38. Kapitel - Darf ich dich noch mal nach Hause bringen?

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Er schwieg eine kurze Zeit und schien nachzudenken. Währenddessen drückte ich meine dünne Jacke näher an mich und hoffte sie würde mich vor dem aufkommenden Wind schützen.

„Weiß nicht genau. So fünf oder sechs?", sagte Jayden schließlich und sah mir dabei fast entschuldigend entgegen.

„Fünf oder sechs?", fragte ich etwas zu empört und entschuldigte mich noch im selben Moment dafür.

„Findest du das schlimm?" Ich schüttelte den Kopf.

„Nein, natürlich nicht. Ich kann mir einfach nur schwer vorstellen jetzt schon mindestens fünf Menschen so attraktiv und sympathisch gefunden zu haben, dass ich bereit gewesen wäre, sie zu küssen. Also verstehst du was ich meine?" Er nickte.

„Hast du denn schon mal einen Jungen gut gefunden?"

„Nein, also ich war vor Kurzem, also ähm ich meine bisher auch nicht wirklich daran interessiert so jemanden zu finden." Jayden grinste mir mit großen Augen entgegen.

„Also findest du jetzt schon jemanden gut?", fragte er direkt, während seine Augen freudig zu glitzern anfingen.

„Vielleicht", antwortete ich knapp und verkniff mir dabei das aufkommende Lächeln. Er sollte sich bloß nicht zu sicher fühlen. Außerdem konnte ich mir ja nicht zu 100 Prozent sicher sein, dass er das auch so sah.

„Kenn ich ihn?"

„Diese Frage werde ich dir ganz sicher nicht beantworten", lachte ich. Jayden zuckte mit den Schultern, kam dann etwas näher an mich heran und legte seinen Arm wieder um mich. Prüfend beobachtete er mich einen Moment und wollte sicherstellen, dass das für mich klar ging.

„Wenn du noch nie einen Jungen gut gefunden hast, hast du dann schon ein Mal mit einem gekuschelt?", hakte er weiter nach. Ich seufzte laut auf. Ja, mit ihm. Aber das zählte er wahrscheinlich nicht.

„Nein habe ich nicht. Bist du jetzt fertig mit der Ausfragerei?", entgegnete ich fast schnippisch.

„Okay sorry, ich will nur sicher gehen, ob es dann okay für dich ist, wenn ich meinen Arm um dich lege."

„Klar ist es das, sonst hätte ich mich schon bemerkbar gemacht", sagte ich lässig und versuchte so zu wirken, als wäre das keine große Sache für mich. Schließlich hatte er nur seinen Arm um mich gelegt und mich dann wirklich nah an sich gezogen. Mein Körper sprudelte vor Aufregung und die Stellen an denen er mich berührte, kribbelten ganz eigenartig. Und dann war da noch die Sache mit der Aufregung. Die jedes Mal ein bisschen schlimmer wurde, wenn er Druck auf seinen Arm ausübte und mich wieder etwas näher an sich drückte. Aber es war gute Aufregung und ich genoss seine Nähe sehr.

„Okay, so habe ich dich auch eingeschätzt. Dann stell du mir eine persönliche Frage, nachdem ich dich ausgefragt habe." Ich dachte einen Moment lang nach.

„Mit den Mädchen die du geküsst hast, also hast du mit denen..." Ich verstummte wieder.

„Vergiss es, mir fällt gerade nichts ein", log ich. Okay okay, diese Frage war echt zu privat. Niemals hätte ich die gerne beantwortet. Obwohl ich wirklich sehr neugierig auf seine Antwort gewesen wäre.

„Du meinst ob ich mit denen auch geschlafen habe?" Vorsichtig nickte ich.

„Nein. Ich weiß es gehen viele Gerüchte rum, mit welchen Mädchen ich schon alles was gehabt haben soll. Doch ich habe bisher nur mit einem Mädchen geschlafen und sie war zu diesem Zeitpunkt meine Freundin", sagte er, als wäre es das Normalste der Welt einfach so darüber zu sprechen. Vielleicht war es das auch und ich war einfach nur zu verklemmt. Er war also doch kein Fuckboy? Leute zu küssen oder mit ihnen zu schlafen war schon eine ganz andere Sache. Ich war froh über seine Antwort. Eigentlich hätte ich kein Problem damit haben sollen, wenn er mit allen fünf oder sechs Mädchen geschlafen hätte. Doch die Vorstellung, dass er nur mit einem Mädchen Sex gehabt hatte, schien ihn etwas weniger wie ein Fuckboy wirken zu lassen und nahm mir die Angst, dass er mich für viel zu unerfahren und langweilig halten könnte.

Zufall oder Magie? (1. Teil)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt