16 Sean und Pat = George und Peter

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Die Stewardess hängte lächelnd ihre Wäsche auf die Leinen, die quer über ihren Balkon gespannt waren. Der Grund ihrer Fröhlichkeit war nicht nur, dass sie nur noch ihre eigene Wäsche waschen musste. Sie war verliebt. Liebe auf den ersten Blick. Sie hatte nie daran geglaubt. Nun wusste sie es besser. Diese schüchternen Augen, dieser Mut, als er sich überwand und sie auf die Wangen küsste, seine kleinen Locken, seine schönen Hände... Wie gut, dass sie in Heathrow in den Boutiquen gestöbert hatte. Diese engen, kurzen Strandkleidchen waren in Athener Läden noch nicht angekommen. Morgen würde sie ihre neuste Erwerbung erstmals tragen. Er würde rot werden. „Werden Schwarze eigentlich rot?" fragte sie sich. Egal, eigentlich.

„Musicman, sag mir die Wahrheit. Wird sie kommen?"

Killer hatte jedem die Frage mehrmals gestellt. Wenige Minuten nach neun bekam er die ersehnte Antwort, und wie! Acht junge Männer und, unter den kritischen Augen seiner Gattin, auch Herr Tsikos starrten die Erscheinung an, die auf sie zuschwebte.

Nicky trug ihre Haare nun offen. Statt der Uniform, die sie schon sehr gut kleidete, hatte sie ein knallenges, hauchdünnes Kleidchen an, das kürzer war als alles, was sie jemals gesehen hatten. Ihre Sonnenbrille hatte sie in die Haare gesteckt, und über der Schulter trug sie eine große Strohtasche.

„Steh auf, geh hin," gab Martin Killer den nötigen Tritt.

Er ging ihr zwei Schritte entgegen, breitete seine Arme aus, und alle anderen Männer fragten sich, wie sie reagieren würde. Keiner rechnete damit, dass Sie ihn innig umarmen und auf den Mund küssen würde. Aber das tat sie. Killer führte sie an der Hand die letzten beiden Schritte zu ihrem Tisch und stellte alle namentlich und mit ihrer Rolle in der Band vor.

„Du bist Tontechniker? Wenn sie Dich mit auf die Tournee nehmen, musst Du ja ziemlich gut sein, Respekt, junger Mann."

„Ja...ich, doch... ja, ganz gut," stammelte Sam the Genius, und Nicky hatte schon zwei Verehrer. Herr Tsikos persönlich brachte ihr eine Tasse Kaffee. Killer kramte alle Benimmregeln zusammen, die ihm je über den Weg gelaufen waren:

„Herr Tsikos, darf ich Ihnen meine Freundin Athina vorstellen. Unsere Freunde nennen sie Nicky, also Sie auch."

Der Wirt begrüßte Nicky lächelnd.

„Woher kennst Du denn diesen jungen Mann? Der ist doch erst seit gestern hier."

„Ich bin Stewardess," lächelte sie, „er saß in der Ersten Klasse, da kommt man sich schnell näher."

„Die Herren fliegen Erster Klasse?"

„Tja, Beziehungen," grinste Tom.

„Müssen wir sofort zum Strand?" fragte Mole. „Ihr habt alle die Akropolis gesehen, ich nicht. Können wir nicht erst dahin gehen, ich möchte sie so gerne sehen."

„Frag doch die Göttin des Sieges, ob sie sofort zum Strand will oder Dir vielleicht die Akropolis zeigt," meinte Tom.

„Athina," sagte Mole zum Erstaunen aller, „Du Göttin des Sieges, würdest Du uns die Akropolis zeigen, mir und den ungebildeten anderen?"

„Mit Vergnügen," antwortete Nicky, und Mole strahlte.

„Woher...?" weiter kam Beard nicht.

„Wie oft noch? Ich bin blind, aber nicht blöd. Das weiß doch jeder, Athina Nike, Du Depp."

Nicky hätte eine gute Reiseführerin abgegeben. Sie verbrachten fast zwei Stunden auf dem Tempelberg, und Mole überraschte alle durch sein profundes Wissen.

„Da oben," er zeigte auf den Parthenon-Tempel, „da gehören die Steine hin, die in London sind. Da kann man ganz dicht dran, das sind richtige Geschichten, wie Kino."

Die richtigen Leute Band 3: Der schönste Ort auf Gottes ErdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt