* Kapitel 25 *

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Nachdem sich Sophia von Sebastian, mit dem Versprechen verabschiedet hatte, dass sie Maria nichts von seinen Gefühlen sagen würde, kehrte sie zum Haus zurück. Kaum hatte sie die Eingangshalle betreten, sah sie sich Cole gegenüber. Sicher war sie sich, dass er auf sie gewartet hatte. Er schien sich entspannt zu haben, doch sie hatte das dumpfe Gefühl, dass er sich lediglich nur gut unter Kontrolle hatte und die Wut nach wie vor in ihm gärte. Um die Sache nicht unnötig anzuheizen, beschloss sie, das Thema rund um Enrico einfach zu begraben und zu hoffen, dass die Sache damit erledigt war.
"Ich hörte, dass du dich beschwert hast, dass ich keine Zeit für dich hatte", eröffnete Cole das Gespräch und sie sah ihn doch tatsächlich lächeln. Sie errötete.
"So ist das nicht, ich ...", sie stockte als er näher an sie herantrat.
"Nun habe ich Zeit und mir fallen viele Dinge ein, die wir tun könnten", flüsterte er und der Atem stockte ihr. Sein Blick war eindeutig und ihr war klar, woran er unter anderem dachte. Sie errötete nur noch mehr und wich rasch etwas von ihm zurück.
"Ich würde gerne Isabelle treffen", sagte sie und er schien tatsächlich ein wenig enttäuscht, da sie auf seine Anspielung nicht eingegangen war. Was erwartete er eigentlich? Sie würde sich ihm bestimmt nicht um den Hals werfen, wenn auch der Gedanke, wie sie zu geben musste, sehr verlockend war. Verlegen dachte sie an die Momente in der Kajüte zurück und hatte Mühe ihr aufgebrachtes Herz zu beruhigen.
"Das wirst du, aber nicht Heute", versicherte Cole ihr.
"Wann denn dann?", fragte sie.
"Morgen", war seine Antwort und damit gab sie sich zufrieden.
"Wie wäre es, wenn ich dir stattdessen ein wenig deine Scheu vor den Pferden nehme", schlug Cole vor, aber ihr Gesicht verriet ihm, dass sie davon nicht begeistert war. Mit angehaltenen Atem ließ sie zu, dass er ihr wieder näher kam.
"Keine Widerrede meine Liebe, am besten gehst du nach oben und ziehst dir eine Hose an. Ich warte bei den Stallungen", flüsterte er ihr zu, als seine Lippen dicht an ihrem Ohr verharrten und ihr ganzer Körper von Gänsehaut erfüllt wurde. Es war wirklich nicht normal wie sie auf diesen Mann reagierte und verstohlen streifte ihr Blick seine Lippen. Sie hatte vorgehabt ihm trotz allem zu widersprechen, doch als ihr der Gedanke kam, wie gerne sie ihn küssen wollte, entschied sie ihm zu gehorchen und eilte mit einem Nicken rasch nach oben. Kaum hatte sie das Gemach betreten, kam kurz darauf Maria zu ihr. Vermutlich hatte Cole sie zu ihr geschickt, denn sie hatte einige Hosen und Hemden dabei. Sophia ließ zu, dass Maria ihr dabei half, die Kleidung zu wechseln.
"Gewiss hat das Reiten in einer Hose mehr Vorzüge als in einem Kleid, aber ich gestehe, an diesem Anblick kann ich mich nur schwer gewöhnen", meinte Maria als sie Sophia in der Männerkleidung betrachtete. Sophia winkte ab, wenn sie ehrlich war, empfand sie diese Art von Kleidung als sehr bequem. Leider verursachte eine Frau in Hosen zu viel Aufsehen und beim Adel große Empörung.
"Ich möchte nicht reiten", murmelte Sophia.
"Habt ihr schlechte Erfahrungen mit den Pferden gemacht?", fragte Maria sogleich. Sophia winkte nur ab. Sie wollte nicht in Erinnerungen schwelgen, da sie zu eng mit ihrem Bruder verbunden waren.
"Solange ich nicht auf dem Rücken eines Pferdes sitzen muss, ist alles gut", sagte sie und war sich sicher, dass Cole sie wohl kaum in einen Sattel zwingen würde und falls doch, würde sie sich mit Händen und Füßen wehren. Doch ihre wahre Angst war es, zu Cole zu gehen und wieder das verlangen nach seinen Lippen zu verspüren. Sie wusste einfach nicht, wie sie damit umgehen sollte. Tief atmete sie ein und aus, bis sie bereit war , sich diesem verwirrenden und doch so faszinierenden Mann zu stellen. Wie er gesagt hatte, fand sie ihn kurz darauf bei den Stallungen vor. Ihr Herz trommelte wie verrückt als er ihr Antlitz mit einem viel zu intensiven Blick betrachtete. Es war nicht zu übersehen, dass es ihm gefiel, sie in Hosen zu sehen. Besonders ihre Rückseite war für ihn von Interesse. Etwas übertrieben räusperte sie sich, sodass er seine Musterung rasch beendete und ihr ein leicht schiefes Lächeln schenkte.
"In Hosen kommen gewisse Dinge von dir besonders gut zur Geltung", meinte er und sie rollte entnervt mit ihren Augen.
"Damit das klar ist, ich schaue mir die Pferde gerne an, aber reiten werde ich nicht", sagte sie, woraufhin er aber nichts erwiderte und stattdessen eine Stute aus dem Stall holte. Das Tier war wirklich schön und es schnaubte freudig, offensichtlich froh darüber den tristen Stall endlich verlassen zu können.
"Wenn ich vorstellen darf, das ist Küste", meinte Cole und Sophia musste Lachen.
"Was genau ist so witzig?", wollte er wissen.
"Findest du nicht , dass Küste ein sonderbarer Name für ein Pferd ist?", fragte sie und kicherte leise. Doch rasch hielt sie inne als sie merkte, dass Cole sich nicht amüsierte und sie etwas finster anblickte.
"Diese Stute gehörte meiner Schwester, sie gab ihr den Namen, weil ihr Fell sie an den Sand bei den Küsten erinnerte. Daran finde ich gar nichts witzig", sagte er und Sophia biss sich auf die Lippen. Offenbar konnte Cole sehr grantig werden, wenn es um etwas ging, was mit seiner Schwester zu tun hatte. Sie erinnerte sich daran, dass er einst erzählt hatte, seine Schwester sei spurlos verschwunden. Kein Wunder also, dass dies ein wunder Punkt war. Und doch nahm sich Sophia vor, mehr über seine Schwester in Erfahrung bringen zu wollen. Doch im Augenblick wäre es wohl kein guter Moment, ihn mit Fragen zu löchern.
"Tut mir Leid", nuschelte sie und zu ihrer Erleichterung erweichte sich seine Mimik wieder.
"Küste wird nur noch selten geritten, ich denke, sie würde sich freuen, wenn du dich ihrer annimmst", meinte Cole und reichte ihr die Zügel. Sophia zögerte kurz, ehe sie diese annahm und Küste prüfend musterte. Das Tier wirkte ziemlich entspannt und obwohl sich Sophia dennoch gerne von ihr ferngehalten hätte, beschloss sie, dem Reiten eine Chance zu geben. Dieses Pferd war Cole sehr wichtig und dass er es ihr anvertraute, bewies ihr, welches Vertrauen er in sie hatte. Es rührte sie sehr und am Ende war es sowieso klüger, sich dem Reiten zu stellen, denn vor seinen Ängsten davonzulaufen, konnte auf Dauer nicht gut gehen.
"Gut, ich versuche es", nuschelte sie. Cole war zufrieden und zeigte ihr als erstes, wie sie richtig in den Sattel stieg. Sophia brauchte mehrere Anläufe und stellte sich dabei ziemlich dämlich an. Doch schlussendlich saß sie sicher im Sattel, wenn auch ziemlich steif und in sichtlicher Panik.
"Entspann dich. Pferde sind Fluchttiere, sie haben mehr Ängste als du und haben es dennoch gelernt uns Menschen zu vertrauen. Wenn ein Pferd sowas kann, wirst du es andersherum auch können", meinte er und nahm die Zügel an sich. Sophia klammerte sich am Knauf des Sattels fest als er begann, Küste über den Hof zu führen. Zwischendurch hielt er immer wieder inne, um Sophias Haltung zu korrigieren.
"Sei doch nicht so steif, Küste spürt das", ermahnte er sie.
"Ich bin nicht steif".
"Du sitzt im Sattel als hättest du einen Stock im Hintern", erwiderte er. Sophia schnaufte, doch nachdem sie zum vierten Male eine Runde über den Hof drehten, begann sie sich zu entspannen. Sie gewann immer mehr an Sicherheit im Sattel und ihre Angst milderte sich. Es begann ihr sogar Spaß zu machen. Doch dann fand der Unterricht ein rasches Ende, als ein Mann zu ihnen kam, den sie nicht kannte. Er flüsterte Cole etwas zu und ging dann wieder.
"Ist etwas passiert?", fragte Sophia, als Cole sie daraufhin aus dem Sattel hob.
"Nichts, was dich besorgen müsste", antwortete er und erklärte, dass er zum Hafen musste. Sophia hatte große Mühe, ihre Mimik unter Kontrolle zu halten. Es gefiel ihr nicht, dass er sie schon wieder alleine ließ. Doch sie sagte nichts und nickte nur.

Des Piraten liebster SchatzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt