„Hab ich Euch erwischt, immer erwische ich Leute!"
Tom und Martin saßen kerzengerade. Sie hatten verschlafen. Nikos riss die Bettdecke beiseite:
„Wusste ich doch, kaum dreht man den Rücken, schon wird man nach Strich und Faden betrogen!"
Tom stieg auf seinen Scherz ein:
„Nicht betrogen, wir haben nur schon mal ein bisschen geübt. Komm, sechs Hände sind besser als vier."
Nikos schaute seine Freunde an, dann die Uhr und kalkulierte. Das Angebot war verlockend, kam aber zur falschen Zeit:
„Wenn wir Deine Band nach Athen holen wollen, Martin, dann müssen wir sofort los, ich habe einen Termin bei der Reederei."
Das neue Bürogebäude, in dem die Schifffahrtsgesellschaft das vierte und damit oberste Stockwerk gemietet hatte, war in einer Seitenstraße in der Nähe des Fährhafens. Sie wurden in das Büro des Niederlassungsleiters gebracht. Tom sah ein Familienfoto an der Wand und wusste: Die Uptones gehen nach Griechenland!
„Guten Tag, Herr Lakis. Mein Name ist Tom, das ist Nikos und das ist Martin, der Bandmanager. Wie geht's Ihrem Bruder?"
„Danke, gut. Du kennst meinen Bruder?"
„Ja, der Admiral hat unsere Flüge hierher bezahlt. Philipos ist so etwas wie unser kleiner Bruder."
Tom wies Nikos und Martin auf das Familienfoto hin, das den Admiral und seinen Bruder mit ihren Ehefrauen und fünf Kindern zeigte, von denen sie drei kannten. Nikos schmunzelte.
„Dann bist Du der Tom, der meine Nichten und Neffen unterrichten soll?"
„Stets zu Diensten."
Die Verhandlung fand in sehr entspannter Atmosphäre statt. Herrn Lakis' Chef, der Eigner, lebte in London und war unter anderem Schiffsmakler. Er hatte das etwas in die Jahre gekommene Schiff billig gekauft und in Finnland modernisieren lassen, damit es den gestiegenen Ansprüche ausländischer Touristen genügte. Die Minikreuzfahrt sollte um 20 Uhr in Piräus starten, die Überfahrt dauerte zwölf Stunden. Die Gäste würden Iraklion, Knossos und ein Kloster im Gebirge besichtigen und ein Mittagessen bekommen. Abends um 8 ging es zurück.
Die Band sollte auf jeder Fahrt zweimal eine Stunde spielen und die Gäste in den großen Saal locken, zum Tanzen und Trinken animieren. Das Engagement ging vom 1. Juli bis zum 31. August, wobei die letzte Juli- und erste Augustwoche von einer anderen Band bestritten wurde. Zweimal drei Wochen, und jede Nacht zwei Shows, ein hartes Programm, fand Martin.
Der Eigner, ein gewisser Michalis, wollte seinem ganzen Unternehmen einen internationalen Anstrich geben und deswegen keine griechische Band engagieren. Die Bezahlung stellte sich der Manager so vor: Flugtickets für die Band, eine Achterkabine auf dem Unterdeck, wo das Personal untergebracht war, Essen und Trinken an Bord, und 10 Pfund je Woche und Bandmitglied. Die Konditionen waren nicht verhandelbar.
Martin hatte ein paar Ideen:
„Was ist mit Trinkgeld? Dürfen sie das behalten?"
„Das ja, aber sie dürfen nicht betteln."
„Dürfen sie denn ihre eigenen Platten verkaufen?"
„Wie, die haben schon Platten rausgebracht?
„Ja, ein paar," sagte Martin, „aber noch nicht in der Hitparade."
„Doch, die dürfen sie natürlich verkaufen. Was hältst Du davon, wenn ich Hüllen drucken lasse, mit dem Bandnamen, einem Bild von dem Schiff und dem Schriftzug „MS Nefertiti, Piraeus, 1. July – 31. August 1971"? Das ist dann gleichzeitig Werbung für uns. Wie viel soll ich drucken lassen?"
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Die richtigen Leute Band 3: Der schönste Ort auf Gottes Erde
Historical FictionDie abenteuerliche Reise geht weiter. Nachdem Dave sich plötzlich einem Erpressungsversuch durch die IRA ausgesetzt sieht, reisen Tom und Martin nach London, um ihm bei der Problemlösung zu helfen. Dabei lernen sie weitere „richtige Leute" kennen, d...