Der Duft frischer Backwaren weckte die drei Jungen. Im Nachbarhaus gab es eine Bäckerei, deren Abluft durch das offene Fenster hereingeweht wurde. Tom ging als erster ins Bad und sah sich gleich mit einem Problem konfrontiert: Die Toilettenspülung funktionierte nicht. Dave wusste Abhilfe.
„Ihr müsst einfach ein paarmal an der Kette ziehen."
Er demonstrierte die Wirkungsweise der Apparatur. Tom erinnerte sich an die Strategien griechischer Installateure und gelangte zu der Einsicht, dass diese Berufsgruppe anscheinend länderübergreifend einfallsreich war.
Beim Bäcker erstanden sie ein noch warmes Weißbrot. Im Hinausgehen trafen sie Hans und luden ihn und Reiner zum Frühstück ein. Zusammen gingen sie in den Gemüseladen und kauften Tomaten, eine große Zwiebel und einen ordentlichen Block von einem dunkelgelben, festen Käse. Dave fügte ein Glas Salatcreme und eine kleine Flasche mit einer Gewürzflüssigkeit hinzu. Nescafé durfte natürlich auch nicht fehlen.
Reiner war ihre Auswahl zu einseitig. Er durchstöberte Gerdas Kühlschrank und fand gekochten Schinken. Tom bereitete die griechische Nescafévariante für alle zu, und Dave baute mit Martins tatkräftiger Unterstützung köstliche Sandwiches mit Käse, Tomaten, Zwiebeln, Soße, und, speziell für Reiner, einer Lage Schinken.
„Eins muss man Euch lassen: schlecht leben tut man im griechischen Untergrund anscheinend nicht," scherzte Hans.
„Na ja, mal so, mal so," antwortete Dave. „Es gab auch schon Wochen, da gab es abwechselnd Bohnensuppe und Bohnensuppe."
Als Kontrast erzählte Martin von dem Abendessen, bei dem er seine Verlobte in den Familienkreis einführte und von Admiral Lakis besucht wurde, woraufhin sie ein wahres Festessen vorgesetzt bekamen. Die Fernsehleute wollten Details über ihr Verhältnis zur griechischen Marine hören, doch Tom gab ihnen nur eine schnelle Zusammenfassung, denn Daves Problem stand schließlich auf der Agenda.
„Dave, was ist auf Deinem Flug passiert?"
„Direkt nach dem Start sprach mich mein Sitznachbar an. Er kannte meinen Namen, und er wusste auch einiges über unsere Gruppe. Sean und Pat müssen der IRA von uns erzählt haben."
Martin unterbrach ihn:
„Also hatte Xenias Opa recht, dass man mit denen nicht zu eng zusammenarbeiten sollte. Ich kann mir schon denken, wie das weitergeht."
„Nämlich?"
„Die wollen Dich haben, stimmt's?"
„Stimmt. Der hat mir von Athen bis London pausenlos erzählt, dass wir doch alle dasselbe wollen, und dass ich ihnen mit meinen Kontakten in Griechenland helfen könnte. Noch mehr interessiert sie mein Internat in Sandhurst, das ja fast zur Armee gehört. Ich habe versucht, ihm klarzumachen, dass ich ihren gewalttätigen Weg ablehne, aber er kam mit immer neuen Argumenten, von wegen „Irland den Iren", katholisch, Familie und so. Der hat nicht locker gelassen."
Die langen Diskussionen in Griechenland hatten Dave, der anfangs einen ziemlich militanten Standpunkt einnahm, am Ende überzeugt, dass der gewaltlose Weg ihrer Gruppe richtig war.
„Ehrlich gesagt sehe ich da kein Problem," meinte Martin, „sie können Dich schließlich nicht zwingen, oder?"
„Ganz so einfach ist es nicht. Am zweiten Tag, als ich wieder im Internat war, bekam ich Besuch von einem anderen Mann, und auch der hat mich zuerst zu überreden versucht. Er meinte, sie wollten mich ja nicht zum Bombenlegen haben, ich sollte ihnen nur manchmal Informationen besorgen. Wir sind einmal in der Woche bei der Army, und da hätten sie Leute, die ihnen unauffällig Nachrichten schicken müssten. Ich sollte den Kurier spielen. Ich hab das alles abgeblockt, und da wurde er deutlich. Ich wollte doch sicher nicht, dass man in England erfährt, wer Sean und Pat aus Griechenland geschleust hat."
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Die richtigen Leute Band 3: Der schönste Ort auf Gottes Erde
Ficción históricaDie abenteuerliche Reise geht weiter. Nachdem Dave sich plötzlich einem Erpressungsversuch durch die IRA ausgesetzt sieht, reisen Tom und Martin nach London, um ihm bei der Problemlösung zu helfen. Dabei lernen sie weitere „richtige Leute" kennen, d...