Einer hübscher als der andere.
Und keiner hat meine Tränen gesehen.
Alle dachten, ich wäre einfach nur nass vom Regen.
Ich hab den Schmerz einfach runtergeschluckt und gelächelt.

Wäre ich an diesem Abend alleine gewesen, ich weiß nicht, was ich getan hätte.

Aber, als Nicos Arme mich in dieser Nacht festgehalten haben, wusste ich etwas.
Ich würde zumindest für diese Nacht keine Klingen brauchen um den Schmerz zu betäuben.
Ich wusste, ich wäre für diese Nacht sicher.

Jetzt denke ich allerdings wieder an die Klingen, oben im Bad.

Davids Kommentar hat mich aufgewühlt.
Mir den Boden unter den Füßen weggerissen.
Mich in den Abgrund gestoßen.

Aber natürlich verzeihe ich ihm.
Er ist mein Bruder.
Mein Bruder, der mich damals gerettet hat.
Wie könnte ich ihm lange böse sein?

Allerdings nur unter einer Bedingung.
Er darf sich nicht in mein, was auch immer das ist, mit Nico einmischen.
David hat akzeptiert.

Mit einer Sache hatte er allerdings recht.
Ich lasse mich von Nico vögeln und trotzdem geht es keinen Schritt weiter.

Wir gehen ins Bett und danach ist alles noch komplizierter, als davor.

Highway to love - A Nico Schlotterbeck Story Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt