Bis zum Einbrechen der Nacht, konnte Sophia nicht aufhören daran zu denken, was Cole mit ihr getan hatte. Es war berauschend gewesen. Sie lechzte nach mehr, war sich aber nicht sicher, ob sie schon bereit dafür war. Kurz bevor der Schlaf sie übermannte, nahm sie sich vor, sich selbst nicht unter Druck zu setzten. Wenn der richtige Moment gekommen war, würde sie es wissen. Die Nacht verlief friedlich und als sie am Morgen erwachte, freute sie sich darauf, den Tag mit Cole zu verbringen. Doch ihre Freude wurde schnell gedämpft, denn ständig wurde Cole von seinen Männern beansprucht. Immer gab es irgendwo ein Problem.
Selbst Isabelle schien an diesem Tag ihre Zeit lieber mit Ben zu verbringen. So kam es, dass Sophia fast den ganzen Tag in der Kombüse verbrachte. Sie gab ihr bestes, um aus Sebastian und Johann ein besseres Team zu machen.
So ging es leider auch in den nächsten Tagen weiter. Sie sog jeden noch so kleinen Moment mit Cole wie eine Ertrinkende in sich auf. Es war früher Mittag des fünften Tages als sie in der Kajüte Besuch von Ronald bekam. Er verkündete, dass sie sich dem ersten Ziel näherten und sie sich darauf vorbereiten sollte, dass die Reise auf dem Land weitergehen würde. Nachdem er wieder gegangen war, machte sie sich daran, ihre Tasche und die von Cole zu packen. Kaum war sie damit fertig, kam Cole zu ihr. Sie errötete als er sie sogleich an sich heran zog und ihr einen kurzen aber stürmischen Kuss raubte.
"Tut mir leid, dass ich so wenig Zeit für dich hatte", flüsterte er und sie war Überrascht. Sie hatte sich nicht einmal bei ihm beschwert und doch schien er gemerkt zu haben, dass sie dies belastet hatte. Sie war ihm nicht böse. Sie wusste, dass es an seiner Seite nicht leicht sein würde und als Anführer einer ganzen Horde, hatte er nun mal seine gewissen Pflichten.
"Ronald sagte, wir würden nun an Land weiterreisen?", fragte sie. Cole nickte und erklärte ihr zum ersten Mal, dass sie das Landgut eines Freundes von ihm ansteuerten. Johnson lebte weit im Innenland und handelte, wie Cole berichtete, mit Vieh und war ein sogenannter Befreier der Sklaven. Er kaufte die Menschen frei und bot ihnen auf seinem Landgut eine Möglichkeit zu arbeiten und auch zu leben. Da das Landgut fern ab einer Stadt oder Dorfes lag, war man dort für sich und laut Cole, sei dies der perfekte Ort, um Jayden sicher zu verwahren. Sophia fand, dass sich dies ganz gut anhörte. Allerdings war ihr auch klar, dass dieser Teil der Reise der gefährlichere sein würde. Ihre Tarnung als Tristan musste perfekt sitzen und Cole legte selbst Hand an, um dies sicherzustellen. Als er fertig und zufrieden war, reichte er ihr einen Dolch und eine Pistole. Sophia sah diese beiden Dinge mit großen Augen an.
"Was genau soll ich damit?".
"Das trägst du ab sofort bei dir".
"Ich will keine Waffen bei mir tragen".
Cole missachtete ihre Einwände, legte ihr einen Gürtel um und befestigte daran die Waffen.
"Ich dulde keine Widerrede. Hör zu Liebes, ich will dir keine Angst machen, aber in dieser Gegend kommt es oft zu Übergriffen von Banditen. Ich will nur sicher gehen, dass du dich im Notfall verteidigen kannst", sagte er und Sophia musste schwer schlucken. Sie hoffte, die Waffen niemals benutzen zu müssen. Während Sophia anhand von Geräuschen realisierte, dass sie gerade in einen Hafen einfuhren und die Anker ausgeworfen worden, kniete sich Cole vor sie nieder und überprüfte ihren Knöchel. Er wirkte zufrieden. Laufen machte ihr keine Probleme, aber er ermahnte sie, damit noch nicht zu rennen. Sophia nickte und machte sich dann mit ihm auf den Weg zum Deck. Die meisten Männer machten sich gerade dafür bereit, das Schiff zu verlassen, während ein Teil zurückbleiben würde. Sophia sah sich an dem ihr fremden Hafen um. Er war kleiner als die Häfen, wo sie bisher befahren hatten, aber in der dazugehörigen Stadt schien eine Menge los zu sein.
"Warte hier, der Aufbruch dauert noch ein wenig. Ich bin so schnell wie möglich, wieder bei dir", meinte Cole und eilte dann zum wartenden Adrian, mit dem er das Schiff verließ und irgendwo in der Stadt verschwand. Es dauerte nicht lange, bis Isabelle zu ihr kam. Wie Sophia erkannte, trug auch Isabelle einen Gürtel mit Waffen. Es war nicht zu übersehen, dass sich ihre Freundin damit genauso unwohl fühlte, wie sie.
Hast du schon von den Banditen gehört? Fragte Isabelle besorgt und Sophia nickte. Beide zogen eine Grimasse. Kurz darauf kam Ben zu ihnen.
"Sobald Cole mit den anderen zurück ist, kann es los gehen", meinte er.
"Den anderen?", fragte Sophia.
"Man weiß, von unserem Kommen und wartet mit Pferden auf uns", erklärte Ben. Tatsächlich, als kurz darauf Cole und Adrian zurückkehrten, brachten sie einige fremde Männer mit, die mehrere Pferde mit sich führten. Sogar zwei Kutschen waren dabei und ein kleiner Karren, der von einem ziemlich alt aussehenden Esel gezogen wurde. Sogleich begann die Crew der schwarzen Lady damit, das Gepäck auf dem Karren zu verstauen. Nachdem alles bereit war, kam Cole zu Sophia und brachte sie vom Schiff. Ein großer Teil der Crew folgte ihnen. Adrian blieb wie immer zurück. Es war seine Aufgabe, sich während der Abwesenheit von Cole um das Schiff zu kümmern. Der Puls von Sophia stieg rasant an als sie Jayden erblickte. An Armen und Beinen gefesselt, wurde er vom Schiff getragen und wie Müll auf den Karren abgeladen. Sein übel zugerichtetes Gesicht verzog sich zu einer wütenden Grimasse, als er erkannte, dass er zwischen dem ganzen Gepäck sitzen musste.
Rasch nahm sie ihren Blick von ihm und sah sich um. Die fremden Männer waren wieder gegangen, scheinbar war es nur deren Aufgabe gewesen, die Gruppe mit den Transportmitteln auszustatten. Fünfzehn Mann würden Sophia und die anderen begleiten und wie sie feststellte hatte Cole dafür seine besten Männer ausgewählt. Das nahm ihr die Furcht vor einer möglichen Begegnung mit den Banditen. Cole führte Sophia zu einer der beiden Kutschen und half ihr hinein. Froh war sie, dass sie nicht auf dem Rücken eines Pferdes reisen musste. Sophia sah, wie Cole noch einmal prüfend zu seinem Schiff blickte, ehe er das Zeichen zur Abreise gab.
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Des Piraten liebster Schatz
RomantikSophia arbeitet erst seit kurzem im Hause der Cortens als Dienstmagd und begreift viel zu spät, dass das adelige Ehepaar finstere Geheimnisse hütet. Bald schon kommt es Schlag auf Schlag und sie wird unrechtmäßig zu einer Verbrecherin erklärt, nach...