Die nächsten Tage verbrachten Martin und Tom bis nachmittags bei Nikos. Sie halfen ihm, die Zelte aufzustellen, eine große Feuerstelle zu bauen, über die Manos und sein Kollege einen nächtigen Schwenkgrill hängten, und das Holz zu stapeln, das ein Bauer auf einem Eselskarren für ein paar Drachmen heranschaffte. Nachmittags trafen sie ihre Freundinnen. Martin testete Herrn Tsikos' Geduld und war endlich einmal ein paar Stunden mit Xenia allein. Abends saßen Tom und Martin meistens auf der Terrasse. Der Nürnberger ließ sich gern von Toms Abenteuerlust anstecken. Sie malten sich aus, wie der Sommer verlaufen würde. Der Ausflug nach Irland war doch ein netter Auftakt. Dass sie zwischendurch noch einmal für ein paar Wochen nach Deutschland mussten, spielte eigentlich keine Rolle mehr.
Am Freitagmorgen empfing Nikos einen Marinejeep, der ein Schlauchboot brachte, und dann trudelten nach und nach alle ein. Zuerst Tom und Martin, dann die Admiralskinder, kurz darauf Xenia, Sophia, Georgios, Dora und Maria, schließlich Spiros, Michael und Manos' Kollegen. Endlich war die Band vollzählig, bis auf Manny, der schmerzlich vermisst wurde. Endlich konnte Phil seine Brüder umarmen. Sofort war es wieder da, dieses wunderbare Gefühl, das sie im letzten Sommer so genossen hatten.
Sie aßen und tranken zusammen, sie musizierten, sie erzählten sich von den Monaten, in denen sie getrennt waren. Ins Wasser traute sich niemand. Sandy und Manos zeigten den anderen ihr Reich. Für Martin und Xenia sowie Tom und Sophia hatten sie zwei Zimmer hergerichtet. Phil war empört:
„Ich brauche auch ein eigenes Zimmer!"
„Eigene Zimmer kriegen nur Männer mit Bart," wies ihn Sandy in seine Schranken, und deutete auf Martin und Tom, die seit ihrer Ankunft noch nicht zum Rasieren gekommen waren. „Dich binden wir im Jungenzelt fest, damit Du keinen Blödsinn machst."
„Hätten sie das mal getan," dachte Stelios, als er spät am Abend merkte, dass sein kleiner Bruder nicht im Zelt war. In den letzten Monaten hatte es genug Ärger mit Phil gegeben: mal stand Dora weinend vor der Tür und fragte nach ihm, dann wieder Maria. Das Telefon war abends durchgehend belegt. Und nun war er wohl schon wieder auf Abwegen. Am nächsten Morgen war klar, mit wem er die Nacht in dem leerstehenden Schuppen verbracht hatte: Dora war ausgesprochen fröhlich, Maria verheult. Stelios vermutete, die Rollen würden noch einige Male wechseln.
Nach dem Frühstück machten sie sich auf den Weg nach Rafina. Während sie die Autos beluden, fuhr Georgios' Taxi vor, um Panos mit nach Athen zu nehmen. Der Fahrer half ihm einzusteigen und verstaute den Rollstuhl im Kofferraum.
„Warum willst Du nicht mitkommen?" fragte Tom.
„Ich würde gerne, aber in der Osterwoche ist am Busbahnhof mehr los als im Sommer. Ich habe genug Armbänder und Halsketten gemacht. Ich will Manos nicht auf der Tasche liegen. Ihr fahrt bestimmt noch mal, dann komme ich mit."
An der Taverne in der Paradiesbucht wurden sie schon erwartet. Der Wirt begrüßte sie überschwänglich, er hatte die Umsätze des Vorjahres nicht vergessen. Als Nikos ihm vor ein paar Tagen sagte, die Band würde mittags spielen, hatte er das nicht verheimlicht. Etliche Autos hatten den Weg zum Strand gefunden, und alle 20 Tische zierten „Reserviert"-Schilder.
Gegen ein Uhr kam der kleine Reisebus langsam den Weg herunter. Nikos stieg als Erster aus und führte die Touristen an ihre Tische vor der Taverne. Martin erkannte Sandys Chef, seine Frau und Tochter, denen der Australier Tickets aufgeschwatzt hatte, und auch Manos' Kunsthändler mit seiner Frau. Sandy meinte, wenn denen die Tour gefiele, wären sie gute Werbeträger. Außerdem wollte er Nikos überraschen, dem er nicht gesagt hatte, dass seine Freundin an Bord war.
Die Musiker hatten sich ausreichend gestärkt, als die Reisegruppe ankam. Nikos stellte sie vor, und während die Gäste speisten, spielte die Band. Eine Dreiviertelstunde waren es eher die englischen Stücke, es gab Applaus, aber die Leute waren mit dem Essen beschäftigt. Als sie der Musik mehr Aufmerksamkeit schenkten, sagte Nikos zuerst auf Griechisch, dann auf Deutsch, Englisch und Französisch:
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Die richtigen Leute Band 3: Der schönste Ort auf Gottes Erde
Ficción históricaDie abenteuerliche Reise geht weiter. Nachdem Dave sich plötzlich einem Erpressungsversuch durch die IRA ausgesetzt sieht, reisen Tom und Martin nach London, um ihm bei der Problemlösung zu helfen. Dabei lernen sie weitere „richtige Leute" kennen, d...