* Kapitel 13 *

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Als Cole auf das Deck zu seinen Männern zurückkehrte, bombardierten sie ihn sogleich mit lauter Fragen. Eigentlich hatte Cole geplant, die Tarnung von Sophia erst zu lüften, wenn er sie in sein sicheres Zuhause gebracht hatte. Doch sie hatte ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht und ihn gezwungen zu Handeln. Nun überlegte er, wie er dies seiner Crew erklären sollte. Er beschloss, einfach bei der Wahrheit zu bleiben und seinen Männern zu vertrauen. Die Crew staunte nicht schlecht als sie erfuhren, dass Tristan und Tom-Tom die beiden gesuchten Mägde der Cortens waren. Cole machte seinen Männern deutlich, dass seine Strafe gnadenlos sein würde, wenn einer von ihnen es wagte, Sophia keinen Respekt entgegen zu bringen oder ihr irgendwie zu schaden. Die Crew gelobte daraufhin, die beiden Frauen wie ihre eigenen Augäpfel zu behüten. Sebastian gab schließlich zu, wie froh er war, dass die Katze aus dem Sack sei, denn es war ihm schwergefallen, das Geheimnis zu hüten. Nachdem diese Sache geklärt war, winkte Cole nun Ben und Ronald herbei, die inzwischen dafür gesorgt hatten, dass Jayden unter Deck eingesperrt und gefesselt worden war.
"Kehrt zur schwarzen Gaststube zurück. Ich will das daraus Kleinholz gemacht wird. Brecht dem Wirt alle Beine und wenn ihr schon dabei seid, sucht alles nach den Steckbriefen ab und verbrennt sie", befahl er. Gehorchend machten sich die beiden auf den Weg und als Nächstes winkte Cole nachdem alten Adrian.
"Ich will das von nun an, immer wenn ich nicht da bin, zwei Männer, denen du vertraust, vor meiner Kajüte stehen und auf Sophia aufpassen", sagte er und Adrian nickte.
"Ich habe eine Frage", wagte es Adrian dann zu sagen.
"Die wäre?".
"Ist Sophia etwa die Frau, von der ihr letztens gesprochen habt?", fragte Adrian und als Cole nickte, stahl sich ein breites Grinsen auf die Lippen des Alten. Fröhlich lief er davon, um die zwei geeignetsten Männer aus der Crew zu picken. Schlussendlich wandte sich Cole nun an Sebastian.
"Du kommst mit mir. Es wird Zeit, mit Jayden zu sprechen", sagte er und stampfte, dicht gefolgt von einem grinsenden Sebastian, davon.

Noch lange, nachdem Cole gegangen war, musste Sophia um Fassung ringen. Sie konnte kaum glauben, dass all dies wirklich passiert war und Cole sie verschleppt hatte. Der einzige Grund warum sie nun keinem völligen Nervenzusammenbruch erlag, war der, das sie ihm glaubte als er meinte, er würde ihr nichts tun. Bei ihm bleiben würde sie aber dennoch nicht. Mit einem Piraten könnte sie niemals ihr Glück finden. Schwer seufzte sie und warf Isabelle dann einen bösen Blick zu.
"Ich weiß du konntest mir nicht helfen, aber warum bist du mitgekommen? Verdammt nochmal, du hättest fliehen und ein neues Leben aufbauen sollen", schimpfte sie und Isabelle schrieb hastig etwas in ihr Büchlein.
Wie könnte ich dich im Stich lassen, nach allem, was du für mich getan hast? Las Sophia und sogleich war ihr Ärger verflogen. Natürlich war sie froh, die Sache hier nicht ohne eine Freundin durchstehen zu müssen.
"Wir werden nicht hierbleiben, Cole hat sie doch nicht mehr alle. Koste, Was es wolle, wir werden abhauen", sagte Sophia.
Ich denke wie du, aber ich glaube, er wird uns wirklich nichts tun. Schrieb Isabelle. "Vielleicht, aber bedenke, dass sie Piraten sind. Bei ihnen zu bleiben wäre viel zu gefährlich", sagte Sophia, aber wenn sie ehrlich war, wäre sie gerne hiergeblieben. Jedoch tat sie sich schwer damit, Cole nicht als Pirat zu sehen. Es machte ihr Angst, wie gnadenlos er sein konnte und noch mehr ängstigte sie die Frage, was passieren würde, wenn sie bei ihm bliebe. Sie fürchtete sich davor ihn zu akzeptieren und dies am Ende zu bereuen. Im Grunde war sie einfach nur ein Feigling und sehnte sich nach Frieden. Letzteres, so wusste sie, würde ihr Cole nicht geben können.
"Komm, wir gehen", sagte sie schließlich, erhob sich und marschierte zielstrebig auf die Tür zu, die, wie sie hatte hören können, Cole nicht verschlossen hatte. Isabelle folgte ihr sogleich, aber beiden Frauen entglitten die Gesichtszüge, als sie die Tür öffneten und sich zwei hochgewachsenen Männern gegenüber sahen. Donnernd schlug Sophia die Tür wieder zu und konnte nicht fassen, dass Cole sie bewachen ließ. Wie sollten sie an den beiden Männern vorbeikommen? Fieberhaft begann sie die Kajüte auf den Kopf zu stellen und besah sich viel zu lange den Brieföffner, den sie auf dem Schreibtisch fand und der ihr gut als Waffe würde dienen können. Isabelle schüttelte energisch verneinend den Kopf und Sophia warf den Brieföffner zurück auf den Tisch. Eine Zeitlang grübelte sie herum. Wenn Cole nicht gelogen hatte, als er meinte, sie würden unter seinem Schutz stehen, werden die Männer vor der Tür ihr nichts tun dürfen. Grinsend lief sie wieder zur Tür und öffnete diese. Die beiden Männer sahen sie prüfend und recht ungläubig an. Es fiel ihnen immer noch schwer zu verstehen das Tristan eine Frau war, auch wenn es nun, mit dem offen Haaren offensichtlich war.
"Isabelle und ich hätten großen Hunger", sagte sie.
"Im Moment dürfen wir nicht erlauben, dass ihr die Kajüte verlasst", sagte einer der Männer. "Wie wäre es, wenn ihr uns dann etwas aus der Kombüse besorgt?", fragte Sophia und die beiden Männer zögerten.
"Wollt ihr etwa, dass ich mich bei Cole beschwere?", fragte sie und dies zeigte Wirkung, wenn auch nicht so, wie sie es gerne gehabt hätte. Einer der Männer ging, um die Küche nach etwas essbaren abzusuchen, während der andere leider blieb. Doch Sophia hatte schon eine weitere Idee, die aber sehr riskant war. Mit einem schelmischen grinsen drängte sie sich an dem Mann der zurückgeblieben war vorbei und tat als müsse sie auf die Toilette. Ohne zu Murren ließ er dies zu, positionierte sich aber direkt vor der Tür mit dem bodenlosen Eimer. Sophia hatte genau darauf gehofft und nachdem sie genügend Mut angesammelt hatte, riss sie die Tür wuchtig wieder auf, um den Mann mit voller Absicht zu treffen. Die Tür knallte wuchtig in seinen Rücken und er taumelte nach vorne, fiel aber nicht wie erhofft in Ohnmacht.
"Isabelle jetzt", rief Sophia und gemeinsam sprangen die beiden Frauen auf den Mann, der völlig überrumpelt war und von den kleinen Fäusten traktiert wurde. Der arme hatte das Problem, das er sich nicht gegen die Frauen wehren durfte, wenn er von dem Zorn seines Kapitäns verschont bleiben wollte und so blieb ihm nichts anderes übrig, als sich schlagen zu lassen. Sophia wusste nicht, ob sie oder Isabelle den goldenen Treffer landete, doch einer ihrer Schläge traf genau ins Schwarze und der Mann fiel um wie ein Stein. Besorgt gingen sie und Isabelle sicher, dass er wirklich nur bewusstlos war, ehe sie im Affenzahn die Flucht anstrebten und Hand in Hand auf das Deck stürzten. Dort kamen sie schlitternd wieder zum Stehen, da sie sich beinahe der gesamten Crew gegenüber sahen. Alle Blicke flogen zu ihnen und Sophia musste kräftig fluchen. An denen würden sie unmöglich vorbeikommen. Dennoch wollte Sophia ihr Glück versuchen und riss Isabelle mit sich als sie losrannte. Schlagartig kam Bewegung in die Männer und sie versuchten die Frauen aufzuhalten. Sophia gelang es den vielen Händen auszuweichen, doch Isabelle hatte nicht so viel Glück. Sie wurde geschnappt und sogleich brach Sophia ihre Flucht daher ab.
"Lasst sie los", verlangte sie aufgebracht, da Isabelle in den Händen des Mannes sichtlich in Panik geriet und wie verrückt strampelte.
"Ihr dürft das Schiff nicht verlassen", rief Adrian vom Oberdeck hinunter. Sophia wollte zur Wiederwehr ansetzten, als sie jedoch Cole erblickte, der gerade mit grimmigem Blick auf das Deck kam, im Schlepptau den Mann, den sie und Isabelle umgehauen hatten und den ahnungslosen, der in die Kombüse gegangen war. Die beiden sahen nicht glücklich aus und hatten wohl eine ordentliche Standpauke von ihm bekommen.
"Adrian, suche andere und bessere Männer aus. Eine Schande ist das, der hier ...", rief Cole und schubste den Mann nach vorne, der geschlagen worden war.
" ... lässt sich von zwei Frauen verprügeln", rief er und die Crew brach in Gelächter aus. Nun tat der Mann Sophia ziemlich leid, denn hätte er sich gewährt, hätte er es Cole auch nicht recht gemacht und sie empfand das Gelächter als gemein. Doch schnell war der arme Mann vergessen, als Cole zu ihr kam.
"Wage es nicht", rief sie, doch da grinste er schon, packte sie und warf sie sich über die Schultern. Empört schimpfte sie und strampelte wild um sich, während er sie wieder unter das Deck trug. Isabelle, die endlich losgelassen worden war, folgte ihnen mal wieder mit gesenktem Haupt. Nur wenige Augenblicke später landete Sophia wieder im Bett von Cole. Déjà-vu lässt grüßen!
"Du machst es dir nur selbst schwer, bleib einfach ruhig", meinte Cole, wartete, bis Isabelle bei ihr war und verließ dann wieder die Kajüte. Diesmal jedoch, hörten sie, wie er die Tür verschloss.

Erschrocken fuhr Sophia aus dem Schlaf empor, in dem sie irgendwann gefallen war und sie hörte das kräftige schlagen einer Tür. Prüfend flog ihr Blick umher und durch das kleine runde Fenster sah sie, das der Abend hereingebrochen war. Schwer seufzte sie und rüttelte dann an Isabelle, die ebenfalls eingeschlafen war. Gähnend wachte Isabelle auf und zog ein trauriges Gesicht als sie begriff, das sie noch immer in der Kajüte gefangen waren.
"Was sollen wir nun tun?", fragte Sophia, aber Isabelle wusste darauf keine Antwort. Von großer Unruhe erfüllt stand Sophia auf und lief umher. Eine Flucht war ihr wohl nicht möglich und sie fragte sich nun, wie es weitergehen würde. Was sollte sie tun, wenn sich Cole ihrer näherte? Wäre sie in der Lage ihre eigenen Sehnsüchte zu ignorieren und ihn abzuweisen? Verlegen dachte sie an den Kuss mit ihm und das machte sie nur noch nervöser. Erschrocken hielt sie inne, als sich Schritte näherten und der Schlüssel herumgedreht wurde. Die Tür ging auf und Cole trat ein, dicht gefolgt von Ben.
"Bring sie in den hergerichteten Lagerraum", befahl Cole und Ben eilte zu Isabelle, die sofort in Panik geriet, als er sie aus dem Bett zog und aus der Kajüte bringen wollte.
"Halt, was tut ihr da?", rief Sophia und wollte ihrer Freundin helfen, doch Cole versperrte ihr den weg zu ihr. Verzweifelt trommelte Isabelle mit ihren kleinen Fäusten auf Ben ein, der genervt mit seinen Augen rollte und ihre Wiederwehr erstickte, in dem er sie kurzerhand auf seine Arme hob und aus der Kajüte trug.
"Er soll sie sofort in Ruhe lassen", keifte Sophia.
"Er tut ihr nichts", erwiderte Cole und schloss die Tür.
"Wohin bringt er sie?", wollte Sophia aufgebracht wissen.
"Ich habe einen Raum für sie vorbereiten lassen, wo sie für sich ist. Also keinen Grund zur Panik", sagte er und Sophia beruhigte sich etwas, da sie ihm glaubte.
"Und was ist mit mir, wo schlafe ich?", fragte sie.
"Natürlich schläfst du bei mir", sagte er und ihr entglitten die Gesichtszüge.
"Niemals schlafe ich mit dir zusammen in deinem Bett", sagte sie, nachdem der Schock einigermaßen verdaut war. Cole lächelte nur, verschloss die Tür und steckte den Schlüssel ein. Sophia befürchtete schon das schlimmste, doch er näherte sich ihrer nicht, sondern lief zu seinem Schreibtisch, wo er sich auf dem Stuhl niederließ.
"Also?", fragte er.
"Also was?", fragte sie giftig.
"Ich würde gerne wissen, warum die Cortens dich und Isabelle zu Verbrecherinnen gemacht haben", sagte er und mit dieser Frage hatte sie nicht gerechnet. Sie wollte nicht darüber sprechen und schwieg daher eisern.
"Sophia, was haben sie dir angetan?", fragte Cole.
"Es bin nicht ich, die gelitten hat", antwortete sie nach einigem Zögern.
"Wer dann, etwa Isabelle?", fragte er, doch sie schwieg wieder.
"Spricht sie deswegen nicht? Was ist ihr passiert und wie bist du darin involviert?", fragte er, doch ihr Mund blieb verschlossen. Cole seufzte schwer und er verstand, das er ihr noch ein wenig Zeit lassen musste. Er begann nun, seine Aufmerksamkeit auf einige Schriftstücke zu richten, die wie immer quer durcheinander auf seinem Schreibtisch lagen. Sophia schielte zu ihm und wusste ihn einfach nicht einzuschätzen.
"Entspann dich Sophia. Sobald wir den Hafen verlassen haben, darfst du dich frei auf dem Schiff bewegen", sagte er ohne aufzusehen und sie entspannte sich tatsächlich. Von ihm ging, zumindest im Moment, keine Gefahr aus.

Des Piraten liebster SchatzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt