40. Kapitel - Ein Lebenszeichen von Maliee

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Es fühlte sich an, als hätte ich ihn in seinen Erzählungen über seinen Dad unterbrochen, also hinterfragte ich, warum er bisher niemanden her gebracht hatte.

„Es ist nicht nur so, dass wir in seiner Gegenwart alle schlechte Laune haben. Es geht auch darum, dass er in Gegenwart von anderen so tut, als wäre alles in bester Ordnung. Als wären wir eine Bilderbuchfamilie, aber die sind wir nicht und er ist nicht der tolle Vater, als den er sich gerne ausgibt. Diese Schauspielerei von ihm und manchmal auch von meiner Mom, kann ich mir einfach nicht geben. Also halte ich mich einfach so gut es geht aus allem raus und spiele den schlecht gelaunten Teenager." Jayden erzählte davon, als wäre es ihm egal. Als würde das alles keine Gefühle in ihm hervorrufen. Doch ich wusste genau, dass es ganz und gar nicht so war. Er hatte vor mir geweint, ob er das wieder vergessen hatte? Seine Erzählungen waren traurig. Er brauchte nicht so tun, als würde ihm das nicht wehtun. Wie musste es sich wohl anfühlen einen Vater zu haben, der einen immer wieder und wieder enttäuschte. Der einem nur wehtat und vor anderen dann auch noch so tat, als wäre alles in bester Ordnung? Ich konnte mir dieses Gefühl nicht im Ansatz vorstellen, aber ich war mir sicher, dass es furchtbar sein musste und ich es niemals fühlen wollte.

Ich wusste nicht genau was ich darauf antworten sollte, also schwieg ich und sah mich stattdessen in seinem Zimmer um. Es war genauso unordentlich, wie ich es mir vorgestellt hatte. Klamotten lagen auf dem Boden. Teller und Tassen stapelten sich auf seinem Schreibtisch. Tausend Sachen lagen im ganzen Zimmer verteilt und ließen den Raum eng und überfüllt wirken. Jayden rutschte weiter aufs Bett und schob sich unter die Decke. Er sah mich an und bat mich neben sich. Ich stand also auf und kroch auch unter seine Decke. Dann lehnte ich meinen Kopf an die Wand und starrte an die Decke.

„Ich weiß nicht genau was es ist, aber irgendwie habe ich bei dir ein ganz anderes Gefühl, wenn ich von meinen Gedanken erzähle", begann er und lehnte seinen Kopf dann auch an die Wand, um nach oben zu starren.

„Wie meinst du das?", fragte ich, obwohl ich genau wusste, wie er es meinte. Die Leute hatten mir das schon sehr oft gesagt. Obwohl ich nicht besonders extrovertiert war, erzählten mir Leute schnell von ihren privatesten Dingen, wenn sie gerade mal ein paar Worte mit mir gewechselt hatten. Anscheinend schien ich etwas auszustrahlen, dass die Leute sicher fühlen ließ.

„Du gibst mir das Gefühl, mir muss nichts peinlich sein, als würdest du mich für nichts auslachen."

„Warum sollte ich das auch tun?"

„Gerade für Gedanken und Gefühle kann man doch nichts", fügte ich hinzu.

„Klar, aber viele Leute lachen einen aus, wenn man weint oder so."

„Wer hat dich denn dafür ausgelacht?"

„Niemand, aber das denke ich immer."

„Hm", brummte ich und versank einen Augenblick in eigenen Gedanken. Ich kannte das Gefühl. Ich dachte vielleicht nicht, dass mich die Anderen auslachen würden, aber ich hatte fast immer das Gefühl ich wäre hilflos, wenn ich vor Anderen weinte. Als könnte ich mich nicht mehr wehren, als wäre ich schwach.

Ich erzählte ihm von meinen Gedanken zu diesen Thema und schließlich kamen wir zu dem Entschluss, dass die Gesellschaft schuld war. Jungs redete man von klein auf ein, dass sie stark sein müssten und nicht weinen dürften und Mädchen waren sowieso die größten Heulsusen, die alles zu ernst nahmen.

„So ein Schwachsinn", beendete ich meine ausschweifenden Beschwerden über die typischen Rollenbildern.

„Ja."

„Aber echt, als ich dich das erste Mal gesehen habe, da hast du mir nur durch deine Anwesenheit das Gefühl gegeben, ich könnte dir vertrauen", sagte er ernst und setzte sich aufrecht, um seinen Worten Ausdruck zu verleihen. Ich runzelte die Stirn. Jetzt war ich mir wirklich nicht sicher, wie er das meinte. Bei unserer ersten Begegnung hatte er mich in eine Schockstarre versetzt und ich hatte mich alles andere, als sicher gefühlt.

Zufall oder Magie? (1. Teil)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt