19. Kapitel - Bedeutsame Linien

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Schweißgebadet schreckte ich aus meinem Alptraum auf uns saß schon einen Augenblick später, kerzengerade im Bett. Ich fasste mir an die Brust und spürte dort mein hämmerndes Herz durch den Stoff hindurch. Noch nie hatte sich ein Träum so unheimlich real angefühlt und ich hatte schon so einige reale Träume gehabt. Aber dieses Mal spürte ich die Gefühle nachdrücklich, tief in jeder Faser meines Körpers. Die panische Angst, der Eindruck verlassen worden zu sein, die daraus resultierende Einsamkeit... und warum fühlte ich mich zu etwas,... zu jemanden hingezogen? Zu dem Mann in schwarz? Wer war das? Wer sollte das sein? Ein eiskalter Schauder rann meinen Rücken hinunter. Okay, okay stopp! Das war nur ein Traum! Nur ein einfacher, irgendwie beunruhigender Traum. Tausende von Leute hatten diese Art von Träumen. Das war nichts worüber ich mir Gedanken machen sollte, richtig? Aber warum konnte ich dann nicht aufhören diesem Traum so viel Bedeutung zuzuschreiben?

Ich griff nach meinem Handy. Es war 3:33 Uhr. Mein Herz schlug einen Takt schneller. Die Luft wurde knapper und plötzlich rasten meine Gedanken unkontrollierbar durcheinander hin und her. Die Umgebung begann vor meinen Augen zu verschwimmen, während ich nicht aufhören konnte abwesend auf einen Punkt im Zimmer zu starren. Krampfhaft versuchte ich die lauten Gedanken in meinem Kopf zu verdrängen. Doch ich hatte keine Chance, sie übertönten alles andere und zogen mich immer tiefer in beängstigende Überlegungen. Hatte dieser Traum vielleicht doch eine Bedeutung? Ging es um ein Buch von meiner Grandma? Hatte das etwas mit den Zufällen zutun? Hatten diese verdammten Zufälle wirklich etwas zu bedeuten? War ich doch eine Hexe? War meine Mutter eine Hexe? War meine Grandma eine gewesen? Aber wie hatte sie dann im Feuer umkommen können? Hatte jemand das Feuer gelegt? Hatte sie jemand umgebracht? Wollte die gleiche Person ... nun mich umbringen? War ich deswegen hier? Wollte mich jemand umbringen?!

„Hm?", brummte es plötzlich ganz leise aus meinem Telefon. Ich schreckte auf, vergaß für einen Augenblick die wirren Gedanken. Hatte ich mir die Stimme nur eingebildet? Oder war das etwa die Stimme des Mörders?

„Sam?" Ich machte einen Satz nach hinten, weg vom Telefon und starrte es mit großen Augen an. Woher kannte die Stimme meinen Namen? Woher kannte sie meine Tele... warte mal.

„Maliee?", flüsterte ich heiser.

„Ja, was ist?" Erleichtert atmete ich auf. Es war nur Maliee. Kein Mörder, keine Zufälle. Einfach nur Maliee.

„Nichts, nur..." Meine Stimme versagte. Ich musste Maliee unbewusst angerufen haben. Wahrscheinlich als ich mit meinen Fantasien so beschäftigt gewesen war, dass sie mir beinahe den Verstand geraubt hätten. Ich atmete tief durch und versuchte mich zu sammeln.

„Sam? Geht's dir gut?", fragte sie besorgt, als ich ihr schon einige Minuten nicht geantwortet hatte. Aufgewühlt versuchte ich ihr von meinem Traum zu erzählen und konnte es leider auch nicht für mich behalten, wie unheimlich real er sich angefühlt hatte und was er anschließend für beängstigende Gedanken in mir ausgelöst hatte.

„Warte mal, ich komm nicht mit. Wer war dieser Mann? Und was hat das mit dem Buch zu tun?"

„Ich weiß nicht wer er war, ich kann mich nur an eine gerade, langgezogene Narbe, an seinem linken Unterarm erinnern. Und das Buch, ich weiß nicht. Vielleicht war das ein Zeichen, dass ich dieses Buch finden soll?", fragte ich vorsichtig und konnte noch im selben Moment nicht glauben, dass ich das tatsächlich ausgesprochen hatte.

„Natürlich ist das ein Zeichen. Wenn es sich so real angefühlt hat und die Zeit, bei der du auf die Uhr gesehen hast, 3.33 Uhr. Das ist definitiv ein Zeichen", entgegnete sie euphorisch, nachdem sie einen sehr langen Augenblick nur geschwiegen hatte.

„Ich weiß nicht, eigentlich war es doch nur ein Traum oder?"

„Sam! Als du mich angerufen hast, warst du völlig von der Rolle. Das war nicht einfach ein Traum. Stell dich mal den Spiegel."

Zufall oder Magie? (1. Teil)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt