33 Pfirsiche für alle

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Den ganzen Tag über wurde geprobt, arrangiert, choreographiert, und den halben Sonntag dazu. Dann brachen sie nach Piräus auf. Sam fuhr mit der Band vor, um Mikrofone, Tonabnehmer für die Gitarren und Kabel zu kaufen. Der Händler unterbrach extra für sie seine Sonntagsruhe.

Nachdem sie die zahlreichen Instrumente, die nicht von Anfang an gebraucht wurden, hinter der Bühne versteckt hatten, bezogen sie die Kabinen. Manche Kajüten waren etwas überbelegt, denn die vorbestellten reichten nicht. Aber viele von ihnen waren es ja gewohnt, auf engem Raum zu schlafen.

Stelios und Alexandros kamen als letzte an. Sie hatten noch einen Spezialauftrag zu erledigen. Für einen ganz besonderen Coup besorgten sie Polizeiuniformen, keine aktuellen natürlich, das war verboten. In einem anderen Sketch sollte Phil den Ehemann auf Abwegen spielen. Eine Verkleidung brauchte er dafür nicht. Nikos ging mit Martin noch einmal die Moderation durch.

Als die ersten regulären Gäste eintrafen, wuchs die Nervosität der Band, und da auch alle anderen eine Aufgabe hatten, waren auch sie richtig aufgeregt. Die Stunden bis elf zogen sich wie Kaugummi. Zum Glück mussten noch 2000 Platten eingetütet werden; die Nachlieferung war pünktlich angekommen. Um acht aß die erweiterte Band gemeinsam in der Personalkantine, die damit ihre Kapazitätsgrenze überschritt.

Die Tische an der Tanzfläche waren für Freunde und Verwandte reserviert, die dort einfach nach dem Essen sitzen blieben. Reiner baute die große Kamera hinten im Saal auf, und Hans legte ein Kabel direkt von der Anlage auf sein Tonbandgerät. Um elf sprangen die Uptones auf die Bühne und wurden stürmisch begrüßt. Kommentarlos begannen sie mit „Liquidator", und Sam flitzte im Saal herum und horchte, was schwierig war, denn der Raum war vollgepackt mit Menschen. Als er zufrieden war, ging Nikos ans Mikrofon:

„Meine Damen und Herren, endlich wieder hier an Bord, zurück von ihrer erfolgreichsten Afrikatournee aller Zeiten, aus London, England: The Uptones!"

Sam drehte die Band auf, die ersten stürmten die Tanzfläche, und Sekunden später brodelte der Saal. Michalis reckte den Daumen hoch und lächelte in die Runde. Er saß mit Stephanos, Christina, den Tsikos und den Admiralsfamilien an einem großen Tisch. Die Band startete „Return of Django" und streute zwischendurch winzige Theodorakis-Passagen ein. Das Publikum tobte. Plötzlich, gerade waren es wieder ein paar verbotene Takte gewesen, stürmten die „Polizisten" die Bühne und drohten der Band mit Knüppeln. Die Musiker hörten auf zu spielen, legten die Instrumente weg und gingen von der Bühne. Das Publikum lachte und klatschte. Killer machte das Zeichen.

Manos und seine Inselkollegen enterten die Bühne. Sie bekamen Stühle und spielten ein Rembetiko-Stück. Dann wurden nach und nach die Gitarristen gerufen, die Bühne füllte sich, und die Menschen tanzten jetzt nach griechischen Weisen.

Die Uptones kamen hinzu und auch die Sänger, die sich auf der Tanzfläche getummelt hatten. Auf der Bühne war es zu eng, sodass einige daneben stehen mussten. Eine halbe Stunde spielten und sangen sie schnelle Stücke, die Temperatur im Raum war schwer erträglich.

Die letzte Nummer vor der Pause war ein Wagnis, sie konnten sie nur einmal unter realistischen Bedingungen proben. Die Bouzoukis spielten das Intro zu „Maggie May", das fast niemand kannte, weil es ganz neu war. Michalis schon, er liebte dieses Lied, wie auch die Rückseite, und was diese Riesenband daraus machte, haute ihn um. Hans und Reiner erging es nicht anders.

Die Musiker sahen, was ihr Lied mit dem Publikum machte. Sie dehnten das reine Bouzouki- und Gitarrenintro minutenlang, und die Menschen tanzten ganz eng, viele Paare küssten sich. Mole beschloss, mit seinem Solo genau jetzt einzusteigen. Stephanos nahm Christina an der Hand, ganz langsam tanzten sie. Bald saß niemand mehr, und Martin verpasste fast seinen Einsatz, als er sah, wie peinlich, dass seine uralten Eltern tanzten und sich küssten.

Die richtigen Leute Band 3: Der schönste Ort auf Gottes ErdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt