Sprachlos nickte ich nur. Seine Hände legten sich wie selbstverständlich um meine Taille und dann fing er langsam und vorsichtig an zu tanzen. Zögernd folgte ich seinen Schritten und legte schließlich meine Hände auf seine Schultern. Mir wurde heiß vor Aufregung und ich spürte wie mich pure Nervosität durchflutete. Wir tanzten so, dass ich ihm noch in die Augen sehen konnte, doch das traute ich mich nicht. Stattdessen blickte ich knapp an ihm vorbei und hoffte, dass er nicht mitbekommen würde, wie schnell mein Herz in meiner Brust hämmerte. Ich erinnerte mich daran, wie ich mit Mason getanzt und wie es sich angefühlt hatte. Trotz des Alkohols hatte ich mich dabei nicht ganz wohl gefühlt. Ganz im Gegensatz zu Jayden. Ich war zwar furchtbar aufgeregt und ganz zittrig vor Nervosität, doch auf eine seltsame Art fühlte es sich gut an. Und das hatte es sich bei Mason nicht.
Vorsichtig drückte er mich noch enger an sich, sodass sich unsere Oberkörper nun berührten und ich meinen Kopf an seine Schulter anlehnte. Hitze stieg mir ins Gesicht. Sein Parfum drang mir in die Nase, das trotz der schweren Arbeit an ihm haften geblieben war. Einen sehr langen Moment gab ich mich der Situation einfach hin und verdrängte all die aufkommenden Gedanken. Aber dann taten sich Zweifel auf. Ich hatte Michelle versprochen ich würde mich nicht auf ihn einlassen, aber genau das tat ich doch in diesem Moment. Dann war da Mason, dem ich gesagt hatte, ich wäre momentan an so etwas nicht interessiert. Offensichtlich war ich das aber doch. Und dann musste ich an Leah denken. Ich stellte mir vor, wie wütend es sie machen würde und wie sehr wir sie damit verletzten würden. Mein schlechtes Gewissen holte mich ein und verhinderte es, dass ich den Tanz genießen konnte. Eigentlich war es doch seltsam, dass Jayden und ich so eng tanzten oder? Eigentlich war es absurd und ich musste dafür sorgen, dass wir sofort damit aufhörten. Was auch immer wir hier taten.
„Solltest du so nicht eigentlich mit Leah tanzen?", flüsterte ich in sein Ohr und erneut kam eine unheimlich gut riechende Welle seines Parfum bei mir an.
„Nein, ich habe auf deinen Rat gehört", entgegnete er.
„Welchen Rat?"
„Ich habe ihr die Wahrheit gesagt und dann ist sie gegangen."
„Was hast du?", fragte ich entsetzte und drückte mich etwas von ihm weg, um ihm in die Augen sehen zu können. Das erklärte warum ich Leah kaum noch gesehen hatte und warum sie nicht auf mich losgegangen war. Er hatte ihr also gesagt, dass er nichts Ernstes von ihr wollte?
„Du hattest recht, es war unfair ihr nicht die Wahrheit zu sagen", antwortete er und lächelte mir zaghaft entgegen.
„Und wie hat sie das verkraftet?", fragte ich leicht fassungslos. Er hatte sie echt abserviert und er war ehrlich zu ihr gewesen? Aber warum hatte er das getan? Doch nicht etwa, weil ihm bewusst geworden war, dass sie sich mit der Situation schlecht fühlte. Aber warum hatte er es dann getan?
... wegen mir? Nein, das war völlig absurd. So wichtig bin ich ihm nicht.
„Sie war wütend, mehr nicht."
„Ja so hat sie vielleicht getan und..."
„Maya, müssen wir echt über Leah sprechen?", unterbrach mich Jayden abrupt. Ich verstummte und verfing mich ein weiteres Mal in diesen geheimnisvollen, grünen Augen. Dieses Mal brach er den Blickkontakt zwischen uns. Doch er hörte nicht auf mich anzustarren. Irgendetwas in meinem Gesicht visierte er an und das ließ mich unsicher werden.
„Was ist?"
„Nichts, ich mag deine Sommersprossen einfach so sehr", sagte er beinahe fasziniert und strich mir mit seiner warmen Hand vorsichtig übers Gesicht. Mir stockte der Atem. Ich hielt die Spannung zwischen uns nicht mehr aus und kam ihm wieder näher, um meinen Kopf auf seine Schulter zu legen. Ein breites Lächeln legte sich unweigerlich auf mein Gesicht. Ich wusste, dass er meine Sommersprossen mochte, doch es jagte mir jedes Mal einen Schub Glücksgefühle durch meinen Körper, wenn er es wieder ansprach. Außerdem ließ mich das denken, er mochte meine Sommersprossen wirklich und das war nicht einfach nur irgendein willkürliches Kompliment, was er mir machte, um mich rumzukriegen. Das restliche Lied über tanzte ich mit ihm und versuchte seine Nähe zu genießen. Leah gegenüber brauchte ich kein schlechtes Gewissen zu haben oder? Wir waren nie befreundet gewesen und sie hatte mich von der ersten Sekunde an versucht bloßzustellen. Außerdem hatte Jayden ihr die Wahrheit gesagt, sie hatten nichts mehr am Laufen, ich musste also wirklich kein schlechtes Gewissen haben.
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Zufall oder Magie? (1. Teil)
SpiritualitéBereits in ihrer Kindheit wird Sam von zahlreichen Zufällen verfolgt. Während sie daraus keine große Sache machen will, gerät ihre Mutter mit jedem Zufall mehr und mehr in Panik. Als Sam dann plötzlich aus ihrem gewohnten Leben gerissen wird, verste...