Der Donnerstagmorgen war nicht weniger trüb, als die vergangenen Tage. Trotzdem kam ich gut aus dem Bett. Ich hatte gute Laune. Ich malte mir aus, wie es wohl sein würde Jayden in der Schule zu treffen. In meinen Vorstellungen begrüßte er mich mit der gleichen Umarmung, wie er mich gestern verabschiedet hatte. Ich dachte darüber nach, ob wir noch mal so ein ehrliches und schönes Gespräch, wie gestern haben würde und ob wir das vielleicht sogar in der Schule führen würden. Um mich zu schminken, war ich extra eine Stunde früher aufgestanden. Tatsächlich gelang mir mein Make-up heute besonders gut. Mein Eyeliner saß perfekt und auch meine Wimpern ließen sich heute so lang schminken, wie sie es nur selten taten. Ich schaffte es zu frühstücken und sogar mein Outfit stellte mich heute zufrieden. Ich sah in den Spiegel und ich fand, dass ich hübsch aussah. Beim Frühstück verbesserte ausgerechnet Großvater meine Laune, indem er mir erzählte, dass er das ganze Wochenende über weg wäre und wenn er bei seiner Rückkehr den Bungalow aufgeräumt und sauber vorfinden würde, wäre meine Strafe wegen der Party aufgehoben. Der Tag startete also so perfekt, wie ich es schon seit Monaten nicht mehr erlebt hatte. Der Bus kam pünktlich und ich schaffte es rechtzeitig ins Klassenzimmer. Jayden war ich im Bus zwar nicht begegnet, doch ich war mir sicher, dass er einfach später kommen würde. Schließlich passte das zu ihm. Die Hinfahrt hatte ich neben Mason gesessen. Unser Gespräch von gestern war ganz vergessen. Wir unterhielten uns normal und Mason machte nun nicht mehr den Eindruck auf mich, als hätte meine Abweisung ihn in irgendeiner Art und Weise verletzt.
Gut gelaunt wechselte ich den Raum, nach dem ersten Kurs und betrat das Zimmer mit einem breiten Lächeln, da ich mir sicher war, Jayden hier über den Weg zu laufen. Ich hatte Mathe und das bedeutete, dass Jayden zu 100 Prozent hier sein würde. Ich setzte mich wieder neben Rily. Sie hatte im Gegensatz zu mir, eine eher genervte Miene drauf. Doch davon ließ ich mich nicht runterziehen. Ungeduldig wartete ich darauf, dass die Pause endlich vorbei war und alle Schüler in den Raum kamen.
Und dann sah ich endlich Jayden. Lässig trat er durch den Türrahmen und lief in die letzte Reihe, ohne mich eines Blickes gewürdigt zu haben. Ob er mich nicht gesehen hatte? Aber warum hatte er nicht Ausschau nach mir gehalten? Er hatte doch gesagt, dass er sich auf mich freute. Ich spürte einen tiefen, unangenehmen Stich in meinem Herzen. Warum hatte er nicht nach mir gesehen? Mir wurde übel. Aber dieses Mal war es nicht die Übelkeit, die ich bekam, wenn ich nervös wurde, sondern es war Übelkeit, weil ich ein ungutes Gefühl hatte. Vielleicht hatte er es sich anders überlegt? Vielleicht war es ihm peinlich vor seinen Kumpels mit mir zu reden? Vielleicht hatte er nichts von dem, was er mir gestern gesagt hatte, ernst gemeint? Meine Gedanken überschlugen sich und sie ließen das schlechte Gefühl in mir immer stärker werden. Ich ließ die Gedankenspirale so lange zu, bis ich schließlich der festen Überzeugung war, heute mit Jayden kein einziges Wort mehr zu wechseln. Ich war mir sicher, dass er mich doch nur verarscht hatte. Und dieser Gedanke, dieser Glaubensansatz, tat weh. Er tat so sehr weh, dass sich langsam Tränen in meinen Augen sammelten, die ich vergebens versuchte zu unterdrücken. Was doch eigentlich lächerlich war. Ich meine was hatte ich mit Jayden bisher zu tun gehabt? Mehr als eine Umarmung und einem ehrlich erscheinenden Gespräch, war da nicht gewesen. Was stellte ich mich also so an?
Dem Matheunterricht hatte ich deshalb keine Sekunde lang folgen können. Stattdessen hatte ich mich immer wieder möglichst unauffällig nach hinten umgedreht und versucht Blickkontakt zu Jayden aufzubauen. Doch dieser hatte entweder auf seinen Platz, sein Handy oder an die Tafel gestarrt. Kein einziges Mal waren seine Blicke zu mir rüber gewandert.
Dann war die Stunde um. Mein Herz begann zu rasen. Es gab eine kleine Möglichkeit, dass wir doch noch ins Gespräch kommen würden. Ich wollte doch nur wissen, ob alles gut zwischen uns war. Ob sich seit gestern nichts verändert hatte. Also hatte ich meine Sachen schon vor dem Unterricht zusammen gepackt, damit ich Jayden perfekt an der Tür abpassen könnte. Er ließ sich jedoch Zeit, sehr viel Zeit. Jayden und seine Kumpels waren die letzten, die den Raum verließen. Also war auch ich langsam. Gerade als ich in seine Richtung laufen wollte, rief mich der Lehrer zu sich ran. Ich seufzte. Fuck! Ich hatte kein bisschen aufgepasst und durch ihn würde ich wahrscheinlich meine einzige Chance verpassen...
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Zufall oder Magie? (1. Teil)
DuchoweBereits in ihrer Kindheit wird Sam von zahlreichen Zufällen verfolgt. Während sie daraus keine große Sache machen will, gerät ihre Mutter mit jedem Zufall mehr und mehr in Panik. Als Sam dann plötzlich aus ihrem gewohnten Leben gerissen wird, verste...