* Kapitel 38 *

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Der neue Tag kam und Sophia konnte nicht anders als Johnson beim Frühstück streng zu Mustern. Sie sah ein, dass sie in der Nacht überreagiert hatte, aber das hieß noch lange nicht, dass sie ihm vertraute. Er hatte eindeutig Dreck an sich, sie konnte es beinahe riechen. Als sie nach dem Essen mit Cole weiter den Umgang mit der Pistole übte, scheute sie sich nicht, ihm dies zu sagen. Doch Cole versicherte ihr, dass Johnson in Ordnung sei.
"Er ist vielleicht kein Engel auf Erden, aber dennoch ein guter Mann", sagte er. Sophia ärgerte sich, dass er so dachte. Ihr schlechtes Gefühl wollte sie einfach nicht loslassen und es nervte sie, dass Cole nur abwinkte. Reagierte sie wirklich über? Redete sie sich alles nur ein, weil sie Johnson nicht mochte? Schnell waren diese Gedanken vergessen als sie beide Zeuge wurden, wie man Jayden nach draußen schleifte und an einen Pfosten fesselte.
"Seid ihr euch sicher, dass ihn das zum Reden bringen wird?", fragte Sophia.
"Die Sonne alleine vielleicht nicht, doch ohne Trinken und Essen, wird er bald einknicken".
"Oder euch wegsterben", erwiderte Sophia. Cole winkte nur ab und drängte sie, sich wieder auf den Baum zu konzentrieren. Sie traf aber einfach nicht. Es half ihr auch nicht weiter, dass Jayden die beiden beobachtete und spottete. Schnell hatte Sophia keine Lust mehr, gab Cole die Waffe und verschwand im Haus.

Am nächsten Tag hatte Cole keine Zeit für sie. Zusammen mit Sebastian und einigen seiner Männer ritt er davon. Wohin, wusste sie nicht. Ihre Hoffnung ein wenig Zeit mit Isabelle zu verbringen wurde zunichtegemacht. Denn ihre Freundin war bei Ben und aus dem Zimmer, das beide bewohnten hörte man Geräusche, die einen wissen ließen, dass sie sehr beschäftigt waren. Daher verbrachte Sophia ihre Zeit an der frischen Luft und beobachtete Jayden.
Bis jetzt schien es ihm noch recht gut zu gehen, er hatte einen ziemlich eisernen Willen. Doch als sie bemerkte, wie er sich immer wieder über seine ausgetrockneten Lippen legte, war ihr klar, dass er furchtbaren Durst haben musste. Doch niemand brachte ihm etwas und Sophia auch nicht. Es war verboten worden und Mitleid fühlte sie für ihn nicht. Bald schon legte sich ihre Aufmerksamkeit auf die Männer von Johnson. Sie stachen unter den Arbeitern stark hervor. Es waren nicht mehr als zehn, die immer mal wieder in ihrem Blickfeld erschienen. Wie sie bemerkte, gingen sie oft auffällig dicht an Jayden vorbei oder warfen ihm Blicke zu. Vielleicht hatte das nichts zu bedeuten, doch Sophia spürte, wie sich ihr schlechtes Gefühl verstärkte. Sie fuhr aus ihren Gedanken empor als Ronald zu ihr kam.
Der Streifschuss an seinen Oberarm hatte sich trotz der guten Behandlung von Herold entzündet. Da er damit kaum eine Waffe benutzen konnte, hatte Cole ihn dagelassen. Der arme Ronald schien nun sehr gelangweilt zu sein und hatte beschlossen, ihr Gesellschaft zu leisten. Wie sie von ihm erfuhr, hatte Cole versprochen, Johnson zu helfen, seine Grenzen zu sichern. Dort trieben sich wohl oft die Banditen herum. Es gefiel ihr nicht, da sie sich sogleich Sorgen machte. Was, wenn dabei etwas schiefging?
Sie versuchte sich von diesen Sorgen abzulenken, in dem sie Ronald ein wenig auf den Zahn fühlte, was Johnson betraf. Er erzählte ihr, dass er nicht viel wusste, aber weiß, dass Johnson einer der treuesten Männer von Tigerkralle gewesen war. Oft habe er seinem Kapitän das Leben gerettet. Er gab zu, dass Johnson ein schwieriger Mann mit einem schlimmen Jähzorn war, aber er versicherte ihr, dass man ihm vertrauen konnte. Vielleicht wäre dies der Punkt gewesen, wo sie es hätte akzeptieren müssen. Aber sie tat es nicht. Nachdem Ronald gegangen war, beobachtete sie, wie Johnson das Haus verließ. Bevor sie es sich anders überlegen konnte, folgte sie ihm. Er entfernte sich immer weiter vom Haus. Irgendwann blieb er schließlich stehen und wandte sich herum.
"Wie lange willst du mir noch folgen?", fragte er als er Sophia auf frischer Tat ertappte.
"Ich folge ihnen nicht, wir gehen lediglich den gleich weg", antwortete sie. Mit grimmiger Miene kam er zu ihr.
"Ich muss dich warnen, deine Neugier tut dir nicht gut".
"Soll das eine Drohung sein?", fragte sie.
"Sieh es, wie du es willst".
Sophia sah ihm forschend in die Augen. Es war eindeutig, sie mochte ihn nicht, sie hasste ihn.
"Kann es sein, dass ihr mir misstraut?", fragte Johnson.
"Habe ich einen Grund dazu?", fragte sie und schluckte schwer als er näher an sie heran trat.
"Am besten geht ihr zum Haus zurück und lasst mich einfach in Ruhe", verlangte er. Sophia beschloss, dass es wohl das Beste wäre ihm zu gehorchen.

Des Piraten liebster SchatzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt