Kapitel 34

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Stunden später wache ich wieder auf, dass Bett neben mir ist kalt.
Panisch taste ich nach Lia.
Finde sie nicht.

"Ich bin hier" sagt sie leise und ich schaue sofort auf.
Sie steht ihm Türrahmen.
Erleichterung durchflutet mich.

"Ich hab dir was zu Essen besorgt" sagt sie und stellt eine Schachtel auf dem Bett ab.

"Komm" entgegne ich und klopfe auf den Platz neben mir. Sie setzt sich und kriecht unter die Decke.

Der Duft von Porridge steigt mir entgegen, als ich den Deckel abnehme.
"Danke" nuschle ich mit vollem Mund. Lia lächelt.
"Kein Ding" antwortet sie und kuschelt sich an mich.

Schweigend esse ich mein Frühstück und schiele immer wieder zu ihr herüber.
Suche nach irgendwelchen Anzeichen.
Anzeichen, dass sie gleich in Tränen ausbricht.

"Ich bin okay Schlottilein" sagt sie sanft. "Wirklich?" frage ich leise und drücke ihre Hand.
Sie nickt.
Und um ihre Antwort nocheinmal zu bekräftigen nimmt sie mir den Löffel aus der Hand und schiebt mein Essen beiseite.

Sie nimmt mein Gesicht sanft in ihre Hände, sieht mich an, schließt die Augen und küsst mich.

Sanft.
Liebevoll.
Zärtlich.

Den Rest des Morgens verbringen wir im Bett.
Eng beieinander.

Es fühlt sich vertraut an.

Die kleine Kuhle ihrer Schulter.
Die Narbe auf ihrem Knie.
Die raue Haut ihrer Fingerknöchel.
Die langen Fingernägel.
Die kleinen Narben ihrer Wangen.
Die Locken ihrer Haare.
Die blauen Augen.

"Du starrst" lacht Lia. "Ich kann nicht anders" lache ich und verteile Küsse auf ihren Schultern.
Sie kichert.

"Meine Eltern wollen dich kennenlernen" sagt sie nach ein paar Minuten.
"Wirklich?" frage ich.
Innerlich bin ich gerade total panisch.
Eltern kennenlernen ist eine riesengroße Sache.
"Ja" antwortet sie "Als ich vorhin mit David geschrieben habe, hat er das gesagt."

Ich schweige.
Zweifel beginnen zu wachsen.
Was ist, wenn sie mich nicht mögen?
Was ist, wenn ihre Tochter keinen Fußballer daten soll?

"Sie werden dich lieben Nico" sagt sie sanft und drückt meinen Arm. "Wir sind zwar erst kurz zusammen, aber sie kennen dich von David."
Ich nicke.

"Was machen wir eigentlich heute?" fragt sie dann und spielt mit meinen Haaren.
Gut, lenk mich ab.
"Ich hätte an eine Quad Tour gedacht" schlage ich vor. "Solange du fährst bin ich dabei" sie lacht.
"Und warum?" entgegne ich belustigt.
"Weil ich die Aussicht genießen will" Lia grinst mich an.

Ich will nach ihr greifen, sie küssen und unartige Dinge mit ihr anstellen, doch sie springt flink aus dem Bett und verschwindet in Richtung Kleiderschrank.

"Anziehen Schlottilein" sagt sie "Wir haben schon Mittag."
"Können wir uns nicht lieber ausziehen?" schlage ich total unschuldig vor und sie lacht nur.
Naja, ein Versuch war es wert.

Ich bin froh sie wieder lachen zu sehen.
Gestern war nicht leicht für mich.
Das ganze Thema ist nicht leicht für mich.
Wir reden hier von häuslicher Gewalt.
Häusliche Gewalt, die leider viel zu häufig vorkommt.

Lia zieht mich schließlich aus dem Bett.
Oder sie versucht es zumindest.
Ich bin schon ziemlich schwer.

Angezogen waren wir schnell, das Quad war ebenso schnell ausgeliehen.
Helm auf, aufsitzen und los geht's.

"Festhalten" rufe ich Lia zu und gebe Gas.
Erschrocken schlingt sie beide Arme fest um meinen Bauch und ich lache nur, während wir die Straßen Kretas entlang rasen.

Highway to love - A Nico Schlotterbeck Story Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt