„Ich fand es vorhin übrigens richtig cool, dass du Jayden die kalte Schulter gezeigt hast", sagte Mason.
„Ich kann Jayden ja auch nicht leiden. Seine arrogante Art geht mir echt auf die Nerven."
„Mit dieser Meinung bist du aber eine von wenigen Mädchen an dieser Schule. Die Meisten werden fast ohnmächtig, wenn sie ihn im Flur sehen." Ich seufzte. Natürlich himmelten die anderen Mädchen ihn an, zugegebener Maßen sah er ja auch wirklich gut aus.
„Ach ja? Ich finde er ist zurückgeblieben", antwortete ich möglichst gleichgültig und blickte dabei in die einsame Landschaft. Wir liefen schon mindestens 20 Minuten und das Haus von Frankie war immer noch nicht in Sicht. Um uns herum war es still. Was machten die Leute hier an einem Freitagabend? In New York wären jetzt schon unzählige Gruppen unterwegs, die sich auf den Weg zu den besten Clubs machten. Ich vermisste den regen Trubel und die laute Großstadt. Auch wenn ich mich hier mit einer Menge von Menschen umgab, fühlte ich mich einsam und alleine. Ich hatte niemanden dem ich mich wirklich anvertrauen konnte und keiner konnte mir das Gefühl von Sicherheit geben. Die Unruhe tief in mir wollte mich verschlingen. Eigentlich hatte ich gedacht, dass mich die Party von den Problemen für einige Zeit ablenken würde, doch das unruhige Gefühl in mir wurde nur noch intensiver. Es war bereits näher an mein Herz gerutscht und ließ es ganz schwer werden. Es schien mir die Luft zum Atmen zu nehmen und ab und zu verspürte ich das Bedürfnis tief Luft holen zu müssen. Immer wieder verdrängte ich dieses erdrückende Gefühl, doch jedes Mal, wenn es in meiner Umgebung still wurde, kam es zurück. Ich erzählte Mason von der ersten Begegnung mit Jayden, als ich bemerkte, wie er mein gedankenversunkenes Starren zu verstehen versuchte.
„Ich glaube echt nicht, dass er der Hellste ist", fügte ich hinzu und lächelte Mason zu. Er begann zu lachen und sah mir amüsiert in die Augen.
„Jayden ist ganz bestimmt nicht dumm. Das ist seine Art. Er hat gewusst, dass du ihn nicht anmachen wolltest und wollte dich nur einschüchtern. Außerdem konnte er damit sicher gehen, dass du über ihn eine Weile nachdenkst." Er machte eine Pause und starrte nachdenklich die Straße hinab.
„Jayden weiß ganz genau, wie er in die Köpfe von Mädchen reinkommt. Für ihn ist das alles einfach nur ein Spiel." Verwundert sah ich ihn an. Mason wirkte nicht so als wäre er gut auf Jayden zu sprechen. Trotzdem kam es mir bei seinen Erzählungen so vor, als wüsste er ganz genau wie Jayden tickte. War das seine Menschenkenntnis oder hatten sie sich mal besser gekannt?
„Meinst du echt er hat das so genau geplant?"
„Klar! Ich kenne ihn gut."
„Aber du scheinst ihn nicht besonders zu mögen?", hakte ich nach und hoffte er würde mir ein wenig über sich und Jayden erzählen. Wenn Jayden mit mir sprach, hatte ich den Eindruck er wusste genau was ich dachte. Das machte mir Angst. Und Apropos Angst. Wenn ich nur an Jayden dachte, wurde mir plötzlich ganz übel und das leichte Hungergefühl von vorhin verschwand augenblicklich.
„Jayden und ich waren mal beste Freunde. Er war mal ein Typ dem ich alles erzählen konnte, ohne dass er über mich gelacht hat."
„Und was ist dann passiert?"
„Er ist ein großes Arschloch geworden. Er hat eine gute Freundin von uns scheiße behandelt und danach ging es mit ihm nur noch bergab. Ich glaube er hat viel Stress Zuhause, aber das ist keine Entschuldigung für die Art, wie er sich gibt. Alle zwei Wochen hat er ein anderes Mädchen und er übertreibt es langsam mit den Drogen. Der Junge ist schon jetzt so verloren, dem würde nur noch ein Wunder helfen." Ein Schauder jagte mir über den Rücken. Dass er ständig ein neues Mädchen hatte, war mir beinahe klar gewesen. Aber für einen Junkie hatte ich ihn nicht gehalten. Was er wohl für Drogen nahm? Wahrscheinlich hatte Jayden jedes Mädchen aus diesem Kaff ein Mal ausprobiert. Eigentlich sollte mich dieser Gedanken anwidern. Nicht, weil er mit vielen Mädchen geschlafen hatte, sondern weil er sie wahrscheinlich respektlos und scheiße behandelte. Aber stattdessen musste ich über Mason Behauptung, Jayden hätte viel Stresse Zuhause, nachdenken.
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Zufall oder Magie? (1. Teil)
EspiritualBereits in ihrer Kindheit wird Sam von zahlreichen Zufällen verfolgt. Während sie daraus keine große Sache machen will, gerät ihre Mutter mit jedem Zufall mehr und mehr in Panik. Als Sam dann plötzlich aus ihrem gewohnten Leben gerissen wird, verste...