4 Obadiah und der Rock'nRoll Priester

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Die hölzernen U-Bahn-Wagen der Northern Line erinnerten die Jungen an die Athener Züge. Beide waren lange vor dem Krieg gebaut worden.

„Ihr bringt es fertig, fünf Tage in London zu sein und keine Tower Bridge zu sehen, oder Lizzys Hütte, Buckingham." Dave klang ein wenig vorwurfsvoll.

„Wir können am Dienstag immer noch einen auf Touristen machen," erwiderte Tom, „oder wir kaufen uns zur Not ein paar Postkarten und sehen sie uns auf dem Rückflug an. Sonntag mit den Uptones kommt irgendwie besser."

Dank der übersichtlichen Streckenpläne der U-Bahn gelangten sie ohne Probleme nach Ladbroke Grove. Sie fanden die Band in einem Schuppen im Hinterhof eines kleinen zweistöckigen Reihenhauses. Neben den Musikern, die alle 2, 3 Jahre älter als Tom waren, hockten der geniale Tontechniker Sam und ein zweiter, etwa gleichaltriger Junge auf einer Kiste in der Ecke.

Beard, der Drummer, stellte den Kleinen vor:

„Das hier ist mein Cousin Benny, der mal wieder aus seinem Erziehungsheim ausgebrochen ist."

Der kleine Junge warf ihm einen zornigen Blick zu, stand auf und verlangte „Musik!" Killer und Starman kannten diesen Befehl offensichtlich. Sie nahmen ihre Instrumente. Starman schlug rhythmisch immer denselben Akkord an, und Killer spielte eine einfache Bassline auf seiner akustischen Gitarre. Ben warf sich in Pose und sprach mit wütender Stimme zu der einfachen Musik:

„Er sagt zu mir Benny,

aber das ist verboten.

Er kennt meinen Namen genau, oder nicht:

Obadiah, Obadiah, Obadiah.

Geboren im Ghetto von Birmingham,

auf der Flucht, auf der Flucht,

vor den Hunden, den Knüppeln,

dem bösen, dem weißen Mann.

Will mich fangen,

will mich quälen.

Obadiah, Obadiah, Obadiah

ist schneller, ist clever, ist cool.

Sag nie wieder Benny, Du kennst meinen Namen.

Obadiah, Obadiah!"

Die Jungen waren beeindruckt. Der Kleine sprach im Rhythmus der Musik ohne zu überlegen, so schien es, und sein Auftreten war extrem selbstbewusst. Martin erkannte die Rampensau in ihm:

„Hey, Obadiah, Du kleiner Poet, wo holst Du so schnell die Reime her?" Die Musiker setzten erneut an.

„Kann nicht lesen, kann nicht schreiben,

aber denken und auch reimen.

Hab genügend Platz im Kopf

für all die Worte, die Phrasen,

halt sie fest, hol sie raus,

spuck sie aus, da hast Du's."

Die Tür ging auf, und Killers kleine Schwester rief sie ins Haus. Die restliche Familie war aus der Kirche heimgekommen. Nur die Jüngste musste zuhause auf das Essen aufpassen. Die weißen Jungen kamen sich underdressed vor, denn die Eltern und Geschwister trugen alle ihre besten Sonntagskleider. Die Begrüßung war herzlich, und beim Essen, gebackenes Hühnchen in einer scharfen Currysoße mit Süßkartoffeln, wurden die Jungen von allen Seiten ausgefragt.

Killers Vater sagte nachdenklich:

„Wisst Ihr, Ihr seid die ersten Weißen, die mit uns essen."

„Wieso das denn?" meinte Martin. „Sie sind doch schon 10 Jahre in London, das verstehe ich nicht."

Die richtigen Leute Band 3: Der schönste Ort auf Gottes ErdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt