20 Ach ja, Mütter

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Barry hatte einen schweren Stand. Sein Gegenüber, ein Beamter aus dem Wirtschaftsministerium, wollte ihm partout Geld andrehen, keine Waffen. Ihm persönlich wäre das auch lieber gewesen, aber er sollte nun mal Waffen besorgen.

Die Verhandlungen zogen sich endlos. Zwischendurch kam ein Geheimdienstmann hinzu, mit dem er ganz schnell einig wurde. Sie konnten Informationen direkt aus Brüssel liefern, zwar nur über Logistik, aber das war ja eigentlich das Wichtigste in einem Krieg. Dann ging es wieder um die Bezahlung, und es wurde immer deutlicher, dass der Ministerialbeamte Geld bevorzugte, weil man davon etwas auf ein Schweizer Konto umleiten konnte. Endlich hatte Barry ein Packende.

„Der Oberst kommt gleich wieder, mit dem bespreche ich das dann abschließend."

„Welcher Oberst?"

„Oberst Gaddafi, wussten Sie das nicht?"

Offenbar nicht, denn der libysche Unterhändler rief eine Wache herein und unterhielt sich mit dem Soldaten. Danach ging alles ganz schnell. Papiere wurden unterschrieben, Hände geschüttelt, dann ging das Warten wieder los, und es war erst drei Uhr.

Tom genoss den Flug, und sogar Martin schaute gebannt auf das Meer aus Sand und Felsen unter ihnen. Nach einer Viertelstunde landeten sie bei einem Zelt, neben dem Kamele angebunden waren. Es gab aber auch ein paar Motorräder. In einiger Entfernung standen drei weitere, kleinere Zelte. Der Oberst führte sie in das große, das mit Teppichen ausgelegt war. Im hinteren Bereich lagen Kissen, auf denen sie sich niederließen. Zwischen ihnen stand ein achteckiger Tisch, der mit einem kunstvollen Mosaik belegt war. Zwei junge Männer in Dschallabijas brachten Tee, den sie aus schwindelnder Höhe zielsicher in die kleinen Metalltassen schütteten.

„Siehst Du, Tom, Tee. Wie meine Mutter es mich gelehrt hat."

Er musste wieder lachen. Der Mann lachte gerne. Tom und Martin hatten im Hubschrauber unbemerkt die Kassetten gewechselt und schalteten ihre Diktiergeräte nun wieder ein.

„Muammar, was willst Du eigentlich von uns?"

„Zuerst einmal möchte ich, dass Ihr für ein paar Wochen zu uns kommt. Wir haben ein Ausbildungslager, zusammen mit der PFLP, da lernt Ihr alles für den Partisanenkampf."

„Ach, danke, das machen wir schon selbst."

Der Oberst war neugierig, und so erzählten sie von ihren Trainingslagern am Strand, und dass sie auch immer zusammen Musik machten. Ihr Gastgeber hörte aufmerksam zu. „Komisch," dachte Tom, „ein Mensch, ein ganz normaler Mensch."

„Soviel Sport, Kampfsport, das ist gut, das machen wir zu wenig. Danke für den Hinweis. Das muss ich mal mit den Ägyptern besprechen, auch das mit der Musik."

„Ägypter? Was für Ägypter?" fragte Tom.

„Wir haben nur eine kleine Armee. Die Ägypter haben uns Ausbilder geschickt. Die Amerikaner und Briten sind ja nicht mehr da. Allah hat uns ein großes Land geschenkt, sehr groß, und Öl, sehr viel Öl. Aber wir sind nur wenige Menschen, wir sind sehr verwundbar. Die internationalen Ölgesellschaften werden mit unserem Öl reich, aber wir haben kein Geld für Schulen und Krankenhäuser. Das werden wir ändern. Wir wollen die Ölindustrie verstaatlichen. Vielleicht wisst Ihr, wie es einem großen Land wie Iran ergangen ist, als sie das vor 18 Jahren versucht haben. Briten und Amerikaner haben einen Aufstand angezettelt und geputscht.

Souda Bay gehört praktisch den Amerikanern, von Kreta aus sind ihre Bomber in einer halben Stunde in Libyen. Wir brauchen Informationen, um uns zu schützen. Deswegen ist alles interessant, was wir aus Souda erfahren, und Eure Organisation weiß viel. Bis jetzt mussten wir Informationen aus Souda den Jugoslawen abkaufen, das dauert lange und ist teuer."

Die richtigen Leute Band 3: Der schönste Ort auf Gottes ErdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt